kapitel 12 - dominic

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DOMINIC

Leah sieht zwischen uns genauso fremd aus wie immer.

Wir tragen schwarze Kleidung, Sturmmasken und ich habe meine breiten silbernen Ringe übergestreift, die von Handschuhen verbogen sind, für den Fall, dass ich einen Schlagring brauche. Aber dazu sollte es heute nicht kommen, denn dafür haben wir Leah. Die Angst steht ihr förmlich ins Gesicht geschrieben. Sie ist blass, ihre Hände zittern und ihre blauen Augen sind weit aufgerissen. Hoffentlich beruhigt sie sich, falls wir sie brauchen.

„Entspann dich. Denk dran, egal was du tust, gehe nicht ins Haus. Da kann ich dich nicht rausholen." Raunze ich sie an, damit sie realisiert, wie auffällig sie sich verhält und sie hebt ergeben die Hände, murmelt „Sorry" und schaut zu Boden.

Chase wirft mir einen kaum merklichen warnenden Blick zu und ich weiß, dass ich mich zurückhalten muss. Ich stoße angespannt die Luft aus, ehe ich meine zu Ende gerauchte Kippe auf den Boden fallen lasse, damit wir beginnen können.

„Das ist Umweltverschmutzung." Sagt Leah da plötzlich leise und ich hebe den Kopf, blicke sie an.

Sie sieht noch immer ängstlich aus, aber auch ein wenig trotzig. Sie hält meinem Blick stand und ich schüttele grinsend den Kopf. Das ist also ihr kleiner Versuch, sich gegen mich zu wehren? Süß.

Anstatt ihr zu Antworten starre ich sie bloß an, bis sie den Blick wieder abwendet.

„Haben wir's dann?" knurre ich schließlich und Chase und Jackson nicken.

„Dann los. Leah, du weißt was du zu tun hast. Bleib vor dem Haus und pass auf. Wenn du mein Zeichen hörst, trittst du in Aktion." Sage ich und schaue sie nochmal eindringlich an, bis ich realisiere, dass Jackson hinter meinem Rücken einen Schokoriegel isst und vermutlich Spuren am Tatort hinterlässt. Ich verdrehe die Augen. Einmal mit Profis arbeiten.

„Jackson, krieg dein ADHS in den Griff und hör auf zu essen, wir brauchen hier volle Konzentration. Folgt mir." Sage ich dann zu Jackson und Chase, woraufhin wir die dunkle Straße verlassen und durch die Wiese hinter dem Haus der Millers streifen, ehe wir uns vor dem Zaun wiederfinden, der das große Grundstück absichern soll.

Lächerlich. Mühelos schwinge ich mich über den Zaun, die Jungs folgen mir. Mit unseren Sturmhauben und den Handschuhen sehen wir professioneller aus, als wir sind. Ehrlich gesagt ist mein Plan nicht mal besonders weit ausgefeilt. Wir steigen in das Haus ein, suchen ein paar wertvolle Gegenstände, im besten Fall Bargeld und dann verschwinden wir wieder. Und falls wir erwischt werden, gebe ich Leah Bescheid, die dann eine große, hoffentlich überzeugende Show abzieht und ein Ablenkungsmanöver startet.

Es kann also eigentlich nichts schief gehen.

Das erste Problem stellt sich allerdings schon bei Schritt eins heraus. Jacksons Dietrichset hat bei dem Sicherheitsschloss der Hintertür keinen Erfolg, also bin ich wohl oder übel gezwungen, ein Fenster einzuschlagen. Wenigstens konnten wir alle Überwachungskameras ausfindig machen und diese verdecken, so haben wir ein wenig mehr Zeit.

„Sucht mal nach irgendeinem größeren Stein oder sowas." Raune ich, während ich mich selbst umschaue. Doch die Millers sind so organisiert, dass kein Steinchen in ihrem perfekten Rasen zu finden ist. Nicht mal ein Gartengerät liegt unaufgeräumt herum.

Dann habe ich nur eine Wahl.

„Gib mir mal deine Mütze." Sage ich zu Chase, der sie mir wortlos reicht, ein verwirrter Ausdruck im Gesicht.

„Willst du die Scheibe einschlagen?" flüstert Jackson aufgeregt, woraufhin ich knapp nicke.

„So sieht's aus."

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