DOMINIC
„Hör auf mit dem Koks, Son. Du bist zu jung dafür." Schnauzt Chase und zieht Jacksons Kopf vom Tisch hoch, der versucht sich aus seinem eisernen Griff zu entziehen und protestierend schnaubt.
„Ich bin achtzehn! Dom hat schon viel früher angefangen!"
„Dom ist auch nicht mehr zu retten und deswegen kein Vorbild. Kommt jetzt, wir müssen los."
Ich schaue von meiner schwarzen E-Gitarre auf und werfe Chase einen irritierten Blick zu, der bloß die Schultern zuckt, ehe ich überprüfe, ob die Saiten perfekt gestimmt sind.
„Seid ihr bereit? Sind die Instrumente gestimmt? Ist alles kontrolliert? Wir haben noch fünf Minuten, dann geht der Vorhang auf!" sagt Chase und schaut sich um, dann nimmt er die Masken und wirft sie uns zu.
„Entspann dich. Alles ist geregelt." Erwidere ich und stehe auf. Der Gedanke daran, in wenigen Minuten auf der Bühne zu stehen macht mich nicht halb so nervös wie ihn, was auch an dem Joint liegen kann, den ich vor ein paar Minuten geraucht habe. Chase wirft einen Blick auf meine erweiterten Pupillen und schüttelt den Kopf, dabei hat er mir vorhin selbst den Joint aus der Hand gerissen, um einen Zug zu nehmen.
„Ich finde mein Plektrum nicht! Dominic, hast du das geklaut? Das lag gerade eben noch-" ruft Jackson, der auf einmal durch den Vorraum rennt und alles durchwühlt und ich verdrehe die Augen und gebe ihm eins von meinen, beziehungsweise von seinen Picks, denn er ist für die Plektren verantwortlich und hat daher auch darauf bestanden, sie online zu bestellen und sein Gesicht auf alle zu drucken.
Ich ziehe meine Maske auf, überprüfe im Spiegel, ob mein Gesicht richtig bedeckt ist und wenige Sekunden später schaffen wir es tatsächlich auf die Bühne.
Von diesem Moment an sind wir wie ausgewechselt. Das Publikum begrüßt uns mit begeistertem Kreischen, Chases Schlagzeug macht den Anfang und ich spiele meine Gitarre an, die sofort die Halle durchdröhnt. Die Lautstärke ist ohrenbetäubend, genau wie wir es lieben. Ich spüre die Vibration der Saiten in meinen Adern, Adrenalin rauscht durch mein Blut und ein Grinsen verzieht meine Lippen. Jacksons Bass mischt sich unter die Instrumente und innerhalb von Sekunden eskaliert die Stimmung. Es spielt keine Rolle, dass die wenigstens die Texte unsere Lieder auswendig können. Die Halle bebt, die Leute brüllen und werden immer lauter, als ich anfange zu singen. Im Hintergrund fügen sich Chases und Jacksons Stimme zu meiner dazu und ich schlage die Saiten härter an, hole alles aus meiner geliebten Gitarre raus, was sie zu bieten hat.
Mein Blick schweift über das ausgelassene Publikum und ohne, dass ich es verhindern kann, suche ich die Zuschauermenge nach vertrauten blauen Augen ab. Dabei weiß ich, dass sie nicht hier ist. Sie ist froh, mich nie wieder zu sehen, dann wird sie erst recht nicht bei meinem ersten offiziellen Konzert auftauchen. Und trotzdem suche ich.
Ich suche, bis ich ihren Blick auffange. Ganz am Rande der Zuschauer steht sie und schaut mich an. Doch als ich blinzele ist sie verschwunden, und ich habe ihre Augen wieder in der Masse verloren. War sie wirklich hier, oder habe ich mir ihre Gestalt nur eingebildet?
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ANTITHESIS
RomanceAls Leahs langersehnter Traum Musik zu studieren, plötzlich zu platzen droht, ist sie gezwungen, sich ihrem Rivalen zu stellen. Dominic Ashford, der Leadsänger der Rockband "The Bandits". Unfreundlich, einschüchternd und gefährlich sind Worte, die i...