kapitel 31 - leah

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LEAH

Ich habe eine eins minus in Mathe geschrieben. Es ist ein kleiner Schock für mich und ich versuche, mich davon nicht allzu sehr stressen zu lassen, aber trotzdem fühle ich mich unter Druck gesetzt. Die ganze letzte Zeit habe ich es vermieden, die Klausur anzuschauen, aber jetzt muss ich mich damit auseinandersetzen. Morgen ist Montag und ich habe das Gefühl, dass meine Lehrerin mich wegen meiner ungewohnt schlechten Leistung abfragen wird, deswegen muss ich mir das Thema unbedingt nochmal anschauen, obwohl es schon spät ist und ich längst schlafen sollte.

Konzentriert überblicke ich die Klausur. Wo ist mein Fehler passiert? Woran hat es gelegen? Dann will nach meinem Mathebuch greifen, aber meine Hand fasst ins Leere. Irritiert blicke ich auf. Wo ist mein Buch? Sofort fange ich an, meine Tasche und meinen Schreibtisch abzusuchen. Ich habe meine Schulsachen immer perfekt organisiert, es sieht mir gar nicht ähnlich, etwas zu verlieren.

Aber dann fällt mir ein, dass ich neulich bei Dominic für die Klausur gelernt habe. Habe ich das Buch etwa bei ihm vergessen? Schnell tippe ich eine Nachricht und frage, ob er nachschauen kann. Die Tatsache, dass mir jetzt erst auffällt, dass mein Mathebuch fehlt, sagt schon genug darüber aus, wie viel ich aktuell lerne. Nämlich viel zu wenig.

Ich muss mich wirklich wieder mehr auf die Schule konzentrieren, aber das wird jetzt eh erst mal schwierig, wenn ich auf Tour bin. Oh Gott. Was ist aus meinem Leben geworden?

Das schlechte Gewissen drängt mich, weiter zu lernen und ich schreibe eine weitere Nachricht an Dominic, aber er antwortet nicht. Das ist nicht ungewöhnlich, er ist sehr beschäftigt und er meinte, dass er heute noch was vor hat. Wahrscheinlich fährt er gerade ein Rennen oder schlägt irgendwen zusammen. Nur im Boxring natürlich. Hoffentlich.

Aber ich kann nicht länger warten. Ich brauche dieses Buch für morgen und ich habe keine Zeit, um morgens noch bei ihm vorbeizulaufen. Ich habe kein Auto und zu Fuß brauche ich zu lange. Ich fühle mich auch wirklich dumm, weil ich so einen Stress mache wegen einem blöden Mathebuch, aber ich brauche perfekte Noten. Mein ganzes Leben hängt davon ab.

Und als Dominic auch auf meinen Anruf nicht reagiert, beschließe ich, mich selbst auf den Weg zu machen.

Ich mag es wirklich nicht, nachts im Dunkeln durch die Straßen zu laufen, vor allem nicht auf seiner Seite der Stadt, aber ich habe keine Wahl. Meine Eltern denken zum Glück, dass ich schon schlafe, und ich habe es geschafft, mich unbemerkt nach draußen zu schleichen. Ich werde nur kurz weg sein. Hoffentlich ist er zuhause, denn sonst lege ich den ganzen gruseligen Weg für nichts zurück. Ich komme sogar bei Johnny vorbei und wir unterhalten uns kurz, aber dann verabschiede ich mich und gehe weiter.

Die Lichter in seinem Haus sind aus und meine Schultern sinken herab, als ich realisiere, dass er nicht da ist. Mist. Ich will gerade wieder umdrehen, als ich plötzlich realisiere, dass die Haustür einen kleinen Spalt offensteht.

Verwirrt verenge ich die Augen. Manchmal lässt er die Tür zur Garage offen, wenn ich komme, damit er nicht extra öffnen muss. Aber nie seine Haustür. Warum steht seine Haustür mitten in der Nacht offen? Irgendwie breitet sich ein komisches Gefühl in mir aus und ich trete vorsichtig ein. Es ist ganz still im Haus, kein einziges Geräusch ist zu hören, nur mein klopfendes Herz. Hat er vergessen, die Tür zu schließen, als er gegangen ist?

„Dominic?" frage ich in die Dunkelheit und schalte ein Licht an, ehe ich langsam die Treppe hinaufgehe. Meine Hände werden klamm vor Nervosität. Irgendetwas stimmt hier nicht, ich kann es spüren. Ein Kabel liegt auf dem Boden und auf dem Tisch finde ich einen nicht zu Ende gerauchten Joint, zumindest sieht es für meine ungeübten Augen so aus.

Ich bekomme keine Antwort.

Eine Gänsehaut überzieht meine Haut. Ist noch jemand im Haus? Was ist hier passiert? Ich überlege, ob ich jemanden anrufen soll, aber ich traue mich nicht, zu sprechen. Ich muss erst wissen, ob noch jemand hier ist. Vielleicht ist jemand eingebrochen? Ich schnappe mir die erste beste Waffe, die ich finde, einen breiten Kochlöffel, ehe ich mich damit langsam durch die Wohnung wage. Ich mache ein Licht nach dem anderen an und als ich schließlich in der Tür zum Badezimmer stehe, stockt mir der Atem.

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