Kapitel 46

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Ein halbes Jahr später


>>Denkst du nicht, dass du so langsam genug hast?<<, fragte Tina.

>>Nein, wieso denn?<<, entgegnete ich.

>>Weil du wirklich genug hast<<, sagte Sarah.

Ich saß wie fast jeden Abend in der Bar, in der meine besten Freundinnen, Tina und Sarah, arbeiteten. Mittlerweile war mir alles ziemlich egal, ich wollte nur den Schmerz betäuben. Maxi war für drei Wochen zu Moritz nach New York gefahren und ich war hier allein, also hatte ich endlich mal sturmfreie Bude. Das musste ich doch ausnutzen.

Also sagte ich nun: >>Nein, ich hab noch nicht genug. Meinen Babysitter könnt ihr ja schlecht anrufen.<<

Tina sah mich mit einem Du-bist-meine-beste-Freundin-aber-ich-könnte-dir-gerade-den-Hals-umdrehen-Blick an.

Aber sie konnte nicht lange, bei mir stehen bleiben, da die Bar ziemlich voll war. An ihre Stelle trat ein gutaussehender Mann, in meinem Alter. Eine willkommene Abwechslung. Er hatte die schwarzen Haare zu einem Dutt zusammengebunden, trug ein blaues Hemd und schwarze Jeans. Er sah wirklich gut aus, aber er erinnerte mich auch irgendwie an Moritz. Das tat weh, also brauchte ich noch mehr Alkohol.

Er fragte: >>Darf ich dir einen Drink spendieren?<<

>>Gerne<<, antwortete ich.

>>Was darfs denn sein?<<, fragte er.

>>Ganz egal, die Mädels hier, wissen schon was ich mag<<, sagte ich.

>>Alles klar<<, sagte er und ging an die Bar.

Wenige Sekunden später, kam er mit zwei Shots zurück. Sehr gut.

>>Du hast wirklich tolle Augen<<, sagte er.

>>Danke. Deine sind aber auch schön<<, entgegnete ich.

Wir unterhielten uns eine Weile und tranken noch ein bisschen weiter. Irgendwann entführte er mich auf die Tanzfläche und schmiegte sich eng an mich. Und damit meine ich, wirklich eng. Zwischen uns hätte nicht einmal eine Stecknadel gepasst. Aber das war mit in diesem Moment gerade recht. Aber vielleicht stellte sich mein Hirn auch einfach nur vor, dass es Moritz war und nicht irgendein dahergelaufener wildfremder Kerl.

>>Ich bin übrigens Mark<<, sagte er.

>>Melissa<<, sagte ich.

Seine Hände waren mittlerweile überall, aber das machte mir nichts aus. Ich erkannte mich zur Zeit zwar selbst nicht mehr, aber Moritz hatte einen Teil meiner Seele mit sich genommen. Ich brauchte Ablenkung, ich konnte nicht mehr immer nur allein sein. Ich musste wieder irgendetwas spüren und zugleich musste ich den Schmerz betäuben. Diese Möglichkeit die sich mir nun bot, erschien mir die optimale Lösung zu sein.

Mark fragte: >>Zu mir oder zu dir?<<

>>Zu dir<<, antwortete ich.

>>Dann lass uns hier verduften<<, sagte er.

Ich nickte und wir holten unsere Jacken. Wenige Minuten später waren wir auch schon bei ihm zu Hause angekommen. Kaum war die Zimmertür zu, zog er sich aus und sah mich mit erwartungsvollem Blick an. Ich zog mir die Klamotten aus und schon fiel er über mich her. Ich konnte die weiche Matratze unter mir spüren. Ich konnte ihn an meinem Oberschenkel spüren, er war steinhart. Mit einer einzigen Bewegung, stieß er hart in mich hinein. Mir entfuhr ein lautes Stöhnen. Er stieß immer wieder hinein und hinaus. Jedes Mal etwas härter und tiefer. Nebenbei knetete er meine harten Brüste. Es fühlte sich so berauschend an. Ich schlang meine Beine um ihn und zwang ihn so noch tiefer in mich hinein. Ich wollte, dass er mir das Gehirn rausvögelte.

>>Oh Gott ... härter ... tiefer ...<<, stöhnte ich.

Aber es reichte mir noch nicht. Also drehte ich uns beide um und ritt nun seinen Schwanz. So war es schon besser.

>>Fuck ...<<, schrie er als er kam.

Auch ich kam zum Orgasmus und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Als ich wieder zu Atem kam, stand ich auf und ging durchs Zimmer.

>>Was machst du?<<, fragte er.

>>Na was wohl? Ich für meinen Teil, geh jetzt meiner Wege<<, sagte ich bestimmt.

>>Also meiner Meinung nach, war das der beste Sex aller Zeiten. Willst du nicht noch für eine zweite Runde bleiben?<<, fragte er und setzte ein sehr charmantes Grinsen auf.

>>Heute nicht<<, sagte ich.

>>Ganz wie du meinst. Du weißt ja, wo du mich findest<<, sagte er.

>>Du sagst es<<, sagte ich, zog mich an und ging aus der Wohnung.

Als ich aus dem Haus trat, traf mich die kalte Luft ohne Vorwarnung. Ich fühlte mich so nüchtern, wie schon seit langem nicht mehr. Ich wusste, dass das nicht Ich war. Ich war niemand der einen One - Night - Stand hat und ich bin auch niemand, der sich fast jeden Abend betrinkt. Aber ich halte es nicht mehr aus, immer diesen Schmerz zu fühlen, wenn mir irgendwie Moritz in den Sinn kommt und das ist leider ziemlich oft der Fall, da Maxi ihm verdammt ähnlich sieht. Ich ging also nach Hause und hoch in die Wohnung.

Mein Handy klingelte und ich ging ran, ohne zu gucken, wer es war: >>Hallo.<<

>>Mel, wo bist du? Wir machen uns Sorgen um dich. Auf einmal, warst du nicht mehr da<<, sagte eine aufgelöste Tina.

>>Alles gut, Tina. Ich bin jetzt zu Hause<<, sagte ich in verkürzter Form.

>>Dann bin ich ja beruhigt. Schlaf gut, Mel<<, sagte sie.

>>Ja, du auch<<, verabschiedete ich mich und legte auf.

Ich legte mich aufs Bett und rollte mich zusammen. Natürlich hatte ich mir beim Sex vorgestellt, dass es Moritz und nicht Mark war. Und ja, natürlich bereute ich es, dass ich Moritz von mir gestoßen und nicht mit ihm nach New York gegangen war. Ich bereute es, dass ich ihm nichts von der Schwangerschaft und der anschließenden Fehlgeburt erzählt hatte, aber das konnte ich jetzt alles nicht mehr ändern. Ich musste jetzt mit den Konsequenzen leben, ob es mir nun gefiel oder nicht. Diese Schuldgefühle, machten mir jeden Tag zu schaffen uns so wie es aussah hatte ich gerade den einzigen Weg gefunden, um den Schmerz zumindest kurzfristig zu ignorieren. Ich wünschte mir nichts sehnlicher, als jetzt neben Moritz zu liegen, aber manche Wünsche gingen eben nicht in Erfüllung. Ich hatte es schlicht und einfach verbockt und zwar so richtig.


Wie schön du bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt