„Schön, dass wir uns einig sind."
<Freu dich, aber so einfach wird es nicht immer sein.>
„Damit haben wir eins der größten Probleme erfolgreich aus der Welt geschafft. Du solltest dich freuen."
„Oh, ich schwebe förmlich auf Wolke sieben."
„Dann passt es ja, wenn wir das nächste angehen."
„Hey, versteht man als Engel keinen Sarkasmus mehr?"
„Weißt du nicht, dass Lügen eine Sünde ist?"
„Ihr versteht keinen Spaß, wie? Also gut. Was willst du diesmal?"
„Jetzt, wo du Arbeit hast, ist dein Geldproblem gelöst. Du musst also keine Straftaten mehr begehen. Du hast auch gelernt, dein Herz wieder etwas zu öffnen. Die Welt spiegelt wider, wie du sie behandelst. Bist du grob und böse zu ihr, wird dir dies oft im Leben wiederbegegnen. Tut man aber Gutes, wird dir auch Gutes widerfahren."
„Ha! Du kannst ja doch Witze reißen."
„Ich meinte das ernst. Du bist zu rau im Umgang mit anderen und erfährst daher auch viel Abneigung."
„Wie erklärst du dann, wie ich meine Arbeit verloren habe? Es war doch gut, was ich getan habe."
„Hast du nicht mich durch deine Tat kennengelernt? Auch hast du viele gerettet, war es deiner Meinung nach die Tat nicht Wert?"
„Die Tat war gut, das habe ich nicht infrage gestellt. Aber warum bestraft mich die Welt dafür?"
„Manches kommt mit einem Preis. Würdest du eine Schnittwunde als Bestrafung sehen oder sie mit Stolz zeigen, als Beweis für deine Taten?"
„Du meinst also, keine gute Tat bleibt ungesühnt?"
„Würdest du lieber zu Unrecht für etwas Gutes leiden, oder zu Recht für etwas Schlechtes?"
„Was willst du damit sagen?"
„Die Erde ist nicht der Himmel. Du wirst dem Bösen immer wieder begegnen, aber es liegt an dir, wie du damit umgehst."
„Und das willst du ändern?"
„Genau. Du bist auch ein Vorbild für Sophie. Sie wird sich vieles von dir abschauen. Daher ist es wichtig, dass du nicht nur Sachen vorgibst zu sein, sondern sie auch wirklich bist. Ist es zum Beispiel besser, seine Sorgen im Alkohol zu ertränken oder die Probleme anzugehen und zu beheben?"
„Du willst, dass ich mit dem Trinken aufhöre?"
„Aufhören würde im Moment zu weit gehen, aber du solltest es reduzieren."
„Warum sollte ich?"
„Für Sophie. Und damit du lernst, deine Probleme wieder anzugehen. Wie gesagt, ich erwarte nicht, dass du es von heute auf morgen komplett einstellst. Aber es ist ein Unterschied, ob jemand sich bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt oder sein Limit kennt."
„Trinken ist aber keine Sünde."
„Für jemanden, der sein Limit kennt, ja. Wer es aber nicht tut, verfällt der Todsünde der Völlerei."
„Wie viel soll ich es reduzieren?"
„Wir fangen klein an, ein Krug weniger ist für den Anfang völlig ausreichend."
„Ich werde es mir überlegen."
„Das ist Erfolg genug für mich."
„Mach dir aber keine zu großen Hoffnungen. Du zwingst mich durch einige Änderungen, da benötige ich etwas zum Ausgleich."
„Verständlich."
Am nächsten Morgen wurde David von Sophie geweckt.
„Was willst du, Kleines?"
„Warum schläfst du hier unten?"
„Du weißt doch, wie lange Mama weg war? Ich lauer ihr hier auf, falls sie sich heimlich wieder davonmachen will."
„Oh! Lass sie ja nicht entkommen. Wenn du laut genug rufst, werde ich dir auch zu Hilfe eilen."
<Hehe, ich sage doch, dass ich alles unter Kontrolle habe.>
Später stand David wieder Wache am Tor.
<Die Welt spiegelt wider, wie du sie behandelst. Das waren ihre Worte. Ob sie wahr sind?>
Viele Händler waren genervt, wenn man ihre Ware näher untersuchte. Oft machten sie ihrer Ungeduld auch Luft. David hatte das in seinen wenigen Tagen, die er arbeitete, schon ausreichend beobachtet. Was, wenn er heute versuchen würde, einen freundlicheren Ton bei den Händlern anzuschlagen.
„Guten Morgen Reisender."
„Guten Morgen."
„Die Pflicht sieht leider vor, dass ich eure Waren kontrollieren muss. Könntet ihr bitte die Abdeckung entfernen?"
„Natürlich."
<Kein „Mach aber schnell"?>
David kontrollierte die Waren des Händlers und unterhielt sich freundlich mit ihm.
„Alles in Ordnung. Einen schönen Tag noch."
„Danke, das Gleiche."
<Danke? Ich glaube, dass habe ich bisher noch nie hier gehört.>
Nach der Arbeit ging David in die Schenke. Er wusste, dass Theresa und Sophie auf ihn zu Hause warten würden, aber sein Körper verlangte nach Alkohol. Die ersten paar Krüge verschlang er wie gewohnt. Doch als der Wirt das Geld nahm und einen weiteren hinstellte, zögerte er.
<Für Sophie, meinte sie.>
David erinnerte sich an das Gesicht, das Sophie gemacht hatte, als sie meinte, er würde riechen. Wenn er wollte, dass sie ihn wieder freudestrahlend empfing, sollte er aufpassen, dass seine Fahne nicht zu intensiv war.
<Ein Krug ist also genug, wie? Du täuschst dich, Theresa. Ich bin besser, als du denkst.>
David stand auf und nahm den Krug mit zu einem anderen Tisch.
„Hier. Ich weiß, dass du dem Wirt immer geholfen hast, wenn ich mich nicht zusammenreißen konnte. Sieh es als Entschuldigung an."
„Oh. Das kommt überraschend. Danke."
David ging zur Tür.
„Du hast dich verändert. Zum Besseren."
„Ich hoffe, du hast recht."
David verließ die Schenke
„Enttäuscht, einen oft zahlenden Kunden verloren zu haben?"
„Es gibt genug Saufköpfe da draußen, da kommt es auf den einen nicht an. Und wer weiß, vielleicht kommt er weiterhin, aber übertreibt es nicht mehr."
„Bist ja positiv eingestellt."
„Freust du dich nicht auch, einen Problemfall weniger zu haben?"
„Hast du dir Sorgen um ihn gemacht?"
„Er war früher ein guter Soldat. Das Schicksal hat ihm aber übel mitgespielt. Ich war mir nicht sicher, ob er seinen Weg wieder finden würde. Aber scheinbar waren meine Sorgen unbegründet."
„Hört, hört. Unser Wirt, der Seelsorger!"
„Mach dich nicht über mich lustig, oder ich muss die Preise für dich anziehen."
„Ich meinte es natürlich als Lob."
Gelächter schallte aus der Schenke auf die Straße.
David kam zu Hause an und er zügelte sich diesmal nicht und genoss die Wärme, die ihm seine Familie schenkte in vollen Zügen.
<Das ist viel besser als der Alkohol. Der Verzicht ist dieses Gefühl wert.>
Als Sophie wieder aus dem Raum war, sah Theresa David an.
„Ich bin stolz auf dich."
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Das schwarze Schaf - German / Deutsch
SpiritualDavid ist ein Sünder, doch er versucht, das vor seiner Tochter Sophie geheim zuhalten. Wird es ihm gelingen, oder wird sie die Wahrheit herausfinden? 40 Kapitel - 40k Wörter + Nachwort Eine Fortsetzung ist nicht geplant. Es ist mein zweites Buch, da...