kapitel 8 - leah

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LEAH

Ich realisiere erst, dass ich die Luft angehalten habe, als die Glocke erklingt und Dominic Ashfords Name durch die Arena hallt. Es ist so laut, dass ich Angst um mein Trommelfeld habe, doch das ist gerade meine kleinste Sorge.

Mein Puls rast. Die Gewalt, mit der ich konfrontiert wurde, ist so roh und elektrisierend, dass ich das Gefühl habe, keine Luft mehr zu bekommen. Meine Augen kleben auf Dominic, auf seinem definierten Körper, fahren über sein schönes Gesicht, das auch durch all das Blut nicht entstellt werden kann.

Sein Oberkörper hebt und senkt sich tief und schnell und plötzlich begegnet er meinem Blick zwischen den Menschenmassen. Mein Herz bleibt stehen.

Er schaut mich an, als sei ich die einzige Person inmitten der riesigen Meute. Und dann grinst er. Wischt sich Blut von der Lippe und grinst mich an, doch da liegt nichts Warmes, nichts Freundliches in seinen Augen. Seine weißen Zähne blitzen auf, Blut tropft auf den Boden und sein Blick aus dunklen, müden Augen geht mir durch Mark und Bein. Trotz der brüllenden Hitze wird mir plötzlich eiskalt.

„Himmel Herrgott. Was ist denn los mit euch Männern? Warum macht ihr sowas freiwillig?" bringe ich heraus, meine Stimme ist furchtbar piepsig und schwach, doch alles in mir zittert.

„Ach was, das hier ist ein Kindergeburtstag." Erwidert Jackson und zuckt die Schultern, ehe er mir den Kopf tätschelt und meine Haare durcheinanderbringt. Auf einmal bin ich froh, dass die drei Jungs mich weit überragen. Obwohl Dominic der Größte ist, fühle ich mich merkwürdig beschützt und abgeschirmt zwischen seinen Freunden. Ich kann nicht leugnen, dass mir die Männer, die ganzen Menschen hier, Angst machen. Ich mag die aufgeladene, gewalttätige Stimmung überhaupt nicht, die in der Luft liegt.

Die Leute wollen Blut sehen. Sie schreien danach, so sehr sehnen sie sich Gewalt. Sie haben sich selbst vergessen. Ich bin gerade mal seit einer halben Stunde hier und schon jetzt hasse ich diesen Ort. Die Stimmung ist erdrückend, es ist zu heiß, es ist zu eng, zu voll. Die Gesichter der Männer sind vor Blutrausch entstellt, ich kenne diesen Ausdruck zu gut. Und plötzlich spüre ich meine Beine nicht mehr, meine Luftröhre verengt sich.

Nein. Nein, bitte nicht. Ich versuche, ruhig zu bleiben und tief einzuatmen, doch die Luft kommt nicht mehr durch. Oh Gott.

Chases Augen hängen an mir als spürt er was los ist und ich sehe einen Hauch von Besorgnis in seinem Blick. Ich atme zitternd ein und fasse mir instinktiv an den Hals und jetzt schaut auch Jackson mich an, seine weichen braunen Augen irritiert.

„Hey Zwerg, alles okay?"

„Mhm." Mache ich erstickt und nicke, während sich mein Herzschlag verdreifacht. Ich muss hier raus. Wo ist der Ausgang? Ich drehe mich um aber der Raum dreht sich mit und ich fühle mich so orientierungslos, dass mir Tränen in die Augen steigen. Ich kann hier nicht länger bleiben, die Körper erdrücken mich. Die Leute überragen mich, ich kann kaum etwas sehen und spüre, wie sich klebrige Leute an mir anstoßen, die sich an mir vorbeidrücken.

Ich realisiere nicht, dass Chase plötzlich verschwunden ist, doch als er wieder auftaucht, ist Dominic bei ihm. Er trägt ein schwarzes T-Shirt und hat seinen Pullover und den Motorradhelm in der Hand. Seine Augen verengen sich, als er mich sieht. Steht mir die Panik so deutlich ins Gesicht geschrieben? Ich konzentriere mich auf meine Atmung, versuche tief einzuatmen, doch es gelingt mir nicht und mit jeder Sekunde wird es schlimmer.

„Was ist hier das Problem?"

„T- tut mir leid." Murmele ich mit wackeliger Stimme und atme schnappend ein, woraufhin er mich zur Seite zieht und mich mit seinem Körper von der Masse abschirmt.

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