K25 - Überzeugung

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In der Nacht wurde David von einem Geräusch geweckt. Er spitzte die Ohren, was es war. Das Knarren einer Diele verriet ihm, dass er unerwünschten Besuch hatte.

<Da habe ich ja Glück, dass ich heute noch nicht als Nachtwächter arbeiten muss.>

Er griff nach seinem Schwert und schlich sich zum oberen Ende der Treppe.

Es dauerte nicht lange und ein Schatten tauchte neben ihm auf. Schnell schwang er sein Schwert zur Kehle des anderen und machte sich bereit für einen Gegenangriff.

„Keine Bewegung, oder es ist mit dir vorbei."

„Habt Gnade!"

Eine weinerliche männliche Stimme war zu hören.

„Bist du allein?"

„Ja."

„Dann gehen wir langsam runter. Eine schnelle Bewegung und du bist deinen Kopf los."

Die beiden gingen langsam runter. Unten angekommen fesselte David seinen Gast an einem Stuhl und machte Licht. Vor ihm saß ein Mann in seinem Alter. David ignorierte ihn erst und kontrollierte alle Zimmer, ob er wirklich die Wahrheit erzählt hatte. Zu seiner Beruhigung konnte er keinen Komplizen ausmachen.

„Was war dein Ziel?"

„Ich wollte nur etwas Geld stehlen. Habt Gnade! Meine Kinder haben schon länger nichts zu essen und ich wusste mir nicht anders zu helfen."

„Warum gerade ich? Weißt du nicht, dass ich als Wache arbeite?"

„Oh, das wusste ich nicht. Bitte liefert mich nicht aus! Denkt an meine Kinder! Wer wird sich um sie kümmern, wenn ich nicht mehr bin?"

„Das hättest du dir vorher überlegen sollen."

„Ich werde es nicht mehr tun. Ich schwöre bei Gott!"

<Bei Gott? Ist es eine Prüfung? Will Theresa sehen, ob ich mich an ihre Lehren halte?>

David trommelte mit den Fingern auf dem Tisch. Der Dieb sah ihn flehend an.

„Du hast doch nicht wirklich vor, einen Dieb, den du bei frischer Tat erwischt hast, davon kommen zu lassen."

Salomon tauchte neben ihm auf.

„Was machst du hier?"

„Du bist in letzter Zeit oft neben dir. Daher habe ich dich etwas im Blick und als ich vorhin das Licht brennen sah, habe ich mir Sorgen gemacht."

„Hast du ihn geschickt?"

„Wo denkst du hin? Wie gemein von dir."

Es war sinnlos, ihn zu fragen. Ein Dämon würde ohnehin lügen, wenn er es war. Sollte er ihn wirklich ziehen lassen? Wäre er dann nicht an den Folgetaten schuld? Andererseits, wenn der Dieb nicht gelogen hatte, waren sie beide im gleichen Boot.

<Ob mir jemand vergeben wird, wenn ich ihm vergebe?>

David rang mit sich. Es war nicht richtig, ihn gehen zu lassen, aber es fühlte sich auch falsch an, ihn zu bestrafen.

<Vielleicht kommt Theresa zurück, wenn ich ihn gehen lasse.>

David nahm das Schwert und hob es hoch. Der Dieb zuckte zusammen und kniff die Augen zu. David schlug zu und die Fesseln fielen auf den Boden. Der Dieb schaute ihn perplex an.

„Heute hast du noch einmal Glück gehabt, aber morgen wird es nicht erneut passieren. Besinne dich, bevor es zu spät ist."

„Ihr werdet das nicht bereuen. Ich werde mich erkenntlich zeigen."

Mit diesen Worten suchte der Dieb das Weite. Salomon sah ihm enttäuscht hinterher.

„Warum hast du das getan?"

„Weil es sich richtig anfühlte."

„Du hättest ihn töten sollen. Er wird nur wieder Unglück bringen."

„Töten? Nein, für Diebstahl nimmt man ihm nur einen Arm ab."

„Wer sagt, dass er nur stehlen wollte?"

„Er sagte es und ich glaube ihm. Man konnte ihm ansehen, dass er noch grün hinter den Ohren war, was das anging. Ich denke nicht, dass er es wiederholen wird, nachdem er gleich erwischt wurde."

„Früher hättest du das nicht getan."

„Ich habe mich wohl dank Theresa geändert. Sie würde es nicht wollen, dass ich es anders tue."

„Warum willst du dich ins enge Korsett des Himmels zwingen? Genießt du nicht die Freiheit, die wir dir geben? Du kannst tun und lassen, was du willst."

„Ich kann tun und lassen, was ich will, aber welchen Sinn hat das, wenn es keine Bedeutung hat."

„Ist die Freude nicht Grund genug?"

„Freude? Welche Freude? Du hast ihr alle meine Sünden aufgezählt. Ich habe gelogen, gestohlen, getötet, mit allen möglichen Frauen geschlafen, meine Vernunft im Alkohol ertränkt und bin in die Tiefen des Hasses eingetaucht. Was hat es mir gebracht? Freude? Nein! Leere! Eine Leere, die endlos war. Theresa hat mir gezeigt, was wichtig im Leben ist. Liebe! Denn Liebe erfüllt einen."

„Liebe, pah, ein altmodisches Konzept. Der eine nutzt doch nur den anderen aus."

„Viele gehen eine Beziehung wegen gegenseitigem Nutzen ein, ja. Bei wahrer Liebe nicht, da wägt man nicht ab, was der andere für einen tut. Egal, was er macht, man liebt ihn bedingungslos. So wie es bei Kindern ist. Sie geben unserem Leben Sinn und wir lieben sie, auch wenn sie noch solch eine Belastung sein können. Warum, denkst du, heißt es, dass wir Kinder Gottes sind? Nicht nur, weil wir ihn Vater nennen. Nein, weil er uns mit seiner Liebe überschüttet, auch wenn wir Fehler machen. Aber vermutlich versteht das ein Dämon nicht. Für euch sind wir nur Seelen, die ihr einsammelt."

„Klingst wie ein Pfarrer. Vermutlich hat der Engel dir schon zu sehr das Gehirn gewaschen. Dann habe ich auch kein Interesse an deiner Seele. Bring mir den Seelenstein aus der Burg und ich hebe den Pakt, der uns bindet, auf."

„Und den Worten eines Dämons soll ich vertrauen."

„Scheinbar doch noch Gehirnmasse da oben drin. Hier. Du weißt ja bereits, was zu tun ist."

Salomon reichte David eine alte furchterregende Klinge und ein altes Pergament. David nahm den Vertrag und las ihn gründlich durch. Er nickte zufrieden und legte ihn auf den Tisch. Danach nahm er das Messer und schnitt sich in die Hand. Blut tropfte auf das Pergament und es verbrannte in einer Rauchwolke.

„Der Vertrag ist besiegelt und nun verschwinde."

„Werde nicht frech, ich werde ein Auge auf dich behalten. Die Uhr tickt, solange der alte Pakt nicht aufgehoben ist. Tick. Tack."

Salomon verschwand lachend. Als er weg war, atmete David erleichtert auf.

<Ein Pakt, um einen Pakt aufzuheben. Wird es wirklich funktionieren? Ich kann Sophie nicht allein zurücklassen. Es wird meine letzte große Sünde sein und danach werde ich den Weg gehen, den mir Theresa gezeigt hat.>

Das schwarze Schaf - German / DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt