Maxi
Ich saß in Moritz' Wohnung in New York und genoss gerade die Aussicht auf den Central Park. Ich hatte Moritz nichts von Mels Lebensstil erzählt. Ich wusste, wie er reagieren würde, aber so langsam konnte ich mit dem Geheimnis nicht mehr leben. Ich hatte ihm vor fast drei Jahren zwar die Sache mit der Schwangerschaft und der Fehlgeburt erzählt, aber er musste mir versprechen, dass er Mel damit nicht konfrontieren würde und das hat er bis heute nicht getan.
Natürlich merkte mein Zwilling, dass mich etwas bedrückte und fragte: >>Was ist los?<<
Ich antwortete: >>Nichts.<<
>>Das stimmt nicht<<, sagte er und fügte hinzu: >>Ich kenne dich. Du hast ein Geheimnis.<<
>>Nein, warum sollte ich ein Geheimnis haben<<, erwiderte ich schnell.
Er zog die Augenbraue nach oben, da wusste ich, dass er mich durchschaut hatte. Verdammt.
Ich seufzte und sagte: >>Es geht um Mel. Sie ... ruiniert sich im Grunde ihr ganzes Leben.<<
>>Wie meinst du das?<<, fragte er.
Sorge lag in seiner Stimme und Panik stieg in seinen Augen auf. Er liebte sie immer noch wie verrückt und hatte auch in den letzten drei Jahren keine Beziehung gehabt. Er hoffte nach wie vor, dass sie zu ihm zurückkommen würde.
>>Sie ... trinkt und ... hat jede Nacht nen anderen<<, erklärte ich.
Moritz schaute mich ungläubig an.
Dann fragte er: >>Was? Wieso?<<
Ich antwortete: >>Sie will so den Schmerz betäuben, den sie immer noch von eurer Trennung in sich trägt. Aber sie weiß nicht, dass ich das alles weiß.<<
>>Woher weißt du es dann?<<, fragte er.
>>Von Tina und Sarah<<, antwortete ich und fügte hinzu: >>Die beiden machen auch ziemliche Sorgen um sie.<<
>>Und seit wann weißt du davon?<<, fragte er.
Das war nicht gut. Er würde mir eine Predigt halten, warum ich ihm nicht schon früher was gesagt hatte. Aber da musste ich jetzt durch.
>>Seit ... zwei Jahren<<, gestand ich.
Und wie zu erwarten, fragte er: >>Warum hast du mir nicht schon eher, was gesagt?<<
>>Weil ... ich es Tina und Sarah versprochen hatte und außerdem wäre Mel zu dem Zeitpunkt nicht für eine Konfrontation in der Lage gewesen. Sie haben es mir auch erst nach fünf Monaten gesagt und auch nur, weil ich nicht aufgehört habe, nachzubohren<<, erklärte ich.
Er atmete schwer aus und sagte: >>Okay.<<
Er dachte nach.
Dann fragte er: >>Und wie gehts ihr jetzt?<<
>>Um ehrlich zu sein, nicht wirklich gut<<, gestand ich.
>>Ich muss mit ihr reden<<, sagte er.
Das hatte ich mir schon gedacht. Und um ehrlich zu sein, war es vielleicht gar kein Schaden, dass er das tun wollte, immerhin konnte es nicht mehr schlimmer werden. Das war zumindest meine Meinung. Aber ich wusste genau so gut, dass Mel auszucken und die Flucht ergreifen würde, sobald sie Moritz sieht. Ich kannte sie noch gut genug um das zu wissen. Sie hatte sich zwar extrem verändert und sie war definitiv nicht mehr die Mel, die ich damals in Wien kennengelernt hatte, aber das wusste ich. Wahrscheinlich würde sie mich danach für immer hassen. Aber es bestand auch die minimale Chance, dass alles wieder gut wurde. Aber diese Möglichkeit bestand zu einer Wahrscheinlichkeit von 1:1000000. Aber wir mussten das Risiko eingehen.
Also sagte ich: >>Ich kann dir nicht versprechen, ob sie dir überhaupt zuhört, aber ich glaube, das ist keine schlechte Idee. Schlimmer kann es ja immerhin nicht mehr werden und, wenn sie mich dann hasst, dann ist das nun mal so.<<
Die Entscheidung war gefallen. Also fuhren wir zum Flughafen und nahmen den nächsten Flieger nach Frankfurt.
Im Flieger sagte Moritz: >>Heute hätten wir unseren Jahrestag.<<
Ich sagte: >>Das ist nicht gut. An diesem Tag, ist ihr Zustand immer eine Katastrophe.<<
Er schaute mich einem vielsagendem Blick an. Während des neunstündigen Fluges sprachen wir nicht viel. Wir kamen am frühen Morgen in Frankfurt an und fuhren direkt zu unserer Wohnung. Zu dieser Zeit hätten wir am ehesten Glück sie noch anzutreffen. Als ich die Tür öffnete sah ich, dass ihre Schuhe und ihre Jacke da waren, das war schon mal ein gutes Zeichen. Wir setzten uns auf die Couch und warteten bis sie aufstand. Da wir im Flieger was gegessen hatten, war das erledigt.
Moritz sagte: >>Du musst nicht mit mir hier warten, ich seh doch, dass du müde bist.<<
>>Das bist du doch auch<<, erwiderte ich.
>>Das ist nicht so wichtig<<, entgegnete er und fügte hinzu: >>Du kannst ruhig ins Bett oder zu deinem Freund gehen.<<
Ach ja, das hatte ich ganz vergessen zu erwähnen. Ich war seit ein paar Wochen wieder in einer Beziehung. Nathan war wirklich toll und ich konnte mir wirklich mehr mit ihm vorstellen. Er liebte mich und ich liebte ihn. Ich hatte Moritz schon vor einer Weile von ihm erzählt, aber getroffen hatten sie sich noch nie.
>>Okay, aber du rufst an, wenns Probleme gibt<<, sagte ich.
>>Mach ich<<, sagte er.
Ich stand auf und ging zu Nathan, der nur einen Block weiter wohnte.
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Wie schön du bist
RomanceMelissa Koch ist gerade mal 18, lebt mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder auf einem großen Hof und hat noch nicht viel von der Welt gesehen. Doch bei einem Konzert begegnet sie Moritz. Sie fällt ihm sofort ins Auge und weckt sein Interesse. Do...