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Megan pochte darauf, dass ich sie von nun an in sämtliche Geschehnisse einweihte, während sie und ihre Mutter von hier aus weiter recherchieren würde. Außerdem wollte sie Bilder von der Burg und war genauso glücklich darüber wie ich, dass mein Handy die vergangene Nacht überlebt hatte, auch wenn es auf einer Seite komplett zerkratzt war. Ich versprach ihr, so bald wie möglich Bilder oder Videos zu schicken.

Außerdem forderte sie ein Bild von der Gruppe, insbesondere aber von Sylas, über den ich ihr natürlich auch schon einiges erzählt hatte. Nathan hatte ich nur beiläufig erwähnt, weil ich das Gefühl hatte, Unglück heraufzubeschwören, wenn ich über ihn sprach.

Ich nutzte noch die Gelegenheit, meinen Koffer neu zu packen. Megan gab mir einige ihrer frisch gewaschenen Sachen mit, weil bei uns im Haus natürlich alles schon wieder eingestaubt war. Außerdem packte ich einige Sachen für Chestnut und einen Verbandskasten ein. Bei all diesen neuen Entwicklungen erschien mir das klug.

Als ich mich von meiner Familie verabschiedete, wurde es fast schon wieder dunkel. Ich hasste es, dass die Sonne zu dieser Zeit bereits so früh unterging, aber heute war es praktisch. Je schneller ich wieder an der Burg war, desto besser. Ich wollte es nicht riskieren, meine Familie durch meine pure Anwesenheit in Gefahr zu bringen.

Sobald die Sonne hinter den Bäumen verschwunden war, trat ich aus dem Haus. Maxine lehnte zu meiner Überraschung schon an einem der Balken unseres Vordachs. Scheinbar war es bereits dunkel genug für sie.

Maxine bestand darauf, ein Taxi für die volle Strecke zu nehmen. Auf meinen Einwand hin, dass der Preis dafür unendlich weit außerhalb meines Budgets lag, hatte sie nur gegrinst und die Schultern gezuckt.

Die Fahrt verlief weitestgehend ruhig, obwohl mir tausend Fragen auf der Seele brannten. Mein Verstand war noch nicht bereit für die geballte Flut an Informationen, die es zu verarbeiten gab, deswegen nutzte ich die Zeit zum Nachdenken.

Maxine hatte offenbar nichts dagegen. Sie schenkte mir hin und wieder ein aufmunterndes Lächeln und sah ansonsten aus dem Fenster. Ich mochte ihre ruhige, freundliche Art. Mit ihr konnte man schweigen, ohne dass es einen unangenehmen Beigeschmack bekam. Es passte nur nicht ganz zu ihrem Auftritt als Todesengel, der blutrünstige Kreaturen problemlos in der Luft zerriss. Wenn ich nicht wüsste, dass sie auf meiner Seite stand, würde ich mir definitiv vor Angst in die Hose machen.

Scheinbar war ihre Familie steinreich, denn sie bezahlte bei unserer Ankunft nicht nur den vollen Preis, ohne mit der Wimper zu zucken, sondern gab noch ein hohes Trinkgeld obendrauf. Im Vergleich dazu wurde mir flau im Magen, als der Fahrer den Betrag nannte. Für diese Fahrt hätte ich einen halben Monat lang arbeiten müssen.

„Sylas und McLean warten schon auf dich... Wenn du das nächste Mal in Schwierigkeiten steckst, ruf mich direkt an. Dann bin ich schneller da", sagte Maxine noch, bevor sie mich mit einem ihrer perfekten Lächeln verabschiedete.

Ich bedankte mich und machte mich mit meinem Koffer und Chestnut auf den Weg zurück in mein Zimmer. An den Wendeltreppen kamen mir schon Senna und Kira entgegen. Kira umarmte mich und ein unfassbar schlechtes Gewissen stand ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. „Wir hätten ehrlich zu dir sein sollen", murmelte sie.

Ich brachte sie so auf Abstand, dass ich ihr in die Augen sehen konnte. „Es ist nicht deine Schuld, dass ich weggegangen bin. Und Aurora ist diejenige, die ehrlich zu mir sein sollte", sagte ich. Meine Wut auf meine neuen Freunde war komplett verpufft. Während der Fahrt war mir klar geworden, dass jeder von ihnen von Anfang an alles dafür getan hatte, dass mir in meiner Unwissenheit nichts passierte. Aurora hatte ihnen verboten, darüber zu sprechen. Sie konnten wirklich nichts dafür.

Chained AshesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt