K24 - Sündenbock

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Als David mal wieder auf Patrouille war, hielt er an, als er ein Mädchen aus einer Seitengasse kommen sah. Es war Sophie. Sie sah sich suchend um. Als sie David entdeckte, zuckte sie zusammen und versuchte zu fliehen. Doch David war schneller als sie und wenig später hatte er sie eingeholt. Er packte sie bei der Schulter und hielt sie so gewaltsam an.

„Was tust du hier, Sophie?!"

„Lass mich los, Papa! Ich suche nur nach Mama. Ich habe nichts Böses getan."

„Das ist viel zu gefährlich allein. Habe ich dir nicht gesagt, dass du immer jemanden bei dir haben musst, der dich beschützen kann, wenn du hinausgehst? Was, wenn dich jemand entführt?"

„Aber Mama ist jetzt schon so lange weg. Wie kann ich da nur die ganze Zeit auf sie warten? Was, wenn sie wieder für Jahre weg ist?"

„Sophie, ich bin der Partner von deinem Vater. Wie wäre es, wenn ich dir bei der Suche helfe?"

„Weißt du, wo Mama ist?"

„Untersteh dich, Salomon! Bleib ja fern von meiner Tochter! Komm, Sophie. Ich bringe dich nach Hause."

„Aber Papa, er möchte uns helfen."

„Wir brauchen seine Hilfe nicht, ich erkläre es dir zu Hause."

Schweigend kehrten die beiden nach Hause. David hielt Sophie fest, damit sie nicht auf die Idee kam zu fliehen. Es war nicht das lockere Händchenhalten der Vergangenheit, sondern mehr das gewaltsame Wegzerren. Zu Hause angekommen, ließ er sie endlich los.

„Willst du nicht Mama finden, Papa?"

„Natürlich, Kleines, aber du weißt nicht, mit wem du da gesprochen hast. Salomon ist niemand, auf den du dich einlassen solltest."

„Warum nicht?"

„Weißt du, warum Mama gegangen ist?"

„Weil Papa was falsch gemacht hat."

„Das ist nicht die ganze Wahrheit. Salomon hat mich zu einer Tat verführt, die Theresa verurteilt. Sollte sie also erfahren, dass du ihn um Hilfe gebeten hast, wird sie vermutlich nicht wieder kommen."

„Was? Aber warum arbeitet Papa mit so einer Person dann zusammen? Solltest du dich dann nicht auch von ihm fernhalten?"

„Das würde ich gerne, Kleines, aber das habe leider nicht ich zu entscheiden."

„Kannst du nicht die Arbeit wechseln?"

„Das ... ist vermutlich eine gute Idee. Du kommst halt nach deiner Mutter, die immer weiß, was zu tun ist."

„Hehe."

David streichelte Sophie den Kopf.

„Papa, darf ich dich um was bitten?"

„Was ist, Kleines?"

„Kannst du mich umarmen? Als Papa mich gezogen hat, hat das ziemlich weh getan."

Davids Augen wurden groß.

„Natürlich, Kleines, komm her."

David nahm sie in die Arme und Sophie schmiegte sich an ihm.

<Sie vermisst wohl die Wärme ihrer Mutter. Ich kann sie zwar beschützen, aber ich tue mich immer noch schwer damit, ihr meine Liebe wie Theresa zu zeigen. Sie hatte wohl Angst, dass ich sie verstoßen werde, weil ich sie so sehr hierher gezerrt habe.>

„Du musst dir keine Sorgen machen, Kleines. Papa wird immer bei dir bleiben."

„Auch wenn ich was falsch mache?"

„Auch wenn du was falsch machst."

„Versprochen?"

„Versprochen."

Als David das Gefühl hatte, dass Sophie zufrieden war, ging er wieder zu Salomon raus.

„Du kannst sie nicht ewig von mir fernhalten."

„Das ist auch nicht notwendig. Ich habe ihr gesagt, wer du bist. Sie wird sich nicht auf dich einlassen, auch wenn ich nicht zugegen bin."

„Ha, du wusstest auch, wer ich bin und hast dich auf mich eingelassen. Es ist nur eine Frage des Preises."

„Suchst du Streit?"

„Denkst du, du kannst es mit mir aufnehmen?"

„Ist nur eine Frage des Preises."

„Punkt für dich."

David suchte den Vorgesetzten Rüdiger auf.

„Ich habe gehört, du hast einen Dieb entkommen lassen."

„Das ist nicht wahr, es war mein Partner."

„Versuche nicht, deine Kollegen ohne Beweise zu beschuldigen. Du wirst dir damit nur Ärger einhandeln, niemand mag Petzen."

„Ich werde es mir merken."

„Gut, was bringt dich zu mir?"

„Wie ihr wisst, sind meine Erfolge ausgeblieben. Ich will daher zu der aktiveren Zeit in der Nacht wechseln."

„Nachtwache also. Es ist schwerer, dich in der Nacht im Blick zu behalten und du hast auch gerade erst den Vorfall gehabt."

„Das ist auch einer der Gründe, warum ich wechseln will. Ich denke, der Vorfall wird sich negativ auswirken und ich will daher einen neuen Partner."

Der Vorgesetzte trommelte auf dem Tisch.

„Na gut, du bekommst eine zweite Chance. Aber denk dran, eine dritte gibt es nicht. Ruinierst du dir es erneut, musst du mit den Konsequenzen leben."

„Habt Dank."

„Dank mir nicht, sondern zeige mir Erfolge."

David verließ das Büro. Salomon wartete bereits auf ihn.

„Glaubst du, du wirst mich so los? Dein Pakt bindet uns, egal, wie weit weg wir voneinander sind."

„Dessen bin ich mir bewusst. Aber ich gewinne so Zeit für mein Privatleben."

„Du gewinnst nichts, du verschiebst es nur. Jetzt musst du Tag und Nacht aktiv sein. Ihr Menschen müsst auch schlafen. Wann willst du das tun?"

„In der Nacht ist weniger auf den Straßen los, daher ist es entspannter als am Tag eine ganze Menschenmasse zu überwachen. Auch kann ich nun in Ruhe Sachen wie Einkaufen erledigen, da meine Arbeitszeit sich mit den Verkaufszeiten nicht mehr so sehr überschneiden."

„Du hast die Frage nach dem Schlaf nicht beantwortet."

„Ich war früher schon in der Nacht aktiv, jetzt sind es halt nur ein paar Stunden mehr."

„Wie naiv von dir. Sage nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe."

<Ich weiß selbst, dass es anstrengend bleiben wird, aber es sollte besser zu handhaben sein und ich kann mehr Zeit mit Sophie verbringen. Es heißt nicht umsonst, dass Kinder sich mehr merken, ob jemand für sie da war, als was die Person in ihrer Abwesenheit für sie getan hat. Sie ist lieber arm und hat mich um sich, als dass sie reich ist und ohne mich groß wird.>

Als David Sophie von seinem Wechsel berichtete, hopste sie vor Freude.

„Das heißt, Papa verbringt jetzt wieder mehr Zeit mit mir?"

„Ja, Kleines, das heißt es."

„Dann können wir ja gemeinsam auf die Suche nach Mama gehen."

<Und schon werde ich aus meinem Traum von einem ruhigen Tag vor der Arbeit geweckt. Scheinbar darf ich jetzt Tag und Nacht die Stadt patrouillieren.>

Das schwarze Schaf - German / DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt