Prickelnde Kälte schoss mir in die Finger, mein Atem blockierte. Chestnut knurrte erneut. Mit zitternden Fingern zog ich meinen Vorhang zu. Ganz, ganz langsam. Wie konnten diese Kreaturen hier sein? Tante Betty hatte von einer schützende Sphäre gesprochen.
"Ruhig, Chestnut", flüsterte ich.
Ihr Geschrei drang zu mir durch und fuhr mir direkt in die Knochen. Scheiße.
Wild sah ich mich in dem stockdunklen Zimmer um, als könnte ich etwas entdecken, das mir helfen würde. Ich hoffte inständig, dass Megans Fenster geschlossen war. Früher hatten sie und Cody selbst im Winter immer mit sperrangelweit offenem Fenster geschlafen. Hoffentlich waren Megan und Tante Betty sicher.
Vorsichtig bewegte ich mich wieder zum Bett und holte mein Handy unter dem Kopfkissen hervor. Meine Finger zitterten so stark, dass ich kaum meine Kontakte durchgehen konnte. Ich musste Sylas anrufen. Er war zwar weit weg, aber eine andere Option fiel mir gerade nicht ein. Nach dem zweiten Ton hob er ab. "Kaia?"
"Ich hab unendlich viele Kei vor dem Fenster, Sylas. Sag mir, was ich tun soll", flüsterte ich und beobachtete mein Fenster.
"Das kann nicht sein, sie können nicht so weit von hier weg", antwortete er, aber an den ausbrechenden Hintergrundgeräuschen erkannte ich, dass er trotzdem reagierte. Ein Schrank knallte, und ich hörte, wie er Colton etwas zurief, welcher sofort antwortete. Beide klangen gestresst, aber ich konnte nicht verstehen, was sie genau sagen.
"Sylas", flehte ich leise.
"Ich bin hier. Gib mir eine Sekunde", antwortete er.
Chestnut knurrte erneut. "Schhh", machte ich beruhigend und fiel fast in Ohnmacht, als etwas direkt an meinem Fenster vorbeiflog und das wenige, durchscheinende Mondlicht kurz verschwand. Mit größter Selbstbeherrschung zwang ich mich, leise und langsam zu atmen. Meine freie Hand fuhr unerlässlich durch Chestnuts Fell, um uns beide zu beruhigen.
"Sylas", flüsterte ich erneut und war nun den Tränen nahe.
"Atmen, Kaia. Du musst ruhig bleiben", antwortet er sofort. "Ich bin hier. Ich brauche nur noch kurz... bleib ganz ruhig."
Ich konzentrierte mich auf die Geräusche aus der Leitung. Er kramte in irgendetwas herum, ich hörte es Rascheln und Kratzen. Im Hintergrund schien Colton dasselbe zu tun und dazu auf ihn einzureden. Zu leise, um etwas zu verstehen.
Ein Kratzen am Fenster brachte Chestnut dazu, aufzustehen und das Nackenfell nun restlos aufzustellen. "Ruhig, Chestnut. Bloß nicht bellen", beschwor ich ihn, obwohl ich selbst am Rande eines Nervenzusammenbruchs stand. "Ruhig, ruhig."
Er bellte nicht. Nur ein weiteres, eindringliches Knurren kochte tief aus seiner Kehle hoch, weitaus bedrohlicher, als ich es je zuvor von ihm gehört hatte.
"Kaia?", kam es von Sylas.
"Ja."
"Wir sind auf dem Weg zu McLean. Du musst dich verstecken. Lass alle Lichter aus, dein Hund muss auch leise sein. Wenn sie genau wüssten, wo du bist, hätten sie bestimmt schon angegriffen. Bleib ganz ruhig. Kannst du das?"
"Bleibt mir etwas anderes übrig?", fragte ich tonlos. "Warum sind die hier?"
"Ich weiß es nicht."
Noch nie waren mir drei Minuten so lange vorgekommen. Hin und wieder verdunkelte sich mein Fenster komplett, oder es knackte draußen. Einmal knallte etwas laut wie ein Bombenschlag, hörte sich aber nicht an, als wäre es in unmittelbarer Nähe zum Haus passiert. Schließlich vernahm ich, wie Sylas mit Aurora redete, die keine fünf Sekunden später am Telefon war. "Kaia?!"
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Chained Ashes
ФэнтезиAls Kaias Vater spurlos verschwindet, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt. Seine Spuren führen sie an einen Ort, an dem sie ganz offensichtlich nicht erwünscht ist und schnell wird ihr klar, dass sie eine Zielscheibe auf dem Rücken trägt. Denn sie...