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Lydia, die Haushälterin des Alphas schluchzte. Sie saß verkrampft und so spitz auf einem der Sessel im Wohnbereich, dass es fast so aussah, als säße sie in der Luft. Nervös knetete sie ihre Finger und starrte voller Angst auf den Boden. Warum musste das ausgerechnet ihr passieren?

„Lydia", redete Chris sanft auf sie ein und ergriff ihre zitternden Hände. „Beruhige dich. Es ist wichtig ganz genau zu wissen, was passiert ist. Bitte, versuche dich an jedes Detail zu erinnern."

Lydia warf einen ängstlichen Blick zu Alex, der reglos an der Terrassentür stand und in den Wald starrte. Vor nicht einmal einer halben Stunde hatte Lydia im Rudelhaus angerufen und aufgelöst gestammelt, Ria sei weg. So schnell war Alex noch nie durch den Park zu seinem Wohnhaus gelaufen. Chris war ihm gefolgt. Und das war auch gut so.

Alex hatte das ganze Haus abgesucht und ja, Lydia hatte die Wahrheit gesagt, Ria, seine kleine Wildkatze war weg. Der Stich in seinem Herzen tat weh und er heulte auf, nicht nur vor Wut, sondern auch vor Schmerz. Er war nahe daran, Lydia in der Luft zu zerreißen und er war froh, dass Chris an seiner Seite war und mit kühlem Kopf die ersten Maßnahmen eingeleitet hatte.

„Sie lag noch..", Lydia schluchzte auf.

„Lydia", sagte Chris leise, aber eindringlich. „Schau mich an und dann erzähle."

„Sie lag noch in seinem Bett und hat tief und fest geschlafen, als ich kam", wisperte sie.

„Wann bist du gekommen?"

„Ein paar Minuten vor neun. Wie jeden Tag", erklärte sie und blickte starr auf Chris, der einen der Sessel verschoben hatte und direkt vor ihr saß. „Ich habe als erstes die Waschmaschine angestellt. Das mache ich immer so, wenn genügend Wäsche da ist. Dann gehe ich in die Küche und überprüfe den Kühlschrank und die Vorräte und schreibe einen Einkaufszettel. Dann bin ich in das Schlafzimmer – in sein Schlafzimmer gegangen und habe gesehen, dass sie noch darin lag und tief und fest geschlafen hatte. Deswegen habe ich zuerst ihr Zimmer sauber gemacht. Ich habe ihr Bett frisch überzogen und dann die Schmutzwäsche nach oben gebracht und sortiert."

„Wie spät war es da etwa?", unterbrach Chris sie.

Lydia überlegte. „Das war noch nicht zehn Uhr."

„Bist du dir da sicher?"

„Ganz sicher", nickte sie. „Meine Armbanduhr piept jede volle Stunde. Ich war gerade am Sortieren, da hörte ich die Tür von seinem Schlafzimmer zuschlagen. Dann hörte ich nackte Füße über den Boden huschen und gleich darauf ihre Schlafzimmertür. Dann hörte ich Wasser laufen, sie stand unter der Dusche. Ich bin dann schnell in die Küche gelaufen und habe das Frühstück für sie gemacht und in ihr Zimmer getragen. Da war es genau zehn Uhr. Die erste Wäsche war dann auch fast fertig. Sie war nicht schmutzig, sollte aber wieder frisch sein und deswegen habe ich nur das Kurzprogramm genommen. Die Maschine war gerade am Schleudern, als ich nach oben ging. Ich musste noch zwei oder drei Minuten warten, dann konnte ich die Maschine ausschalten und die Wäsche in den Trockner gesteckt. Dann habe ich noch eine Ladung Wäsche in die Maschine sortiert und sie angestellt. Das hat vielleicht eine viertel Stunde gedauert. Dann bin ich einkaufen gegangen."

„Und du hast die Haustür sicher hinter dir abgeschlossen?"

„Ganz sicher. Ich schließe immer alles ab, wenn ich gehe", bekräftigte Lydia.

„Schließt du die Haustür auch ab solange du im Haus bist?"

Lydia stutzte, dann schüttelte sie mit angstvoll aufgerissenen Augen den Kopf.

„Ist gut. Du kannst jetzt gehen."

Unsicher erhob sich Lydia. Sie warf einen schnellen Blick zu Alex, der der Unterhaltung gefolgt war, ohne sich zu bewegen. Ängstlich schaute sie nochmals zu Chris, doch erst als er ihr freundlich zunickte, atmete sie erleichtert auf, drehte sich um und floh aus dem Haus.

Die Wölfe vom Silmertal - Die Gefährtin des Alphas.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt