Ich vernahm die leichte Unruhe in ihrer Stimme und nickte. Ich streichelte Chestnut noch einmal über den Kopf und setzte mich in Bewegung Richtung Haus. Als wir endlich dort angekommen waren, war der Himmel bereits recht hell und die Sonne kurz davor, aufzugehen. Maxine schien erleichtert, als ich die Tür hinter uns schloss.
„Kannst du die Rollläden runtermachen?", fragte sie.
Ich runzelte die Stirn, gehorchte aber erst einmal, ohne weitere Fragen zu stellen. Dann füllte ich Chestnuts Wasserschale auf, trank selbst erst einmal einen halben Liter Wasser und wusch mir unter leisen Flüchen den Dreck aus den Wunden, bevor ich mich zu Maxine setzte, die sich im Wohnzimmer niedergelassen hatte. Unsere Blicke trafen sich und all die unausgesprochenen Fragen hingen deutlich zwischen uns. Sie nickte leicht, um sie anzuerkennen und wühlte in ihrer Handtasche.
„Ich bin eine Nachtwandlerin", eröffnete sie das Gespräch. Aus der Tasche zauberte sie Desinfektionsspray, zwei Rollen Wundverbände und einige Kompressen und schaute argwöhnisch auf meine Arme. „Darf ich?"
Ich nickte und hielt ihr meine Arme hin. Sie begann, mich notdürftig zu verarzten, während sie weitersprach: „Sylas und Colton sind Tagwandler, Senna ist Magierin und Kira eine Nymphe. Sie haben mir erlaubt, dich darüber aufzuklären."
Sprachlos starrte ich sie an. Sie wartete kurz ab, ob ich Fragen stellte, doch dafür war ich zu überrumpelt. Ich verzog lediglich das Gesicht, während sie das Desinfektionsspray benutzte. Es brannte stark.
„Wir müssen warten, bis es Nacht wird, bevor wir aufbrechen. Du trägst die Spur auf dir und bist jetzt nicht mehr sicher. Das wussten die anderen nicht, sonst hätten sie dich niemals gehen lassen", sagte sie. „Die Gruppe des Kei, der dein Blut gekostet hat, muss zuerst getötet werden, damit du nicht mehr ihr Ziel bist."
„Die Spur?"
„Kei sind effektive Jäger. Sie können auch viel stärkere Beute niederstrecken, indem sie über Tage hinweg immer wieder angreifen und so schwächen. Dafür hinterlassen sie auf ihr eine Art Spur, damit sie sie nicht verlieren. Sie geben ihre Beute niemals auf."
Ich nickte, als würde ich verstehen, obwohl mein Kopf sich überschlug. Meine neuen Freunde waren allesamt übernatürliche Geschöpfe. Ich sah Maxine durchdringend an, als mir noch jemand einfiel. „Was ist mit Nathan?"
Sie zögerte und kurz schwebten ihre Hände regungslos über meinen Armen, bevor sie sanft weitermachte und mich entschuldigend anlächelte. „Es steht mir nicht zu, seine Zugehörigkeit ohne seine Zustimmung vor dir zu enthüllen."
„Ist er stärker als du?"
Diesmal erwiderte sie eine Sekunde lang meinen Blick und nickte leicht. Mir rieselte ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Maxine hatte sich zuvor so schnell durch die Luft bewegt, dass ihr mein Blick nicht folgen konnte. Es war, als wäre sie selbst die Nacht. Flüssige, tödliche Schatten. Ich schluckte.
Meine Vermutung, dass er mich nicht töten würde, erschien mir nun lächerlich. Mit hoher Wahrscheinlichkeit konnte er mich binnen eines Wimpernschlags unschädlich machen. „Wie bist du so schnell hergekommen?", besann ich mich einer Frage, die sie mir beantworten konnte und sie entspannte sich ein bisschen. Nathan schien ein sensibles Thema bei allen Studenten zu sein.
„Die meisten Nachtwandler können sich nur in kaltblütige Tiere verwandeln, ein paar aber auch in die Schatten selbst. Die nennt man auch manchmal Schattenläufer. Schatten sind in ihrer reinsten Form körperlos und unterliegen in der Dunkelheit nur wenigen physikalischen Gesetzen. Kurz gesagt: Ich bin als Schatten sehr schnell. "
„Und Tagwandler?"
„Tagwandler können sich in warmblütige Tiere verwandeln, allerdings nur am Tag. In der Nacht haben sie lediglich noch gesteigerte, körperliche Kraft. Manche haben noch weitere Gaben, wie zum Beispiel das Kraftfeld, das du bei Sylas beobachtet hast."
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Chained Ashes
Viễn tưởngAls Kaias Vater spurlos verschwindet, wird ihr Leben auf den Kopf gestellt. Seine Spuren führen sie an einen Ort, an dem sie ganz offensichtlich nicht erwünscht ist und schnell wird ihr klar, dass sie eine Zielscheibe auf dem Rücken trägt. Denn sie...