Kapitel 10

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Einige Wochen später

Moritz und ich waren mittlerweile vier Monate zusammen.

>>Aber ich hab einfach das Gefühl dich zu enttäuschen<<, sagte ich lauter als ich beabsichtigt hatte.

>>Das tust du doch gar nicht<<, erwiderte Moritz.

Ich lachte und erwiderte: >>Ach komm. Ich bin nicht blöd und weiß, dass es nicht ewig gut gehen kann, eine Beziehung zu führen in der immer nur du zurückstecken musst, weil ich so ein Feigling bin. Es wäre doch viel einfacher für dich, wenn du mich verlässt und dir eine andere Freundin suchst, mit der du auch ins Bett gehen kannst.<<

>>Du weißt ganz genau, dass es mir nicht darum geht und du weißt auch, dass ich keine andere will<<, konterte er.

>>Und was wirst du sagen, wenn wir uns in einem Jahr immer noch im Kreis drehen?<<, fragte ich.

Er antwortete: >>Woher willst du wissen, dass es da immer noch so ist? Und selbst, wenn, dann ist es eben so. Du weißt, wie ich zu dir stehe.<<

>>Ja, das weiß ich, aber ich kann nicht zulassen, dass ich dich unglücklich mache und ich glaube, dass ich das auf lange Sicht mache. Ich liebe dich, aber ich will nicht egoistisch sein<<, erwiderte ich.

>>Du bist überhaupt nicht egoistisch<<, sagte er und fügte hinzu: >>Ich wusste vom Vornherein, dass du Zeit brauchst und, dass ich dich nicht unter Druck setzen darf. Ich wusste worauf ich mich einlasse. Ich liebe dich und ich mache sicher keinen Rückzieher. Ich habe dir gesagt, dass ich warten kann und, wenn das in einem Jahr immer noch der Fall ist, dann ist das eben so.<<

>>Aber das kann doch keine Dauerlösung sein<<, erwiderte ich.

>>Wenn man jemanden liebt, bringt man auch Opfer<<, konterte er.

>>Das stimmt. Und mein Opfer ist es dich gehen zu lassen, damit zu glücklich werden kannst. Ich will nicht, dass du mit mir deine Zeit verschwendest. Ich kann dir nichts versprechen und keine Garantien geben. Ich will, dass du glücklich wirst und ich weiß nicht, ob du das mit mir wirst<<, sagte ich.

Er schaute mich fassungslos an, außer stande etwas zu sagen, da er nicht fassen konnte, was ich gerade getan und gesagt hatte. Und ich wollte auch nicht mehr, dass er etwas sagte. Wahrscheinlich war es besser, wenn ich einfach ging. Und das tat ich auch. Ich nahm meine Tasche und ging aus seinem Zimmer. Im vorbei gehen legte die Halskette mit dem Diamenten besetzten M auf dem Nachttisch ab. Ich liebte diese Kette. Sie hatte uns verbunden und mir Kraft gegen. Aber es erschien mir nicht richtig zu behalten. Er würde ein anderes Mädchen finden, der er sie schenken konnte. Da war ich mir sicher. Sobald sich das Gerücht verbreiten würde, dass er wieder Single war, konnte er sich wahrscheinlich nicht mehr vor Anfragen retten. So wie es vor mir auch schon gewesen war. Er würde glücklich werden und das ohne mich. Ich ging die imposante Treppe hinunter, aus der Tür und zu meinem Auto. Ich fuhr die Einfahrt hinunter und fuhr nach Hause. Ich stand kurz vor dem Zusammenbruch, aber noch war alles in mir taub. Sobald ich zu Hause parkte, ging ich wie ferngesteuert in mein Zimmer und ließ meinen Tränen freien Lauf. Ich packte ein paar Sachen zusammen und beschloss ein paar Tage wegzufahren. Meine Mutter kam zu mir und nahm mich in den Arm. Sie fragte nicht, was los war, aber sie wusste was mich in letzter Zeit beschäftigt hatte und konnte sich wahrscheinlich selber zusammenreimen, was passiert sein könnte. Aber ich hatte gerade keine Kraft, es ihr zu erzählen.

Ich sagte nur: >>Ich fahre für ein paar Tage zu Tante Lisi.<<

Sie nickte und fragte: >>Soll ich dich zum Bahnhof fahren? Oder lieber zum Flughafen?<<

>>Ja, zum Bahnhof bitte<<, sagte ich dankbar.

Ich stieg in den nächsten Zug und fuhr zu meiner Lieblingstante nach Zürich. Es war eine lange Fahrt, aber das war genau das, was ich jetzt brauchte. Moritz versuchte ständig mich anzurufen und schickte mir Hunderte Nachrichten, aber ich ging weder ran, noch las ich die Nachrichten. Ich konnte nicht. Ich musste ihn gehen lassen. Ich wollte, dass er glücklich war und ich hatte das Gefühl, dass ich ihn enttäuschte. Natürlich ging es nur um Sex, aber in einer wirklichen Beziehung in der man sich liebt, ist es eine nicht unwichtige Sache. Ich wollte ja, aber ich konnte nicht. Ich hatte einfach wahnsinnige Angst. Ich wusste, dass er das verstand, aber ich wollte nicht, dass er immer zurückstehen musste, nur, weil ich mich meinen Ängsten nicht stellen konnte oder vielleicht auch wollte. Er würde sicher über mich hinwegkommen und würde eine andere finden, die ihm das geben konnte, was zu einer normalen Beziehung dazugehörte. Ich wollte ihn ja auch, mehr als andere, aber jedes mal, wenn wir kurz davor waren, tauchten wieder Erinnerungsfetzen vor meinem inneren Auge auf und ich verfiel in Panik. Ich wollte ihn nicht kränken, aber ich hatte Panik, dass es so weh tun würde, wie bei John. Natürlich wusste ich, dass es bei weitem nciht vergleichbar war, aber in dieser Hinsicht, war mein Hirn einfach krank.

Nach eingien Stunden Zugfahrt war ich deann in Zürich. Meine Tante, wartete bereits am Bahnhof auf mich und nahm mich zur Begrüßung in die Arme. Sie sagte nichts, sondern hielt mich einfach nur in den Armen. Mama hatte ihr sicher schon etwas erzählt, genug Zeit hätte sie ja gehabt. Wir fuhren zu ihr nach Hause und ich erzählte ihr alles. Sie hörte mir zu und dachte einen Augenblick nach, bevor sie ihre Meinung sagte.

Dann sagte sie: >>Also ganz ehrlich, ich kenne Moritz ja nicht persönlich, aber, wenn er so ist wie du sagst, dann hast du einen Fehler gemacht. Ich weiß, dass es aus deiner Sicht, das einzig Richtige war. Du willst, dass es ihm gut geht und er glücklich wird und du weißt, dass es für dich einfach wahnsinnig schwierig ist, diese Angst abzuschütteln, aber, wenn er wirklich so ist, wie du erzählst, dann denke ich schon, dass es ihm weniger ausmacht zu warten, als du denkst.<<

>>Glaubst du?<<, fragte ich.

>>Oh ja<<, bestätigte sie und fügte hinzu: >>Glaub mir, ich hatte in meinem Leben genug Beziehungen um das zu wissen. Und ich kann dir sagen, dass solche Männer wirklich höchst selten sind. So einen musst du so lange festhalten, wie es nur geht.<<

>>Wahrscheinlich hast du recht<<, gestand ich.

>>Und ich wette, dass er sicher auf dem Weg hierher ist, um dich zurück zu bekommen<<, sagte sie aufmunternd.

>>Vielleicht<<, sagte ich und fügte hinzu: >>Aber vielleicht auch nicht.<<

>>Ich denke schon. Du sagtest, dass er dich versucht hat anzurufen und dir Nachrichten geschrieben hat und das ist schon ziemlich eindeutig<<, meinte sie.

>>Aber die Anrufe hab ich nicht entgegengenommen und die Nachrichten hab ich nicht gelesen. Vielleicht hasst er mich jetzt ja auch. Verdenken könnte ich es ihm zumindest nicht<<, erwiderte ich.

>>Also ich glaube nicht<<, entgegnete sie.

Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte und wollte auch nichts mehr sagen. Ich ging hinüber zum Fenster und starrte hinaus. Meine Tante kam zu mir und zog mich in eine Umarmung. Sie stand noch eine Weile bei mir und ließ mich dann allein am Fenster zurück. Ich wusste, dass sie recht hatte und ich einen schrecklichen Fehler gemacht hatte, aber das konnte ich jetzt auch nicht mehr ändern. Ich brauchte einfach mal Zeit für mich. Ich musste mir über alles im Klaren sein.

Am Abend aßen wir noch etwas und ich ging schon mal ins Gästezimmer und wollte mich gerade Bettfertig machen, als es klingelte. Ich fragte mich, wer zu dieser Zeit wohl noch kommen würde. Ich dachte, dass es vielleicht eine von Tante Lisis Freundinnen war, oder vielleicht ihr aktueller Freund. Umso überraschter war ich als sie mich zur Tür rief. Und noch überraschter war ich, als ich Moritz im Gang stehen sah. Mir blieben die Worte im Hals stecken.

Doch irgendwann brachte ich dann doch ein: >>Was machst du denn hier?<<, heraus.

Er antwortete: >>Wir müssen reden.<<


Wie schön du bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt