K15 - Kennenlernen

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„Wie habt ihr euch eigentlich kennengelernt?"

„Gute Frage, Sophie, warum erzählt Papa es nicht?"

Theresa durfte als Engel nicht lügen und die Wahrheit wollte sie ihr auch nicht sagen. All der Schmerz, als sie noch eine Sklavin war, wäre zu viel für ihre Tochter. Es war zwar eine Heldengeschichte, wo der Vater die Mutter befreite, aber es war noch zu früh sie und sollte besser später erzählt werden.

<Ich darf also als Sündenbock dienen.>

„Ich begegnete deiner Mutter bei einem Fest."

<Dem Fest des Tötens von Monstern.>

„Durch Zufall hatte ich von dem Fest erfahren und war mit Freunden dort hingegangen."

<Ein Sklave war entkommen und hatte mir von dem Aufenthalt der Sklavenhändler berichtet. Also schnappte ich meine Untergebenen und stürmte den Ort.>

„Es gab viele Spiele und wir gewannen viele von ihnen. Einige von uns verloren zwar, aber insgesamt waren wir erfolgreich."

<Die Kämpfe waren hart und forderten ihren Tribut. Doch konnten wir sie überrumpeln.>

„Mit Freuden begaben wir uns nach den Spielen zu einem großen Tanz."

<Anschließend befreiten wir die restlichen Sklaven.>

„Der ganze Platz war mit Freude erfüllt."

<Sie feierten uns, ihre Befreier.>

„Ich sah bei dieser Gelegenheit Theresa tanzen."

<Tanzend aus dem Käfig kommend viel mehr.>

„Es war Liebe auf den ersten Blick."

<Im Gegensatz zu den anderen strahlte sie eine Stärke aus. Sie war in ihrem Willen nicht gebrochen, wie die anderen.>

„Wir tanzten für eine Weile gemeinsam."

<Selbst als sie befreit wurde, kümmerte sie sich zuerst um die anderen. Sie half uns, wo sie konnte und organisierte später den Umzug in eine andere Unterkunft. Ohne sie wäre es deutlich schwieriger gewesen, die Gruppe zu bewegen. Wir waren alles Männer und die Frauen freuten sich über die Rettung, doch vertrauten sie uns nicht ganz. Aber ihr vertrauten alle sehr, da sie ihnen immer beigestanden hatte, wo sie nur konnte.>

„Danach war es um uns geschehen und wir trafen uns noch paar mal, bis wir schließlich heirateten."

<Erst arbeitsbedingt, doch später aus gegenseitigem Interesse.>

„War es für dich auch Liebe auf den ersten Blick, Mama?"

„Weißt du, dein Vater war schon immer sehr pflichtbewusst. Er kam damals mit seiner schillernden Rüstung und bewies seine Stärke. Jede Frau wäre ihm verfallen."

<Nicht alle. Manche wollten nie wieder etwas mit einem Mann zu tun haben und sind später ins Kloster gezogen. Abgeschottet von der Welt fristen sie ihr restliches Dasein und versuchen, ihre Vergangenheit zu vergessen.>

„Lass dich nicht täuschen, Kleines. Nicht alle Frauen lassen sich so leicht erobern."

„Was sagst du da, Schatz? Liebes, sollte ein Held in glänzender Rüstung kommen, ist es vollkommen in Ordnung sich in ihn zu verlieben."

„Ist schon in Ordnung, Mama. Ich liebe euch beide schon über alles, da braucht es keinen weiteren Helden."

Theresa sah wütend zu David, der zuckte aber nur mit den Schultern.

<Was schaust du mich so an? Ich bin mir keiner Schuld bewusst.>

Theresa rollte die Augen.

„Liebes, ich freue mich, dass du uns so sehr liebst, aber du solltest deswegen deinen Zukünftigen nicht aufgeben. Mit ihm könntest du so viel erreichen."

„Kann ich das nicht auch mit euch? Ihr seid die besten, die ich kenne. Niemand ist so stark wie Papa und keiner ist so lieb wie Mama."

„Es wird die Zeit kommen, da wirst du uns übertrumpfen. Ist es dann nicht gut, wenn du noch jemand starken an deiner Seite hast, der dir hilft? Es würde mich ruhiger schlafen lassen, wenn ich wüsste, dass du jemanden um dich hast, der dich auch beschützen würde."

„Hmm, sollte ich jemanden finden, werde ich dich nach deinem Urteil fragen, Mama."

„Eine hervorragende Idee."

<Und auf einmal ist sie wieder ganz glücklich. Frauen.>

Am nächsten Tag kehrte David wie gewohnt nach Hause zurück und wurde von seiner Familie empfangen.

„Fällt dir was auf, Papa?"

„Nein, was soll sein?"

„Mama! Papa sagt, ihm fällt nichts auf!"

„Was fragst du das auch einen Mann? Liebes, wir Frauen achten sehr auf das Äußerliche. Männer dagegen schauen mehr auf das Nützliche. Wenn du also einen Mann fragst, ob ihm etwas auffällt, gib ihm einen Hinweis, damit er es auch merkt."

„Papa, wie gefallen dir meine Haare."

„Hast du sie geschnitten? Sie sehen gut aus."

„Nicht wahr? Mama hat es für mich gemacht."

David war etwas eher gekommen und die Sonne war noch nicht untergegangen, daher ging Sophie später zum Spielen mit Georg noch einmal hinaus. Zum Abendbrot saß sie dann mit verschränkten Armen am Esstisch.

„Was ist los, Liebes?"

„Georg hat auch nichts gemerkt. Ihm musste ich es sogar explizit sagen. Er meinte, sie sähen wie immer aus."

„Liebes, die Männerwelt funktioniert einfach anders. Hast du keine Freundinnen, die du fragen kannst?"

„Da draußen sind entweder nur zu alte oder zu junge. In meinem Alter sehe ich nur Jungs noch draußen spielen."

„Das ist schade. Dann versuch es doch mit den älteren Frauen nächstes Mal. Sie würden sicherlich die Freude mit dir teilen."

„Aber wolltest du nicht, dass ich mir jemanden starken angle?"

„Liebes, so einfach geht das nicht. Solch eine Beziehung benötigt Zeit. Du willst doch nicht, dass dein Partner dich nur wegen deines Aussehens wählt. Wer weiß, ob er dann nicht schnell der nächsten hinterherjagt, wenn er deiner überdrüssig ist. Du solltest auf die inneren Werte abzielen. Also sei immer schön brav und du wirst einen guten Mann finden."

„Aber du meintest doch, das Äußere wäre wichtig."

„Es ist ... kompliziert. Wenn du größer bist, wirst du es verstehen."

„Papa, wie bekomme ich einen starken Freund?"

„Es ist wie deine Mama schon gesagt hat, es zählen die inneren Werte. Ich habe sie nicht nur wegen ihres Äußeren geheiratet, sondern weil sie auch die Frau ist, die sie ist."

„Papa redet auch nur in Rätseln."

„Gib der Sache Zeit, Liebes, und ich bin mir sicher, du wirst schon dein Glück finden."

„Wirst du dann noch da sein?"

„Wie kommst du darauf, dass Mama nicht mehr da sein wird, Kleines?"

„Ich will nur sichergehen, dass ich Mamas Urteil hören kann."

„Das ist lieb, Liebes, aber ich bin mir sicher, du wirst wissen, ob es der Richtige ist, auch ohne meine Einschätzung."

„Du bist dann also nicht mehr da?"

Sophie schaute entsetzt.

„Ich werde immer bei dir sein, Liebes."

Theresa streichelte die beruhigte Sophie.

<Es kann keine Lüge sein. Ob sie wohl die physische Nähe nicht gemeint hat? Oder hat sie wirklich vor, für immer zu bleiben?>

Das schwarze Schaf - German / DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt