kapitel 7 - dominic

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DOMINIC

Ich kann ihre Angst förmlich spüren, als ich ihre Hand ergreife und sie zur Tür bringe. Perfekt. Sie ist stumm und lässt sich einfach von mir mitschleppen, sogar gegen die Sturmhaube hat sie sich nicht gewehrt, die sie jetzt trägt. Ich habe keinen Nerv für die Fragen, die ich sonst beantworten müsste, wenn die Leute realisieren, dass ich die Tochter der Kingsteens für die Nacht entführt habe.

Kurz begutachte ich ihr Outfit und schüttele den Kopf. Sie wird auffallen wie ein Licht in der Dunkelheit, doch jetzt ist es zu spät. Immerhin wird die Maske nicht für Fragen sorgen, denn dass Zuschauer und auch Teilnehmer sich hier verhüllen, ist nichts Ungewöhnliches.

Niemand wird gerne im größten illegalen Underground Boxring der Stadt gesehen.

Doch für mich ist es Alltag.

Der Türsteher nickt mir zu, er kennt mich bereits. Er wirft Leah einen skeptischen Blick zu, aber sie ist mit mir dabei, also lässt er sie rein, ohne zu zögern.

„Hab gesehen du bist heute gegen den Schrank dran." Sagt er und klopft mir grinsend auf die Schulter. „Viel Glück."

„Danke, Mann." Erwidere ich knapp und Leahs Augen weiten sich, aber ich gebe ihr keine Zeit, stehen zu bleiben und Panik zu bekommen. Mein Spielchen hat noch nicht mal begonnen.

Wir betreten die stickige Halle und sofort schlägt mir heiße Luft entgegen. Es ist ohrenbetäubend laut und voll, was immer so ist, wenn „der Schrank" antritt. Ich ziehe Leah an mich heran und lege automatisch einen Arm um ihre Hüfte, damit sie nah bei mir bleibt. Das letzte, was ich brauche, ist das Mädchen in der Menge zu verlieren und irgendeinen ekligen Typen zusammenschlagen zu müssen, der sie komisch anschaut.

Es fühlt sich an, als würde ich einen Goldschatz an meiner Seite tragen. Leah Kingsteens kleiner Finger ist vermutlich mehr wert als mein ganzes Leben und ich kann es mir nicht leisten, sie in irgendeiner Weise verletzt nach Hause zu bringen. Ich vertraue ihr nicht. Und außerdem würde ich selbst die Gelegenheit nutzen, mich für jede Kleinigkeit zu verklagen. Alles für Geld. Auch wenn ihre Familie davon mehr als genug hat. Gierige Bonzen.

Meine Hand an ihrer Hüfte verhärtet sich, als ich die Blicke bemerke, die man uns zuwirft. Ich spüre, wie unsicher sie ist.

Sie fühlt sich sichtlich unwohl unter all den verschwitzten Männern, das Gebrüll ist ohrenbetäubend und ich verdrehe die Augen. Ich sehe den Sinn hinter der ganzen Sache nicht.

Würden die Spieleleiter nicht so gut zahlen, würde ich meine Nächte nicht hier verbringen.

Aber ich habe eine Schuld zu begleichen.

Mir begegnen Blicke von links und rechts, Typen grüßen mich und ich nicke ihnen kurz zu. Ich bin ein bekanntes Gesicht im Ring, die Leute haben Respekt vor mir. Und obwohl es sich gut anfühlt, wünschte ich, ich müsste keine Sekunde länger hier drin verbringen. Die Luft ist so warm, ich kann kaum atmen, aber ich lasse mir nichts anmerken. Leah schaut zu mir auf und ich schiebe eine ihrer blonden Haarsträhnen zurück unter die schwarze Sturmhaube.

„Dominic..." sagt sie, ihre Stimme zittert, doch ich reagiere nicht. Stattdessen führe ich sie zielstrebig zur Bar, die am anderen Ende des Raumes liegt. Von dort hat man einen guten Blick auf den Ring, der sich ein wenig unterhalb befindet.

Meine Augen finden die von Chase und Jackson und als Leah sie erblickt, entspannen sich ihre Schultern ein wenig. Sie fühlt sich sichtlich sicherer mit den beiden als mit mir. Ich bin nicht überrascht.

„Hey."

„Da seid ihr ja endlich. Dachte schon du hättest nen Unfall gebaut." Sagt Chase und klopft mir auf den Rücken.

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