Colton lachte unterdrückt. Auch Sylas schien ein Grinsen zu unterdrücken, als er den Kopf schüttelte. „So gern ich das auch tun würde, muss ich dich leider enttäuschen."
„Nathan würde ihn binnen einer Sekunde in den Boden stampfen", ertönte Maxines Stimme, die sich gerade zu uns setzte. Celeste blieb bei der anderen Gruppe.
Sylas funkelte sie an. „Na danke."
„Du weißt, dass es stimmt", erwiderte Maxine ohne jeden Biss in der Stimme.
Sylas seufzte. Dass ein Widerspruch seinerseits ausblieb, entging mir nicht. Auch Coltons betretenes Schweigen und sein plötzliches Interesse an den Zinken seiner Gabel waren auffällig. Senna hüstelte.
„Warum siehst du dann so demoliert aus?", fragte ich und musterte immer noch die kleinen Blutergüsse, die in allen Farben des Regenbogens auf seiner Schläfe prangten.
„Mir sind während des Sturms ein paar Steinsplitter ins Gesicht geflogen", erklärte Sylas. „Ich habe es nicht rechtzeitig zum Schutzraum geschafft."
Mir blieb der Mund offen stehen. Wie konnte die Akademie das verantworten? So beiläufig, wie er das gesagt hatte, schien das kein Einzelfall zu sein. War noch nie jemand auf den Gedanken gekommen, die Akademie zu verklagen? Auch der Rest der Gruppe schien weder überrascht noch sonderlich betroffen. Hatten die Studenten sich so sehr an diese lebensgefährlichen Stürme gewöhnt?
Mein Blick wanderte über die restlichen Studenten und ich konnte noch weitere Verletzungen entdecken. Einer hatte sogar einen eingegipsten Arm, obwohl ich mir hierbei natürlich nicht hundertprozentig sicher sein konnte, dass der Sturm das verursacht hatte. Außerdem waren die Tische leerer als normal.
„Morgen Abend steigt die Party", wechselte Colton das Thema.
„Wenigstens ist es diesmal keine Kostümparty", sagte Kira kopfschüttelnd.
„Es wird bestimmt die Fete des Semesters", warf Maxine ein. „Rains Vater ist wieder als Sponsor eingesprungen, um unseren Erfolg des letzten Monats zu würdigen."
Fragend sah ich Senna an. Sie verstand und erklärte: „Einige Studenten unserer Akademie haben vor der Wochenpause bei einem sehr großen Wettbewerb gewonnen und somit das Ansehen der Burg gesteigert. Rains Vater sitzt im Akademierat."
Ich nickte. „Was wird denn gesponsert?"
„Vermutlich jede Menge Alkohol und Dekoration", sagte Maxine und zuckte mit den Schultern, „Die Abgänger sind für die Planung und Einrichtung zuständig."
Kira und Senna begannen mir von vergangenen Feiern zu erzählen und allmählich weckten sie nun doch meine Vorfreude. Es klang wirklich spannend. In der letzten Jahresabschlussfeier hatte sogar eine Rockband gespielt.
„So viele Feiern werden wir hier gar nicht mehr erleben", stellte Colton fest und der Rest der Gruppe nickte. „Wir sollten jede einzelne noch genießen."
Am nächsten Morgen ging ich wieder mit in die normalen Kurse. Mittlerweile hatte ich festgestellt, dass selbst die normalen Kurse hier nicht unbedingt normal waren. Die vielen mathematischen Probleme beispielweise, die der Lehrer immer durchsprach, hatten mit praktischer Anwendung nichts zu tun und ich zerbrach mir den Kopf darüber, warum man so etwas überhaupt thematisieren musste – außer vielleicht in einem Mathematikstudium, was meines Wissens nach keiner meiner Freunde anstrebte.
Auch der Geschichtsunterricht war sonderbar. Wo wir an meiner alten Schule den ersten und zweiten Weltkrieg als Themen hatten, fanden sich hier die Entstehung der Erde und die Entwicklung des Homo Sapiens. Zwar fand ich das deutlich spannender als vergangene Kriege, musste mich aber doch darüber wundern.
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Chained Ashes
FantasyAls Kaias Vater spurlos verschwindet, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt. Seine Spuren führen sie an einen Ort, an dem sie ganz offensichtlich nicht erwünscht ist und schnell wird ihr klar, dass sie eine Zielscheibe auf dem Rücken trägt. Denn sie...