Er ließ mich also wirklich gehen? Einfach so, nach allem was wir durchgemacht hatten? War es nur der Fakt, dass er mir die Freiheit schenkte oder steckte mehr dahinter? Hatte er Angst, dass so etwas erneut vorkam oder konnte er das mit dem Baby einfach nicht überwinden? Wollte er es wirklich so wenig haben, dass er mich gehen ließ?
Was steckt hinter seinen Beweggründen?
„Warum?" Weitere Tränen entkamen mir.
Endlich drehte Adriano sich zu mir um, um mir in die Augen schauen zu können.
„Wenn man etwas liebt, dann lässt man es frei. Und ich weiß, dass du dir mehr als alles andere die Freiheit ersehnst. Ich liebe dich, Adley, also muss ich dich gehen lassen, wenn du das möchtest." Er kam wieder auf mich zu und umgriff zärtlich meine Hand. „Zudem wäre ich ein schrecklicher Vater.", ergänzte er noch flüsternd.
„Nein, sag sowas nicht! Du wärst sicher ein großartiger Dad." Mit meiner freien Hand umklammerte ich seinen starken Arm, um ihn bei mir zu halten. Ich wollte ihn nicht verlassen.
Ja Freiheit war mir wichtig, doch nicht mehr so wichtig, wie er mir war oder die Familie die wir gründen könnten.
„Das glaubst du doch nicht wirklich.". Freudlos lachte Adriano auf. „Ich hatte nie ein gutes Vorbild. Mein Vater war ein schrecklicher padre. Mit zwei Jahren nahm er mich bereits mit runter in den Folterkeller und mit drei Jahren, ich war gerade mal groß genug eine Waffe zu halten, habe ich das erste Mal jemanden erschossen."
Es schockierte mich, dass Adriano noch so jung war. Er war ja fast noch ein Baby. Erst da wurde mir klar, dass man nicht von Anfang an ein Monster war. Monster wurden gemacht. Doch er war kein Monster. Ich konnte schon lange hinter seine Fassade blicken. Seine Handlungen sind zwar oft unverständlich, doch Adriano wird für jede Tat einen Grund haben.
„Aber genau deshalb wirst du ein guter Vater sein.", bestärkte ich meinen Mann. „Du weißt, was dein Vater mit dir machte und was dich geprägt hat, also wirst du es besser machen. Ich weiß das das so sein wird."
Seine Augen fanden die meinen und suchten in ihnen, ob ich die Wahrheit aussprach.
„Wenn es also in deinem Interesse liegt, dann würde ich gerne bei dir bleiben. Wir ziehen das Kind gemeinsam groß und unter deiner Erziehung wird er ein guter Don werden."
„Ob es in meinem Interesse liegt? Amore mio, ich würde alles geben, dass du für immer an meiner Seite bleibst. Doch ich kann dich nicht zwingen..."
„Tust du nicht. Du hast mir soeben die Freiheit geschenkt und ich entscheide was ich damit anfange. Ich will hier bleiben, bei dir." An seinem starken Arm zog ich ihn schnell zu mir herunter, so dass sein Kopf direkt vor meinem schwebte. „Doch dagegen, dass ich auch alleine vom Grundstück darf, hätte ich nichts. Du kannst ja immer noch deine Männer hinterherschicken zu Sicherheit, denn scharf darauf nochmal deinen Feinden in die Hände zu fallen, bin ich auch nicht. Und du sollst mir versprechen, dass wir viele Reisen machen werden. Ich will die Welt sehen und mehr Orte entdecken."
„Wenn du willst, leg ich sie dir zu deinen Füßen." Damit drückte Adriano seine Lippen auf meine und eroberte mich in einem stürmischen Kuss. Seine rechte Hand griff hinter meinen Kopf um mich so im Kuss zu halten.
Dieser Kuss war ein Versprechen. Das merkte ich. Ich war endlich frei. Frei meine eigenen Entscheidungen zu treffen und diese hielt mich bei ihm.
Als seine Nase meine streifte, zuckte ich vom Kuss zurück. Es tat verdammt nochmal weh.
„Auu", murmelte ich und legte schützend eine Hand an das schmerzende Körperteil.
„Mi dispiace, das habe ich vergessen.", entschuldigte sich Adriano.
Ja, ich hatte die gebrochene Nase auch schon vergessen und wenn wir schon bei dem Vergessen waren, ich denke, ich sollte Adriano da noch etwas gestehen.
„Da wäre noch was..."
Fragend hob Adriano eine Augenbraue in die Höhe und ließ wieder Abstand zwischen unseren Gesichtern einkehren.
„Ich weiß zwar nicht, warum Daniella diesen einen Abend an dein Telefon gegangen ist, aber-" Aber ich glaube inzwischen nicht mehr daran, dass du mich mit ihr betrogen hast, wollte ich ergänzen, doch er unterbrach mich schon.
„Sie ist in einem schwachen Moment an mein Telefon gegangen."
Moment! Schwacher Moment? Also hatte er doch?
„Und bevor du jetzt denkst, ich hatte was mit ihr. Nein. Sie hat mich betrunken im Club erwischt und ich wusste kurz nicht wie mir geschah, als sie ihre Lippen auf meine drückte. Nachdem ich aber realisierte, dass das nicht du bist, habe ich sie von mir geschubst. Es tut mir leid, dass du dir da sonst was dachtest.", erklärte er. Auch wenn es weh tat, dass diese Schlampe ihn geküsst hat, so war ich dennoch beruhigt, dass da nicht mehr war.
Ich räusperte mich, um zurück zum Thema zu finden. „Jedenfalls habe ich danach Nico angerufen."
„DU HAST WAS?" Adriano sprang vom Bett weg. Seine Augen waren weit aufgerissen und er was alles andere als begeistert davon. Das hatte ich mir ja schon bereits gedacht, dennoch wollte ich ehrlich mit ihm sein.
Wenn wir jetzt eh schon alle Karten auf den Tisch legten...
„Mach dir bitte keine Sorgen. Er wird nichts machen. Er hat mir aber erzählt, dass Mom und Dad sich getrennt haben und er jetzt mit Amelie und Rex zusammenlebt." Bei den Gedanken an meinen Rottweiler musste ich seufzen. Ihn vermisste ich neben meiner Familie natürlich auch. Hoffentlich hatte er es gut bei Nico.
Adriano fuhr sich trotz meines Schlichtens, angestrengt durch die Haare.
„Ich weiß nicht ob ich dir jemals verzeihen kann, dass meine Familie wegen dir zerbrochen ist.", fuhr ich demnach fort. „Dennoch kann ich dir für alles andere verzeihen. Es wäre mir zwar lieber gewesen, du hättest mich wie erst geplant normal umworben, doch das hier war wohl einfach deine abgefuckte Version davon. Das ist nun mal deine kranke Liebe, die du zum Ausdruck gebracht hast."
Bei diesen Worten entkam selbst ihm ein kleines Schmunzeln.
„Gut, dass du mir das erzählt hast. Ich werde wohl eine Lösung finden müssen, dass ich mir sicher sein kann, dass Nico nichts weiterplaudert und du solltest dich in der Zeit besser ausruhen. Leonardo musste dir die Milz entfernen, nebenbei hast du viel zu viel Blut verloren, ein paar gebrochene Rippen und eine Schussfraktur. Das braucht noch eine Weile..."
„Versprich mir nur, dass du Nico nicht tötest. Er ist zwar ein Arsch, doch das hat er nicht verdient." Ich musste wenigstens sicher gehen, dass Adriano jetzt nichts Dummes wegen meiner blöden Aktion machte. Sonst wäre ich am Ende schuld gewesen.
„Ich verspreche es dir." Damit gab es mir einen schnellen Kuss auf die Lippen und verschwand dann aus dem Zimmer.
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Wie ihr vielleicht jetzt mitbekommen habt, hat es einen Grund warum Adriano Adley die Freiheit geschenkt hat. Es geht einfach darum, dass Adley von sich aus entscheiden soll was sie macht und ob sie bei ihm bleiben will. Da sie Freiheit nie wirklich in ihrem Leben hatte, ist das ein entscheidender Fakt.
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His sick Love
ChickLitDie junge Adley Miller ist gefangen, gefangen in ihrem Elternhaus und unter ständiger Überwachung ihrer Helikoptereltern. Aber ist es ihnen zu verübeln, nach dem traumatischen Erlebnis in der Vergangenheit der Familie? Jedoch haben Adelys Eltern die...