kapitel 39 - leah

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LEAH

Jackson hört nicht auf zu lachen.

Er sitzt auf der Rückbank des klapprigen Buses, hat sein Handy in der Hand und mittlerweile sind wir alle um ihm herum versammelt und starren auf den kleinen Bildschirm, auf dem wir zu sehen sind. Heute sind wir in Ellwood City angekommen, aber das Konzert von Rock River hat im Internet aus irgendeinem Grund ordentlich Wellen geschlagen.

Beziehungsweise, der Grund ist relativ eindeutig.

Ein Video nach dem anderen zeigt insbesondere Dominic und mich, wie wir zusammen singen, wie ich über seinen Arm streiche, er über meinen Hals und wie ich an seinem, nein, meinem Haargummi ziehe.

Manche Videos sind dramatisch in Zeitlupe, andere mit Musik hinterlegt und Jackson macht seit einer halben Stunde nichts anderes, als sich alle anzuschauen und sich darüber zu amüsieren, aber mittlerweile schauen wir auch alle zu. Es ist seltsam, sich aus der Perspektive einer völlig fremden Person zu sehen. Aber ich muss sagen, das Konzert sieht aus der Sicht eines Zuschauers nach mindestens genauso viel Spaß aus, wie aus meiner, und das freut mich. Ich will unbedingt, dass alle das Konzert genießen und sich wohlfühlen.

Mir war nicht so ganz klar, dass Leute die Videos, die sie machen ins Netz stellen, irgendwie habe ich das alles nie so ganz mitbekommen. Aber für die Show morgen haben wir schon viel mehr Karten verkauft als letztes Mal, also beschwere ich mich nicht.

„So, jetzt reichts, wir müssen los." Sage ich dann jedoch und wuschele durch Jacksons hellbraune Locken, ehe ich aussteige und hoffe, dass niemand meine heiß geröteten Wangen sieht. Ich habe immer noch nicht ganz realisiert, dass Dominic jetzt mein Freund ist und uns in diesen Videos gemeinsam zu sehen ist so ungewohnt, fühlt sich so seltsam intim an, dass ich ganz rot werde. Dabei wissen Chase und Jackson noch nicht mal, was passiert ist. Nicht mal, dass wir uns vor einer Weile schon geküsst haben.

Ich räuspere mich schnell, ehe ich mich bei Jackson unterhake.

„Habt ihr alle genug getrunken und gegessen? Es ist heiß heute, nicht, dass jemand umkippt." Hake ich dann besorgt nach und Jackson fängt an zu lachen. Sogar Dominics Mundwinkel zucken, dabei ist er es, wegen dem ich frage. Er sieht immer noch aus wie eine wandelnde Leiche, auch wenn allmählich wieder mehr Farbe in sein Gesicht kommt.

„Ja, Mama. Mach dir keine Sorgen." Sagt Jackson und verwuschelt meine Haare, ehe er mich mit sich zieht.

„Okay, vergesst nicht, was wir besprochen haben." hält Dominic uns jedoch auf und schaut uns alle nochmal ernst an.

„Wir sind Undercover, also passt auf, dass euch keine Polizei sieht. Wenn euch irgendetwas komisch vorkommt, Leute starren oder sowas, dann verschwindet. Wir treffen uns wieder am Auto, falls irgendetwas passiert." Fährt er fort und schaut insbesondere Jackson und mich scharf an. Ich merke, dass er schon wieder gestresst ist, also streiche ich unauffällig über seinen Arm und schenke ihm ein kleines Lächeln.

„Ja, du hast uns schon drei Mal alles erklärt. Wir passen auf. Alles ist gut, mach dir keine Sorgen." Beruhige ich ihn und nicke bekräftigend, woraufhin er tief einatmet und kaum merklich über meinen Rücken fährt. Die kleine Berührung sorgt dafür, dass mir Hitze ins Gesicht steigt und ich schaue schnell auf den Boden, als ich mich daran erinnere, wie seine Hände vor wenigen Tagen noch ganz andere Stellen erkundet haben. Ich schlucke.

„Moment-" Meldet sich da Jackson. „Wir sind Undercover unterwegs aber wir haben ja gar kein Cover. Wie soll das gehen?"

Einen Moment lang bleiben wir stehen und schauen uns an. Wir sehen ganz normal aus, wie normale Menschen, die an einem normalen Mittwoch in die Stadt gehen.

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