K27 - Alarm

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David war mit seinem neuen Partner auf Patrouille. Ein kühler Wind wehte und sie patrouillierten schweigend zusammen.

„Worüber denkst du nach, David?"

„Nur ein Problem, das ich zu Hause habe."

„Irgendetwas, wo ich helfen kann?"

„Nein, ich denke nicht. Das ist etwas, das ich selbst lösen muss."

<Du magst besser als Salomon sein, aber ich vertraue dir nicht genug.>

Als sie um eine Ecke gingen, roch es auf einmal nach Rauch.

„Riechst du das auch?"

„Ja."

Die beiden rannten in die Richtung, wo der Geruch stärker wurde. Sie kamen bei einem Haus an. Der kleine Vorgarten wurde durch ein Fenster in ein rotes Licht getaucht. Als sie hineinsahen, konnten sie sehen, wie ein Mann am Tisch eingeschlafen war. Die Kerze neben ihm war umgefallen und hatte den Raum in Brand gesetzt.

„Alarmiere die anderen! Ich versuche so lange das Feuer in Schach zu halten."

„Verstanden."

Sein Partner rannte davon.

<Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass das Feuer bis zu meinem Haus kommt und es auch niederbrennt. Niemals kann ich es wieder aufbauen und ich möchte nicht, dass Sophie auch noch ihr Zuhause verliert.>

David weckte die Bewohner der umliegenden Häuser und fragte nach Wasser und Unterstützung. Glücklicherweise hatte er bereits beim ersten Haus Erfolg, da der Bewohner noch wach war und den Tumult sofort mitbekam.

„Hier ist ein Eimer Wasser."

„Danke. Wohnt er allein?"

„Ja."

David nahm ein Tuch, tauchte es in das Wasser und band es sich vor Mund und Nase. Danach stürmte er zum brennenden Haus. Zunächst wollte er den schnellen Weg durch das Fenster nehmen, aber dann fiel ihm ein, dass es schwer sein würde, den Bewusstlosen herauszuheben. Also versuchte er doch die Tür. Natürlich war sie abgeschlossen. Für einen Dieb war dies aber kein Hindernis. Er hatte immer sein Werkzeug bei sich. David brauchte nicht lange und die Tür war entriegelt. Mittlerweile fingen auch die Alarmglocken an zu läuten. David rannte in das brennende Zimmer und schulterte den bewusstlosen Bewohner. Er konnte die Hitze spüren, doch versuchte er sie zu ignorieren. Hustend brachte er den Mann nach draußen. Die ersten Nachtwachen waren schon da und nahmen ihm den Bewohner ab.

Doch brachten sie ihn erst einmal nur in Sicherheit. Die höchste Priorität war, das Feuer in den Griff zu bekommen. Sie hatten bereits Menschenketten zu den nächsten Brunnen gebildet und ein Wassereimer nach dem nächsten kam an. Ein Teil wurde auf die Glutnester geschüttet, während der andere zur Befeuchtung der Ränder genutzt wurde, um ein Ausbreiten zu verhindern. Es war ein großer Tumult. Die ganze Stadt war aufgewacht und versuchte zu helfen, wo sie nur konnte. Ihre Mühen sollten nicht vergebens sein. Das Haus war zwar stark beschädigt, doch blieb es das einzige, das gebrannt hatte. Erleichtert zerstreuten sich die Menschen wieder und die Wachen kümmerten sich um den Rest. Jemand hatte sich auch um den Bewohner gekümmert, der mittlerweile aufgewacht war. Er kam auf David zu.

„Ich habe gehört, dass ich euch mein Leben zu verdanken habe. Ich stehe für immer in eurer Schuld!"

Er verneigte sich tief vor David.

<Es ist wie damals, als ich Theresa gerettet habe. Tiefe Dankbarkeit. Ich frage mich, ob sie mich wirklich geliebt hat oder sie nur ihre Schuld bei ihrem Retter begleichen wollte. War nicht ihr Gesicht eingefroren, als ich ihr meine Liebe erneut gestanden habe? Was, wenn sie die Schuld als beglichen ansieht und sich nur noch mit mir abgibt, damit ich Sophie ein gutes Vorbild bin? Ist sie nicht nur zurückgekommen, da ich einen negativen Einfluss auf unsere Tochter habe?>

Später kam auch der Hauptmann auf David zu.

„Hätte nicht gedacht, dass du das in dir hast."

„Ich habe nur getan, was jeder gemacht hätte."

„Du hast dein Leben riskiert und das verdient Lob."

Als David zu Hause die Kleidung wechselte, merkte er, dass sie leicht angesengt war.

<Das Feuer war mir wohl näher, als ich dachte. Ich muss die Kleidung ersetzen, nur muss ich das wohl aus eigener Tasche bezahlen. Was bringt mir all das Lob, wenn ich am Ende von meinen guten Taten den Schaden habe? Theresa würde sicherlich sagen, dass ich die Wunden mit Stolz zeigen sollte. Sollte ich die Kleidung weitertragen und so zeigen, was ich getan habe? Doch verstehen das nur die, welche davon wissen. Für jemand Fremdes werde ich wie eine schlecht gekleidete Wache aussehen, da sie den Grund nicht kennen.>

Am nächsten Morgen machte David mit Sophie den üblichen Erkundungsspaziergang. Viele Leute grüßten sie dabei.

„Papa, warum grüßen dich heute so viele?"

„Erinnerst du dich noch, was ich dir heute Morgen erzählt habe? Ich habe mit meinem Kollegen ein Stadtfeuer verhindert. Viele sind uns daher sehr dankbar, dass sie ihr Hab und Gut nicht durch ein Feuer verloren haben."

„Du hast also was Großes vollbracht? Sehen die Leute dich als Helden an?"

„Es war Teil meiner Pflicht, ich würde daher nicht sagen, dass ich ein Held bin. Außerdem wäre es auch nicht ohne meine Kollegen gegangen. Ihm gebührt auch all das Lob. Aber ja, es war etwas Wichtiges."

„Was ist mit dem Mann, den du aus dem Feuer gerettet hast? Dem hast du doch allein geholfen."

„Das schon."

„Dann bist du also ein Held."

Sophie klatschte die Hände zusammen.

„Denkst du, Mama wird davon erfahren?"

„Wenn sie in der nächsten Zeit in der Stadt ist, sicherlich."

„Dann muss sie dir doch vergeben, nicht wahr?"

„Ich ... bin mir nicht sicher, ob es so leicht ist, Kleines."

„Denkst du, Mama ist böse?"

„Nein, natürlich nicht, Kleines. Wie kommst du darauf?"

„Dann solltest du ihr vertrauen. Das sagst du mir auch immer. Sicherlich wird sie dir vergeben und zurückkommen."

<Ich sage es dir, weil du ein Kind bist und die Wahrheit nicht kennen solltest. Steht es einem Engel wirklich zu, einem Sünder zu vergeben? Doch ich war schon ein Sünder, als sie gekommen ist und sie wusste das. Wird sie also wegen Sophie wieder zurückkommen? Was war letztens der Auslöser dafür? Sollte ich es provozieren? Nein, es ist besser, wenn ich die Sache mit Salomon abgeschlossen habe und sie dann erst wieder kommt. Oder wird sie gerade dann fernbleiben, weil ich mich verändert habe?>

Das schwarze Schaf - German / DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt