Kapitel 47

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Fünf Monate später


Maxi

>>Woher kommst du zu dieser Zeit? Warst du etwa die ganze Nacht weg?<<, fragte ich Mel.

Sie versuchte schnell in ihrem Zimmer zu verschwinden, aber sie hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass ich noch da war.

Sie drehte sich zu mir um und antwortete: >>Ich war aus und hab bei Tina übernachtet.<<

>>Okay<<, sagte ich.

Sie verschwand in ihr Zimmer. Ich hatte das Gefühl, dass sie mich anlog, aber dieses Gefühl hatte ich schon seit Monaten. Es war höchste Zeit, dass ich endlich nachhackte, aber ich wusste, dass ich von Mel keine Antworten bekommen würde. Also musste ich bei Tina und Sarah nachfragen. Mittlerweile erzählte sie ihnen mehr als mir, aber ich konnte sie irgendwo auch verstehen. Sie dachte sicher, dass ich gleich alles Moritz erzählen würde und das wollte sie um jeden Preis vermeiden. Es wunderte mich ohnehin, dass sie noch mit mir hier zusammen wohnte. Ich hatte schon damit gerechnet, dass sie eines Tages in eine eigene Wohnung oder zu einer ihrer Freundinnen ziehen würde. Ich zog mich also an und ging aus der Wohnung. Sobald ich aus dem Haus war, nahm ich das Telefon und wählte Tinas Nummer.

SIe ging gleich ran und sagte: >>Hallo, Maxi.<<

>>Hey, Tina. Wie gehts dir?<<, fragte ich.

>>Gut, danke. Und dir?<<, erwiderte sie.

>>Auch gut<<, antwortete ich.

Nach einer kurzen Pause fragte ich: >>Hast du heute Zeit?<<

>>Ja klar<<, antwortete sie.

Dann fragte ich: >>Weißt du, ob Sarah auch kommen kann?<<

>>Warte sie sitzt gerade neben mir. Ich frag sie mal<<, sagte sie und sagte gleich darauf: >>Sie sagt, dass sie heute auch Zeit hat.<<

>>Super<<, sagte ich und fragte: >>Könnt ihr gleich zur Bäckerei kommen? Ich lade euch zum Frühstücken ein.<<

>>Ja klar, wir sind gleich da<<, sagte Tina.

>>Dann bis gleich<<, sagte ich.

>>Bis gleich<<, hörte ich sie noch sagen, dann legten wir auf.

Ich kam gerade bei der Bäckerei an, als Tina und Sarah um die Ecke kamen.

>>Hey<<, begrüßte ich die beiden.

>>Hey<<, sagten auch sie.

Wir gingen rein, setzten uns und gaben unsere Bestellung auf.

Dann sagte ich: >>Ich muss mit euch reden. Es geht ... um Mel. Ich habe das Gefühl, dass sie mich anlügt, aber ich komm einfach nicht dahinter, was sie mir verschweigt. Wisst ihr irgendwas?<<

Die beiden wechselten einen besorgten Blick. Das war kein gutes Zeichen.

>>Bitte ihr müsst mir sagen, was ihr wisst. Ich mache mir wahnsinnige Sorgen um sie<<, bat ich.

>>Eigentlich dürfen wir dir nichts verraten<<, gestand Sarah.

>>Ist sie in Schwierigkeiten?<<, fragte ich voller Panik.

>>Nein, also ... wie man es betrachtet<<, stammelte Tina.

>>Na schön, aber du hast es nicht von uns<<, sagte Sarah.

>>Okay, ich verspreche es<<, sagte ich.

Tina sagte: >>Mel ... rutscht etwas ab. Sie betrinkt sich fast jeden Abend und ... macht mit unzähligen Typen rum. Sie ... geht jedes Mal mit einem anderen nach Hause, zu ihm nach Hause, manchmal ... sogar mit zwei. Sie würde uns umbringen, wenn sie wüsste, dass wir dir das erzählen, also sag bitte nichts.<<

Ich starrte sie geschockt, mit offenstehendem Mund an. Das hatte ich Mel, beim besten Willen nicht zugetraut. Ich hätte in einer Million Jahren nicht gedacht, dass sie zu so etwas fähig wäre. Für sie gab es immer nur Moritz, vor allem durch die Geschichte mit John. Dass sie ihr Leben jetzt so wegwirft, schockiert mich bis ins Mark. Sie war immer treu und ehrlich gewesen, aber das scheint jetzt vorbei zu sein. Die Trennung muss ihr mehr zu schaffen machen, als ich es jemals für möglich gehalten hätte.

>>Du verarscht mich<<, brachte ich gerade so hervor.

>>Nein<<, antwortete sie und fügte hinzu: >>Ich wünschte es wäre so.<<

Ich fragte: >>Hat sie euch gesagt, warum sie das macht?<<

>>Nicht wirklich. Sie meinte nur, dass das der einzige Weg ist, um den Schmerz zu lindern, aber es hält nicht lange an<<, erklärte Sarah.

Ich fuhr mir durch die Haare.

Dann sagte ich: >>Aber wir müssen doch was tun.<<

>>Zwecklos. Wir haben schon versucht mit ihr zu reden, aber da hört dir eine Wand noch mehr zu<<, sagte Sarah.

Tina sagte: >>Tu uns bitte nur einen Gefallen. Sag es nicht deinem Bruder. Ich kenne ihn nicht persönlich, aber ich kann mir gut vorstellen, dass er kommen würde und mit ihr reden würde und das verkraftet sie zur Zeit nicht.<<

>>Okay, ich sage es ihm nicht. Vorerst. Aber früher oder später, wird er es erfahren<<, sagte ich und fügte hinzu: >>Aber vielleicht ist er der Einzige, der sie zur Vernunft bringen könnte.<<

Sarah erwiderte: >>Nein, ich glaube nicht. Ihr seht euch nicht oft, aber glaub mir, sie würde es nicht gut aufnehmen.<<

>>Aber wir können doch nicht zulassen, dass sie so weitermacht<<, sagte ich.

>>Ich glaube fürs erste müssen wir es hinnehmen<<, sagte Tina.

>>Aber das ist doch hirnrissig<<, konterte ich.

>>Ich weiß, aber wir haben schon alles mögliche versucht, es bringt nichts<<, sagte Sarah.

Ich schaute die beiden an. Wahrscheinlich hatten sie recht.

Also sagte ich: >>Okay, wir behalten sie weiterhin im Auge, aber, wenn irgendwas passiert, dann müssen wir uns gegenseitig bescheid geben.<<

>>Das machen wir<<, sagten die beiden.

Wir aßen unser Frühstück auf, verabschiedeten uns und gingen wieder unserer Wege. Ich machte mir natürlich riesige Sorgen um Mel. Ich wusste, dass sie mich schon lange anlog, aber mit so etwas hätte ich beim besten Willen nie gerechnet. Das erklärte natürlich, warum sie Abends immer erst kam, wenn ich schon schlief.


Wie schön du bistWo Geschichten leben. Entdecke jetzt