K39 - Salomons wahre Gestalt

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David kam zu Hause an und zeigte Theresa den Stein.

„Du hattest recht. Alles hat funktioniert. Wusstest du, dass es so kommen würde?"

„Nein, es war Glück."

„Ein Engel glaubt an Glück?"

„Nicht alles ist vorbestimmt, sonst wäre der freie Wille nur eine Illusion. Jeder Mensch kann selbst entscheiden, was er tut und muss daher die Verantwortung für seine Taten übernehmen."

„Das war dann aber verdammt großes Glück. Wäre der Schatzmeister nicht bei Herbert gewesen, dann hätte es vermutlich nicht geklappt."

„Du hättest einen anderen Weg gefunden."

„Ich bezweifle es. Aber lassen wir das Thema. Ich will die Sache so schnell wie möglich hinter mich bringen."

David führte das verwerfliche Ritual aus, um Salomon zu rufen.

„Oh, endlich rufst du mich. Ich dachte schon, ich muss dich wieder ermahnen kommen."

„Du schickst mich in die Schatzkammer einer Burg und erwartest, dass ich dir in wenigen Tagen liefern kann?"

„Bist du nicht ein geübter Dieb?"

„War, Dämon."

„Oh, Frau Engel ist ja auch wieder da. Du solltest ihn aufgeben. Kaum warst du weg, hat er schon den nächsten Pakt mit mir geschlossen."

Salomon grinste.

„Erspar uns deine Worte. Nimm einfach den Stein und löse den Pakt auf. Dann können wir getrennte Wege gehen."

„Oh, das tut schon etwas weh, wenn du unsere gemeinsame Zeit so verurteilst, David."

Genervt zeigte David den Stein und das schelmische Lächeln von Salomon verwandelte sich in das von Gier. Als er sich satt gesehen hatte, streckte er seine Hand aus, um den Stein an sich zu nehmen. David reagierte jedoch schnell genug, um das Amulett von Azrael zu benutzen. Der Seelenstein aktivierte sich und saugte sofort die Seelen von Salomon auf.

„Aaa! Was tust du?"

David konnte die Seelen nicht sehen, aber er spürte, wie der Stein vibrierte.

Salomon schrumpfte mit der Zeit, bis nur noch ein Lausbube vor ihm stand.

„Meine Seelen! Gib sie mir zurück!"

„Das ist deine wahre Gestalt? Du bist nichts weiter als ein Kind."

„Hah! Ich bin viel älter als du, lass dich nicht von meinem Aussehen täuschen und jetzt gib mir meine Seelen zurück."

Salomon griff zum Stein, aber David hielt ihn einfach weiter nach oben. Verzweifelt versucht Salomon den Stein hüpfend zu erreichen.

Davids freie Hand wanderte zum Schwert. Sollte er ihn niederstrecken? In Salomons momentaner Gestalt wäre es ein Leichtes für ihn, ihn zu töten. Salomon war der Grund all der Sünden, die er begangen hatte. Er war es, der ihm das Stehlen und Töten beigebracht hatte. Wie man sich versteckt und seine Spuren verwischt. Ohne ihn, wäre er nie so tief gefallen. Der Griff festigte sich am Schwert.

<Nein, so würde der alte David denken. Nicht er ist schuld, ich bin schuld.>

David lockerte wieder den Griff. Er war es, der sich hatte verführen lassen, somit trug er die Schuld. Wenn er sühnen wollte, so musste er seine Sünden gestehen. Außerdem war Salomon nun wie ein Kind für ihn. Wäre es nicht eine größere Sünde, ihn jetzt zu töten? Ein hilfloses, kleines Kind?

Salomon wurde dem Springen leid. Er gab David eine Kopfnuss ins aller werteste, um vielleicht so seinem Ziel näher zu kommen. Schimpfend krümmte sich David vor Schmerz. Salomon nutzte die Gelegenheit und griff zu dem inzwischen erreichbaren Kristall. Doch war er zu langsam, seine Hände griffen erneut in die Luft.

„Klatsch."

Eine Ohrfeige schallte durch den Raum.

<Das ist Strafe genug.>

„Au! Wie gemein."

„Sieh es ein, Salomon, es ist vorbei. Und jetzt verschwinde. Ich will dich nie wieder sehen."

„Und wenn ich nicht gehe?"

„Dann wird Theresa dich segnen."

Salomons Gesicht wurde blass.

„Es ist noch nicht vorbei!"

Er rannte schnell durch die Tür davon.

David atmete erleichtert auf. Alles hatte zu seinem Gunsten funktioniert.

„Bist du dir sicher, dass es so in Ordnung ist, Schatz?"

„Wer bin ich, über ihn zu richten?"

„Wohl wahr. Du scheinst gewachsen zu sein."

Theresa lächelte David an.

Wenig später führte David die Beschwörung für Azrael durch.

„Wie ich sehe, wart ihr erfolgreich."

„Ja, Todesengel Azrael."

„Dann gib mir das Amulett zurück und zeige den Seelenstein."

David übergab das Amulett an Azrael und hielt dann den Seelenstein nach vorne. Dieser fing an zu vibrieren, als Azrael seine Hand ausstreckte.

„Ich habe die Seelen angenommen. Du weißt, was du nun zu tun hast?"

„Den Seelenstein zurück zu seinem Besitzer bringen."

„Genau. Diebstahl ist eine Sünde und der Zweck heiligt nicht die Mittel. Mach deine Sünde rückgängig und der Herr wird dir vielleicht eines Tages vergeben."

„Ihr täuscht euch. Ich habe den Stein nicht gestohlen, sondern nur geborgt."

„Ist das wahr? Ich habe nicht die Zeit, euch permanent zu beobachten."

„Es stimmt, was er sagt, ehrenwerter Azrael."

„Wenn ihr das sagt, Engel Theresa, dann werde ich es glauben. Scheinbar ist euer Einfluss auf ihn größer, als ich angenommen habe."

„Denkt ihr wirklich, dass Gott mir eines Tages vergeben wird?"

„Du bist nur ein Mensch. Ihr macht dauernd Fehler. Manchmal wissentlich und manchmal unwissentlich. Gott ist barmherzig. Solange ihr Reue zeigt, eure Fehler korrigiert und eure Sünden sühnt, besteht die Möglichkeit, dass er euch eines Tages vergibt. Wobei bei deiner Schwere, kann es sein, dass du um das Fegefeuer nicht herum kommst. Wenn du es aber wahrlich bereust, könnte es nur von begrenzter Dauer sein."

„Ich kann nicht leugnen, dass ich es verdient hätte."

„Folge den Lehren Gottes und tu Buße. Das ist der einzige Weg, der dir bleibt, wenn du es noch abwenden willst."

„Das werde ich. Habt Dank, Todesengel Azrael."

„Ich hoffe, ihr haltet euer Versprechen und werdet ein gutes Wort für mich einlegen, wenn die Zeit gekommen ist."

„Das werden wir. Erlaubt mir die Frage, aber habt ihr es wirklich nötig? Ihr scheint mir ein guter Engel zu sein."

„Aus Sicht der Menschen bringe ich den Tod. Habt ihr schon mal eine Mutter gesehen, die das Licht in ihren Augen verliert, weil ihr Neugeborenes in ihren Händen gestorben ist? Oder all die Trauer, die sich breit macht, wenn ein guter Mensch zu zeitig gehen muss? In solchen Momenten fragt man sich, ob es wirklich das Richtige ist, was man tut."

„Ich verstehe. Ihr habt es auch nicht leicht. Dann wünsche ich euch viel Erfolg, Todesengel Azrael."

„Lebt wohl Engel Theresa und Sünder David."

Das schwarze Schaf - German / DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt