David drehte sich erschrocken zu der Person um, die ihn angesprochen hatte. Es war Theresa.
„Was ist los mit dir? Warum so überrascht, mich zu sehen?"
„Hast du mich nicht aufgegeben?"
„Dich aufgegeben? ... Hast du etwas getrunken?"
„Aber du bist doch weggegangen."
„Richtig, da ich etwas untersuchen musste. Oh, hast du gedacht, ich habe dich verlassen? Schatz, du solltest mich besser kennen. Ich bin niemand, der sich so einfach geschlagen gibt."
„Das heißt, du glaubst an mich?"
„Natürlich!"
Davids Beine gaben erneut nach und er lehnte sich ans Geländer der Brücke.
„Das ... freut mich."
„Du siehst nicht gut aus. Was ist passiert, als ich weg war?"
Theresa setzte sich neben ihn und David erzählte ihr, was vorgefallen war. Allerdings verschwieg er die Sache mit dem neuen Pakt, da er Angst hatte, er würde sie wieder verlieren, wenn sie es erfuhr. Sie hörte ihm aufmerksam zu und unterbrach ihn nicht ein einziges Mal. Als er fertig war, stand sie auf.
„Gut, dann bin ich noch rechtzeitig gekommen. Und nun steh auf. Du solltest etwas sehen."
„Sehen?"
„Ich denke nicht, dass du mir glauben würdest, wenn ich es dir sage."
Theresa führte den verwirrten David nach Hause. Sie ging in das Zimmer von Sophie. Schmerz machte sich in Davids Herz breit. Die schmerzliche Erinnerung, dass er trotzdem heute etwas verloren hatte.
„Mama, hast du Papa gefunden?"
<Wie kann es sein?!>
David rannte wie besessen zur Tür. Als er Sophie im Bett sitzen sah, sprang er zu ihr und schloss sie in seine Arme.
„Du lebst!"
„Aua, Papa, das tut weh!"
„Du lebst."
Ein schweres Schluchzen konnte im Raum gehört werden. Nach einer Weile legte sich eine Hand auf Davids Schulter.
„Das reicht erst einmal. Sie benötigt noch etwas Ruhe."
„Ist mit Papa alles in Ordnung, Mama?"
„Ja, Liebes. Er hat sich nur große Sorgen um dich gemacht."
„Ist schon gut, Papa. Du hattest recht, ich werde bald wieder gesund. Ich fühle mich schon deutlich besser."
Widerwillig ließ David Sophie los und ging mit Theresa in die Stube.
„Wie ist das möglich? Ist sie nun auch ein Engel?"
„Nein, es ist noch zu früh für sie."
„Aber sie war tot, als ich mit der Medizin zurückkam!"
„Bist du dir sicher? Als ich kam, war sie in einem sehr tiefen Schlaf. Nach außen wirkte sie vielleicht tot, aber sie atmete noch und hatte einen Puls."
„Ich ... habe wohl voreilige Schlüsse gezogen."
„Sie ist nach einer Weile aufgewacht und hat nach dir gerufen. Ich habe ihr die Medizin gegeben, die du gebracht hast und bin dann auf die Suche nach dir gegangen."
„Dann hast du sie wohl gerettet. Ich hätte sie beinahe mit ins Unglück gerissen."
„Ich konnte sie aber nur retten, weil du bereits die Medizin gebracht hast. Vergiss diesen Teil nicht."
„Du sagtest, du glaubst an mich. Warum? Nach all den Sünden, die ich begangen habe, wie kannst du da noch an mich glauben? Vor allem jetzt, nachdem ich beinahe unsere Tochter hätte sterben lassen."
„Weil ich weiß, wer du wirklich bist. Ich habe nicht den Sünder David geheiratet, sondern den Helden David."
„Held David ... Ein Titel, den ich nicht mehr wert bin, zu tragen."
„Das ist nicht deine Entscheidung. Für mich bist du ein Held. Hast du nicht erst wieder bewiesen, dass das Gute in dir stärker ist, als das Böse?"
„Inwiefern? Seit du weg warst, ist alles nur noch den Bach heruntergegangen."
„Wirklich? Du hast dich an meine Lehren erinnert und auch in der dunkelsten Stunde, hast du dich nicht zum Bösen verleiten lassen. Hast du nicht Salomon widerstanden?"
„Wärst du nicht gekommen, hätte ich mich vielleicht noch umentschieden."
„Das hast du aber nicht. Außerdem erwartet keiner von dir, alles von Anfang an perfekt zu können. Du musst die Lehren noch verinnerlichen."
„Ich habe also noch einen weiten Weg vor mir."
„Niemand kann alles nach dem ersten Mal perfekt. Du musstest auch viele Stunden mit dem Schwert verbringen, bis du es gemeistert hast. Gleiches für gilt meine Lehren. Es wird Zeit benötigen, bis du sie wirklich verstehst und verinnerlichst."
„Ob ich sie jemals meistern werde?"
„Gib dir etwas Zeit und du wirst sehen, wie gut du Fortschritte machst. Jeden Tag nur eine klitzekleine Verbesserung wird über lange Zeit eine große Verbesserung. Hast du dich nicht bereits sehr verändert, seit ich wieder bei euch bin? Du musst es nur jeden Tag versuchen."
„Klingt zu einfach, um wahr zu sein."
„Der harte Teil ist, es wirklich jeden Tag zu versuchen. Es werden wieder harte Zeiten kommen und es liegt dann an dir, ob du es weiter versuchst oder aufgibst."
„Würdest du mir vergeben, wenn ich erneut einen Fehler gemacht habe?"
„... Es gibt Sachen, die ich nicht verzeihen kann. Was ist es, das dich bedrückt?"
<Ihr Ton klingt hart, wie eine Warnung. Sollte ich ihr es wirklich sagen? Aber es wäre Verrat, es ihr zu verschweigen, wenn sie so viel für mich tut. Früher oder später würde sie es ohnehin erfahren. Salomon würde es auf jeden Fall ausnutzen.>
„Ich habe erneut einen Pakt mit Salomon geschlossen. Es ist aber diesmal ein guter, denn er wird den alten aufheben, wenn ich ihn erfülle."
„Noch ein Pakt? Warum hast du das getan?"
„Ich kann Sophie nicht allein zurücklassen. Doch ich kann auch nicht den alten Pakt weiter erfüllen, wenn ich sie vor dieser dunklen Seite beschützen will. Also musste ich etwas finden, um ihn aufzulösen. Es war nicht einfach, aber ich konnte Salomon überzeugen, sich darauf einzulassen."
„Warum siehst du es als Fehler?"
„Weil ein Engel doch sicherlich niemals einen Pakt mit einem Dämon gutheißen würde, oder? Wenn du hier bist, weil du an mich glaubst, sollte ich den alten Fehler nicht wiederholen und dir gleich davon erzählen."
„Du hast von der Vergangenheit gelernt. Das ist löblich. Doch hast du recht. Es war ein Fehler, erneut einen Pakt mit ihm zu schließen. Er verlangt sicherlich wieder eine Sünde von dir, oder?"
„Ja, aber was hätte ich sonst machen sollen? Der alte Pakt muss aufgehoben werden."
Ein listiges Lächeln erschien auf Theresas Lippen.
„Deswegen bin ich wieder da. Es gibt da jemanden, der dir helfen kann."
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Das schwarze Schaf - German / Deutsch
EspiritualDavid ist ein Sünder, doch er versucht, das vor seiner Tochter Sophie geheim zuhalten. Wird es ihm gelingen, oder wird sie die Wahrheit herausfinden? 40 Kapitel - 40k Wörter + Nachwort Eine Fortsetzung ist nicht geplant. Es ist mein zweites Buch, da...