Die Wölfe vom Silmertal - Die Gefährtin des Alphas.

* 25 *

Der Mann in der Uniform eines privaten Paketzustellers klopfte kräftig an der Tür des Rudelhauses. Er blickte auf sein Klemmbrett, dann auf seine Armbanduhr und dann notierte er etwas auf seiner Liste. Aus dem Haus war nichts zu hören. Der Mann blickte erneut auf die Uhr, verdrehte genervt die Augen und hämmerte nun kräftig an die Tür.

„Ja bitte", hörte er eine schüchterne Frauenstimme an der Gegensprechanlage.

„Ich habe hier einen eiligen Brief für", er warf nochmals einen Blick auf den Umschlag, „für Marius Erken. Ich brauche eine Unterschrift."

„Mitten in der Nacht?", fragte die schüchterne Frauenstimme erstaunt.

„Verdammt nochmal", schimpfte der Zusteller. „Ich habe bereits wunderbar geschlafen, da hat mich mein Chef aus dem Bett geklingelt und von mir verlangt, sofort und auf der Stelle in die Basis zu kommen, dort diesen verdammten Brief abzuholen und umgehend auszuliefern. Mache ich das nicht, bin ich meinen Job los. Es ist mir vollkommen egal, ob Sie angezogen, im Schlafanzug oder nackt sind. Kommen Sie endlich raus und quittieren Sie mir den Empfang. Ich will wieder nach Hause und ins Bett."

Stille. Der Zusteller hämmerte nochmals kräftig an die Tür. Dann endlich hörte er Schritte.

„Na endlich", sagte er laut und blickte erleichtert in dem Himmel, als wolle er sich beim Herrn bedanken. Von links und von rechts schlichen jeweils zwei Wölfe eng an der Hauswand entlang zur Haustür. Die Tür öffnete sich einen Spalt. Eine junge Frau blickte vorsichtig durch den Spalt. Dann streckte sie ihre Hand hindurch und bat um den Brief.

„Geht's noch?", schimpfte der Kurier. „Sie müssen hier unterschreiben. Ich brauche einen Nachweis, dass ich den Brief ordnungsgemäß zugestellt habe. Also bitte."

Die Tür wurde geschlossen. Dann war zu hören, wie eine Kette abgenommen wurde und schließlich öffnete sie sich wieder. Der Kurier ergriff die Hand der Frau, zog sie an sich und drückte ihr sofort seine Hand auf den Mund, bevor sie schreien konnte. Die Wölfe drängten an ihr vorbei in das Haus.

„Wenn du ruhig bist und uns verrätst wo das Mädchen ist, geschieht dir nichts", versprach der Kurier und nahm langsam und vorsichtig seine Hand von ihrem Mund. „Also?"

Mit großen angstvoll aufgerissenen Augen starrte die Frau auf die Wölfe. Sie zitterte am ganzen Körper und beruhigte sich erst etwas, als die Wölfe einige Schritte zurücktraten.

„Du hast Angst", sagte der Kurier leise. „Aber wenn du uns hilfst, werden wir auch dir helfen."

„Sie ist im Keller", flüsterte die Frau und deutete mit ihren Augen auf eine Tür.

Der große schwarze Wolf schnaubte und leckte sich die Lefzen, dann nickte er dem Kurier zu und wartete, bis dieser zusammen mit der Frau das Haus verlassen und mit ihr auf dem Roller weggefahren war.

Schnüffelnd zogen sie durch das Haus. Ihr Eindringen war bisher nicht bemerkt worden. Das ganze Obergeschoss war leer. Sah so aus, als ob die Ablenkung im Süden genauso funktionierte, wie sie es sich erhofften. Gerade als sie sich im Erdgeschoss umsehen wollten, kam ein Mann aus einem Zimmer. Einen kurzen Moment waren noch mehrere Männer durch die Tür zu sehen, die Karten spielten.

„Wer seid ihr denn?", brüllte der Mann und nur einen Augenblick später war drohendes Knurren aus dem Zimmer zu hören und die Tür wurde aufgestoßen. Alex und drei seiner besten Männer sahen sich fünf Mitglieder des Eichenwald-Rudels gegenüber und griffen an, noch bevor sich die Männer von ihrem Schrecken erholen konnten.

——

Die Wölfe im südlichen Eichenwald spielten Verstecken. Noch immer hatten die Silmertal-Wölfe einen großen Vorteil, den der Wind hatte sich noch nicht gedreht. Er kam noch immer aus dem Norden. Die Silmertal-Wölfe hatten sich mittlerweile soweit angenähert, dass sie sich auch gegenseitig wieder riechen konnten. Sie warteten.

Der Duft der Eichenwald-Wölfe wurde stärker. Sie kamen also näher.

‚Habt ihr Ria?', fragte Chris.

‚Noch nicht', antwortete Alex. ‚Mussten erst noch den Jungs hier Manieren beibringen. Beschäftigt Marius noch ein bisschen.'