Der Tag der Entscheidung kam. Sophie holte am Mittag die Blumen vom Fensterbrett und betrachtete sie genau. Wenn sie ein verwelktes oder angefressenes Blatt fand, entfernte sie es sofort. Es musste einfach perfekt werden. Als sie alle Unreinheiten entfernt hatte, flocht sie sehr vorsichtig die Blumenkrone, die sie verschenken wollte.
<Ich sollte es auch für sie tun. Jetzt ihre Mutter wegzunehmen, würde sie nur umso mehr verletzen.>
„Denkst du, sie wird Mama gefallen?"
„Ja, ihr wird es sicherlich sehr gefallen. Man sieht, dass du dir sehr viel Mühe gegeben hast."
„Ich hoffe, sie bleibt diesmal länger."
Sophie legte ihren Kopf traurig auf den Tisch.
„Das wird sie."
David streichelte ihr den Kopf, doch hatte es nicht wie sonst den positiven Effekt.
„Georg meinte, dass sie nicht bleiben wird, dass sie mich nur hinhält und wieder verschwinden wird."
„Kennt Georg Theresa besser als ich?"
„Nein?"
„Dann solltest du nicht auf ihn hören. Theresa ist deine Mutter und sie ist sehr pflichtbewusst. Sie würde dich niemals aufgeben. Du solltest daher an sie glauben."
„Warum geht sie dann immer wieder?"
„Das Erwachsenenleben ist kompliziert. Wir können nicht immer tun, was wir wollen. Manchmal müssen wir uns um Sachen kümmern, die wir nicht mögen. Theresa ergeht es gerade ähnlich. Ich bin mir sicher, dass sie gerne mehr Zeit mit dir verbringen wollen würde, aber es ist ihr gerade nicht möglich."
<Wobei ich der Grund dafür bin.>
„Dann wird das Geschenk also nicht helfen?"
<Mist. Jetzt habe ich sie in die falsche Richtung geleitet.>
„Weißt du, es gibt da etwas, das nennt sich Motivation. Wenn wir etwas wirklich wollen, hilft es uns Berge zu versetzen. Wenn du Mama ein Geschenk gibst, wird sie umso mehr mit dir wieder zusammen sein wollen. Sie wird nur so mit Motivation gefüllt sein, dass sie das Hindernis einfach beseitigen wird, komme, was wolle."
„Das heißt, je mehr sie uns vermisst, umso eher wird sie bleiben können?"
„Ja."
„Dann musst du auch ein Geschenk basteln, Papa!"
„Ich?"
„Ja. Ist sie nicht motivierter, wenn sie von uns beiden ein Geschenk bekommt und nicht nur von mir?"
„Aber ist die Blumenkrone nicht schon ein Geschenk von uns beiden? Ich habe dich zum Blumenhügel gebracht und dich dort beschützt."
„Hmm, ohne Papa wäre es nicht gegangen, ja."
„Hast du mir nicht auch ein paar der Blumen gezeigt und meinen Rat eingeholt, was Mama mag und was nicht?"
„Ja."
„Also ist doch meine Arbeit schon getan."
„Dann geben wir Mama gemeinsam die Krone?"
„Ich denke, sie würde sich mehr freuen, wenn du sie ihr gibst."
„Du kannst dich auf mich verlassen, Papa. Ich werde sie damit motivieren, bei uns zu bleiben."
Am Abend wartete Sophie gespannt auf Theresa. Immer wieder kontrollierte sie die Fenster, die in der Richtung lagen, von der sie letztens kam.
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Das schwarze Schaf - German / Deutsch
EspiritualDavid ist ein Sünder, doch er versucht, das vor seiner Tochter Sophie geheim zuhalten. Wird es ihm gelingen, oder wird sie die Wahrheit herausfinden? 40 Kapitel - 40k Wörter + Nachwort Eine Fortsetzung ist nicht geplant. Es ist mein zweites Buch, da...