kapitel 44 - dominic

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DOMINIC

Mein Geduldsfaden hält genau zwei endlos lange Tage, bis er reißt. Zwei Tage, in denen ich nachts vom Fenster einen Blick auf sie werfe wie ein gruseliger Stalker, aber ich muss einfach überprüfen, dass es ihr gut geht. Dass sie noch da ist.

Am dritten Tag kann ich mich nicht mehr stoppen und klettere durch das Fenster.

Es ist bereits abends, die Sonne geht schon langsam unter und taucht den Himmel in ein warmes orange. Sie öffnet die Augen und blinzelt müde, doch dann setzt sie sich abrupt auf und ihre Lippen öffnen sich einen Spalt.

„Dominic?" murmelt sie ungläubig und mein Herzschlag beschleunigt sich. Ich habe sie so vermisst.

„Leah." Flüstere ich und gehe auf sie zu, vorsichtig und leise, damit niemand uns hört und vor allem, weil ich ihr nicht wehtun will. Aber meine Sorge ist unbegründet, denn sie greift meinen Arm und zieht mich mit einer so überraschenden Kraft an sich, dass ich sie beinahe mit meinem Gewicht erdrücke.

Sie legt ihre Arme um mich, drückt mich so fest, dass mir fast die Luft wegbleibt und ich erwidere die Umarmung, atme ihren vertrauten Duft ein und schließe für einen Moment die Augen. Ich will sie nie wieder loslassen, die Angst, sie wieder zu verlieren ist zu groß. Aber dann setze ich mich zu ihr ans Bett und sie nimmt meine Hände, hält sie fest.

„Dominic, du musst gehen, wenn sie dich finden, wirst du verhaftet!" flüstert sie eindringlich und Tränen brennen in ihren blauen Augen, aber ich schüttele den Kopf.

„Ich weiß den genauen Zeitplan, wann die Zimmer kontrolliert werden. Wir haben eine Stunde."

Erleichterung lässt ihre Schultern herabsinken, doch plötzlich laufen Tränen über ihre Wangen.

„Dominic, ich weiß nicht, was ich machen soll, wenn ich hier wieder rauskomme- ich wollte erzählen was passiert ist aber die Beweise..." stammelt sie und ich wische eine Träne von ihrer Wange.

„Langsam. Was ist passiert?" frage ich und ein ungutes Gefühl macht sich in mir breit.

„Ich habe Fotos gemacht. Von allen Blutergüssen und Verletzungen. Aber sie haben mein Handy genommen und sie gelöscht und jetzt ist alles verloren! Die Beweise sind weg!" erklärt sie verzweifelt und meine Augen weiten sich.

„Fuck. Okay, das ist nicht gut." Murmele ich, mein Gehirn läuft schon wieder und ich überlege mir einen Plan. „Vielleicht kann Chase uns helfen. Der kennt sich aus mit Technik." Sage ich und sie nickt schwach.

„Er hat ja auch deine IP-Adresse und hat deine Tracking Funktion ausgeschaltet. Vielleicht kann er von seinem Computer darauf zugreifen und die Daten wiederherstellen." Überlege ich und hole mein Handy raus, um ihm sofort eine Nachricht zu schreiben.

„Er wird sich darum kümmern. Wir schaffen das irgendwie." Sage ich, dabei fühle ich mich überhaupt nicht so sicher, wie ich mich gebe. „Wie geht's dir? Hast du Schmerzen?" frage ich dann und schaue sie mir genau an. Ich drehe sanft ihren Kopf und begutachte die genähte Platzwunde an ihrem Kopf. Mein Kiefer mahlt, als ich daran denke, wie sie gegen die Scheibe geknallt ist.

„Ich hätte ihn einfach gleich umbringen sollen." Murmele ich knapp und atme tief durch, um den Zorn zu unterdrücken.

„Mir geht's gut." Flüstert sie jedoch und schenkt mir ein schwaches Lächeln. Ich streiche ihr eine blonde Strähne aus dem blassen Gesicht und gebe ihr einen kurzen Kuss auf die Stirn.

„Ich bin froh, dass du ihm einen Zahn ausgeschlagen hast." Sagt sie dann leise und meine Mundwinkel zucken.

„Ich hab es dir versprochen. Und ich breche meine Versprechen nicht, Smarty." Raune ich und lege mich zu ihr, ehe ich sie in meine Arme ziehe. Sie drückt sich an mich und ich fange ganz von alleine an, durch ihre Haare zu streichen.

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