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Senna, Kira und ich bekamen zeitgleich große Augen. „Tatsächlich?", fragte ich aufgeregt nach. „Das ist ja großartig! Wann machen wir das?"

„Nachts. Ich werde die Kurspläne der Nachtwandler durchgehen und uns eine Zeit heraussuchen, in der wir uns unbemerkt bewegen können. Tagsüber ist das zu riskant. Und dass ich das mit euch mache, nehmt ihr selbstverständlich mit ins Grab", sagte sie so leise, dass wir uns vorbeugen mussten, um sie zu verstehen.

„Sylas und Colton werden uns auch helfen", sagte Senna ebenso leise.

Aurora nickte einverstanden und wartete erneut, bis eine Gruppe an uns vorbeigegangen war. „Geht nachts nicht alleine aus dem Zimmer. Ich werde euch abholen, wenn es soweit ist. Ich nehme an, ihr wollt es direkt heute durchziehen?"

„Je schneller, desto besser", bestätigte ich. Ich konnte es nicht abwarten, endlich zu Papa zu können. Die Aussicht, ihn mithilfe des Tagebuchs finden zu können, spornte mich an. Mit jedem Tag, der verging, ohne dass er mich kontaktierte, wuchs meine Sorge. Er war immer ein sehr fürsorglicher Vater gewesen, der mir zwar meine Freiheiten gelassen hatte, aber dennoch immer hatte wissen wollen, wo ich mich befand. Dass gerade er mich jetzt in völliger Ahnungslosigkeit über seinen Verbleib ließ, war verdächtig.

Sie nickte erneut und ging dann zum Buffet. Wir warteten noch ein paar Sekunden, um nicht direkt hinter ihr zu laufen, bevor wir es ihr gleich taten.

Sylas und Colton waren nicht am Tisch, dafür schien Maxine auf uns zu warten. Wir setzten uns zu ihr, weihten sie aber nicht in unser Vorhaben ein. Ich fand, dass sie mit meiner Rettung und der Verteidigung der Burg schon genug Stress wegen mir hatte. Das Gleiche galt zwar für Sylas, aber bei ihm war ich mir sicher, dass er uns sowieso niemals alleine gehen lassen würde. Außerdem war es sicher gut, einen Kämpfer auf seiner Seite zu haben. Colton würde vermutlich wegen Kira mitkommen – die beiden wirkten immer sehr vertraut, wenn ich sie zusammen sah.

„Viktor hat mir von einer großen Aufruhr im Wald erzählt", berichtete Maxine unvermittelt und sah uns ernst an. „Es gibt einige, die Kaia die Schuld daran geben, dass wir in letzter Zeit so oft angegriffen werden. Sie sagen, es gibt nur noch Stress in allen Lagern, seit sie hier bist."

„Das wollte ich doch nicht...", flüsterte ich und schaute mich unwohl an den anderen Tischen um. Keiner schien mich zu beachten, trotzdem fühlte ich mich schlagartig beobachtet. Senna legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.

„Werden sie etwas dagegen unternehmen?", fragte Kira besorgt. Mir drängte sich die Frage auf, ob das eine schöne Umschreibung dafür war, mich anzugreifen. So, wie Nathan auf mich reagiert hatte, erschien mir dieser Gedanke nicht abwegig.

Maxine schüttelte den Kopf. „Es wurde ihnen verboten. Keiner würde es wagen."

Ich notierte mir mental, Aurora erneut zu danken. Ich musste anerkennen, dass sie mittlerweile ihr Bestes gab, um mich zu unterstützen.

Ein Winken in meinem Augenwinkel erregte meine Aufmerksamkeit und ich entdeckte Sylas, der am Eingang stand und mich ansah. Fragend erwiderte ich seinen Blick und er bedeutete mir, zu ihm zu kommen. Senna, die ihn ebenfalls gesehen hatte, stieß mich mit der Schulter an. „Geh schon", sagte sie schmunzelnd.

Ich stopfte mir schnell die restlichen zwei Gabeln meines Abendessens in den Mund und stupste Chestnut an, der tief und fest hinter mir schlief. Verschlafen hob er den Kopf und brauchte zwei Sekunden, um zu verstehen, dass ich schon stand. Ächzend erhob er sich und folgte mir zu Sylas, der ihn mit einem kurzen Streicheln begrüßte.

„Wollen wir ein Stück gehen?", fragte er.

„Wird es nicht gleich dunkel?"

„Es dauert nicht lange."

Chained AshesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt