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Es dauerte nicht lange, bis der Alkohol seine Wirkung entfaltete und ich Nathan vergaß. Stattdessen ließ ich mich von Senna und Maxine überreden, mit ihnen auf die Tanzfläche zu gehen. Kira lehnte vehement ab, sie tanzte nicht gerne in der Öffentlichkeit und begnügte sich stattdessen damit, mit Colton Shots zu trinken.

Sylas war offenbar auch kein Tänzer. Er holte stetig Getränkenachschub für die Gruppe und gab eher den entspannte Zuschauer. Ich grinste ihn ab und zu an, damit er nicht dachte, ich hätte ihn vergessen. Ich war vorher schon in ein paar Clubs gewesen, aber hatte noch nie solchen Spaß gehabt wie heute.

Irgendwann wurden wir von einem großen Typen unterbrochen, der uns auf die Schultern tippte. Ich drehte mich zu ihm um und erstarrte zur Salzsäule. Das war einer der Typen aus dem Wald. Panik stieg in mir auf und ich stolperte rückwärts.

„Würdet ihr mir Maxine ausleihen?", fragte er grinsend und reichte Maxine die Hand, ohne mich zweimal anzusehen. Senna hielt mich an den Schultern fest, bevor ich gegen sie laufen konnte, doch ich konnte mich nicht bei ihr entschuldigen.

Fassungslos sah ich zu, wie Maxine sich bei ihm unterhakte und in der Menge verschwand. Zwar machte ich mir nach ihrer Showeinlage in Sport keine Gedanken um ihre Sicherheit, aber trotzdem hatte ich das Gefühl, etwas tun zu müssen. Ich ließ also Senna stehen, die mir etwas nachrief, und stürmte zu Sylas.

„Hast du mich vermisst?", lachte er und musste mich beinahe auffangen, weil ich ein wenig angetrunken nicht mehr so gut bremsen konnte.

Ich ging nicht auf ihn ein. „Maxine ist bei den Typen aus dem Wald!"

„Was?"

„Die Typen, die mich im Wald bedroht haben... die sind auch hier. Einer von denen hat gerade Maxine von uns weggeholt! Du musst was tun!"

Er sah mich einfach nur an. Ich konnte förmlich sehen, wie die Rädchen in seinem Kopf arbeiteten. Zweimal ging sein Mund auf und wieder zu, als wüsste er nicht, was er sagen sollte. Schließlich schüttelte er nur den Kopf und sagte: „Nein."

„Wie, nein?!"

„Maxine kann auf sich selbst aufpassen. Wenn er irgendwas macht, was ihr nicht passt, macht er ziemlich schnell mit dem Boden Bekanntschaft. Hast du doch gesehen."

„Aber... sie muss doch wissen, wenn sie mit jemandem unterwegs ist, der anderen im Wald auflauert? Das geht doch nicht!"

„Das kannst du ihr später erzählen. Glaub mir, ihr geht's gut."

Fassungslos sah ich ihn an. „Warum sind hier überhaupt Leute eingeladen, die im Wald wohnen? Hast du nicht gesagt, dass sie ihre Ruhe wollen? Nathan genauso, und dennoch sehe ich ihn ständig hier."

Er wand sich ein bisschen, als wäre ihm etwas Nasses in den Nacken getropft. „Das ist nicht so einfach. Können wir morgen darüber reden? Wir sind auf einer echt coolen Party. Ich tanz sogar mit dir, wenn du willst", bot er zwinkernd an.

Für eine Weile starrte ich ihn nur wütend an. Dann schluckte ich, atmete tief durch und nickte. Er konnte nichts für die ganze Situation und ihn deswegen verantwortlich zu machen, wäre unfair, außerdem waren die Waldmenschen morgen sicher immer noch da.

„Morgen erklärst du mir aber, was es mit denen auf sich hat", forderte ich und sah ihn direkt an. Er nickte ernst, flüsterte mir ein „Versprochen" ins Ohr und zog mich auf die Tanzfläche.

Ich musste zugeben, dass es heiß war, mit ihm zu tanzen. Trotzdem konnte ich mich nicht voll darauf einlassen, weil ich immer wieder nach Maxine Ausschau hielt. Zweimal erhaschte ich stattdessen einen Blick auf Nathan, der meinen Blick aber nicht mehr erwiderte. Mich überkam auch ohne seinen Blick jedes Mal eine Gänsehaut.

Chained AshesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt