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Sylas und Colton ließen uns eine halbe Stunde, um uns in Ruhe bettfertig zu machen und Chestnut zu füttern, bevor sie mit auf unser Zimmer kamen. Sylas hatte darauf bestanden, damit sie unseren Aufbruch nicht verpassten.

Colton schlüpfte mit in Kiras Bett, was meine Vermutung endgültig bestätigte. Kira hatte bisher nicht darüber gesprochen, was zwischen ihr und Colton lief, obwohl es allmählich offensichtlich wurde. Sylas hatte sich eine dicke Decke mitgebracht, die er sich als Schafunterlage neben Chestnuts Korb auslegte. „Ich schlaf dann bei den Hunden", scherzte er und verschränkte die Arme unter dem Kopf.

Ich legte mich grinsend ins Bett und schaute über den Rand zu ihm hinunter. „Mach dir nichts draus. Deine Decke sieht eigentlich ziemlich gemütlich aus."

„Tatsächlich viel gemütlicher, als ich angenommen hatte", gab er zurück.

„Kira, wenn ich irgendwelche Geräusche höre außer dein Schnarchen, werfe ich meine Tischvase nach euch", drohte Senna, deren Bett direkt gegenüber von Kiras lag.

Colton lachte. Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. Ich hatte zu Hause zwar Freunde gehabt, aber solch eine Gruppe wie jetzt war neu für mich. Meine vorherigen Freundschaften hatten sich auf die Schule oder Arbeit beschränkt, privat hatte ich meine Zeit hauptsächlich mit Megan und Chestnut verbracht, und vor ihrem Tod mit Serena.

Jetzt dem Gemurmel der anderen zu lauschen, versetzte mich zurück in meine Kindheit, wo auf Kindergeburtstagen ab und zu auch übernachtet wurde. Auch dort hatte ich mich abends meist zurückgezogen und unbeteiligt zugehört. Damit war ich zufrieden, und bevor ich wahrnahm, wie müde ich tatsächlich war, war ich schon eingeschlafen.

Ein leises Klopfen weckte mich. Auch die anderen hatten offenbar diese Nacht nur einen leichten Schlaf, denn wir setzten uns nahezu gleichzeitig auf und warfen uns hellwache Blicke zu. Binnen zehn Sekunden standen wir gesammelt an der Tür.

Aurora stand im unbeleuchteten Gang. „Musst du den Hund immer mitschleppen?", fragte sie amüsiert, als sie Chestnut wie üblich an meiner Seite sah.

„Du kannst gerne versuchen, ihn zum Bleiben zu überreden", gab ich trocken zurück und scheiterte daran, mein Grinsen zu unterdrücken, als Aurora abwinkte.

Wir bewegten uns schnell und leise durch den Gang, die Wendeltreppen hinunter und an den Lehrräumen vorbei. In dem Gang, der zu den Treppen hinunter zum Schutzraum führte, blieb Aurora stehen und betrachtete die schmalen, halb im Gestein versunkenen Säulen, die zu unserer Rechten im gleichmäßigen Abstand die Wand zierten. Angestrengt zählte sie und betrachtete die Muster, die in die Säulen graviert waren.

Wir ließen sie in Ruhe. An der siebten Säule blieb sie länger stehen und schaute sich die Muster noch genauer an. Ich schaute ihr über die Schulter und erkannte einige der Symbole, die beinahe in den wirren Schlingen und Ranken untergingen, die sich durch den Stein zogen. Es waren Runen und vereinzelte Worte in, wie ich vermutete, Rhoter.

Wenn wir uns nicht bewegten und somit nicht einmal unsere Schritte zu hören waren, herrschte eine absolut gespenstische Stille. In jedem Schatten glaubte ich Nathan oder den Typen aus dem Wald zu erkennen. Ich fühlte mich sehr unwohl. Als ich es nicht mehr aushielt, griff ich nach Sylas Arm und hielt mich etwas an ihm fest.

Er lächelte mir kurz zu. Es beruhigte und beunruhigte mich gleichermaßen, dass auch Kira sich an Colton festhielt und Senna sehr angespannt wirkte. Es bedeutete, dass nicht nur ich Angst hatte. Nur konnte man das leider in vielerlei Hinsicht bewerten.

„Kira", sagte Aurora, ohne aufzusehen, „würdest du mir zur Hand gehen?"

Kira wirkte irritiert, zögerte aber keine Sekunde und ging zu ihr. „Wie?"

Chained AshesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt