kapitel 36 - dominic

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DOMINIC

Tatsächlich schaffen wir es ohne weitere Notfälle nach Rock River, die erste Stadt, in der wir halten. Auch wenn ich lieber noch weiter weg gefahren wäre, bin ich froh, dass wir schließlich angekommen sind. Ich gebe es ungerne zu, aber ich bin erschöpft von der langen Fahrt. Chase hat zwar angeboten zu übernehmen, aber der Dumme ist fünf Minuten nach der Kontrolle mit dem Polizisten schon wieder eingeschlafen, ebenso wie Jackson der eh keinen Führerschein hat und ich wollte Chase nicht wecken, also bin ich durchgefahren.

Außerdem fahre ich lieber selbst, vor allem wenn ich Leah im Auto habe. Mir selbst kann ich am ehesten vertrauen, uns sicher ans Ziel zu bringen. Ich hoffe, dass niemand merkt, dass meine Hände zittern. Die Überdosis ist mittlerweile zwar ein paar Tage her aber auch wenn ich es gut verstecke, spüre ich die Folgen noch stark. Ich habe mich noch nie so schwach gefühlt. Mein Kopf hämmert ohne Pause und ich kann kaum etwas essen ohne mich zu übergeben. Es fühlt sich an, als wäre ich noch nicht ganz in meinem Körper angekommen, als sei ein Teil von mir taub. Aber das ist immerhin besser als die Schmerzen, die ich zuvor hatte. Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas erlebt.

Den ganzen Montag habe ich durchgeschlafen während Leah da war. Und als sie und die Jungs schließlich gegangen sind, weil ich versichert hab, dass es mir gut geht, habe ich die restlichen Stunden des Abends damit verbracht, mich ununterbrochen im Badezimmer zu übergeben. Ich konnte einfach nicht aufhören. Diese Schmerzen werde ich nie vergessen, ich dachte, mein Körper zerreißt sich von innen. Ich war sogar an dem Punkt, an dem ich Schmerzmittel nehmen wollte, aber ich habe es nicht mal geschafft, sie runterzukriegen.

Irgendwie hatte ich erwartet, dass sich alles friedlicher, leichter anfühlen würde, nachdem ich so schnell das Bewusstsein verloren hatte. Jetzt weiß ich, dass ich mein Leben niemals auf diese Art beenden werde, denn ich hatte genug Zeit, um all meine Entscheidungen zu bereuen.

Ich merke, dass Leah mich seitdem scharf beobachtet, und ich hasse es, dass ich ihr eine neue Angst mitgegeben habe. Sie soll sich keine Sorgen machen, sie hat genug Dinge, die sie belasten. Sie fragt mich, ob ich meine Antidepressiva genommen habe, wie viel, ob ich genug Wasser getrunken habe, und mit jeder Frage fühle ich mich schlechter. Was ich getan habe, wird sie nie vergessen. Ihre Augen sind immer auf mir.

Aber ich muss zugeben, ich beobachte sie auch ununterbrochen. Ich checke ab, ob ihre Blutergüsse richtig verheilen, frage, ob sie mehr Schmerztabletten will und schaue mir ihre Rippen an, die komplett blau sind. Es ist unmöglich, aber ich will sie keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Mein Drang sie zu beschützen ist plötzlich so extrem, dass ich gar nicht weiß, wie ich damit umgehen soll. Ich wusste nicht mal, dass ich diesen Instinkt überhaupt besitze. Ich gehe so vorsichtig mit ihr um wie nie zuvor. Ich weiß, dass sie starke Schmerzen hat, auch wenn sie so tut, als wäre alles okay. Ein Rippenbruch tut verdammt weh, allein schon beim Atmen, aber da er von alleine verheilt kann man wenig tun, außer die Schmerzen auszuhalten oder sie mit Tabletten verstummen zu lassen.

Jetzt stehen wir an der Rezeption des kleinen Hotels, in dem wir über Nacht bleiben und Chase und ich organisieren unsere Zimmer, während Leah und Jackson in einer Spielecke für Kinder einen Ball gefunden haben und ich kann nur den Kopf schütteln. Ich habe die beiden nur für eine Sekunde allein gelassen.

„Ihr habt Glück, wir haben noch zwei kleine Zimmer zur Verfügung, aber nur noch eins mit Einzelbetten." Erklärt die kleine Frau an der Theke und ich verenge die Augen. Leah und Jackson kommen rüber, als sie sehen, dass es Probleme gibt, während Chase bereits nickt.

„Jackson und ich nehmen das Zimmer mit den Einzelbetten, kein Problem, Ma'am." Sagt er und wendet sich dann mir zu, als wäre die Sache bereits geklärt. „Ich schlafe auf keinen Fall mit Jackson in einem Bett."

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