Alina
Ich war immernoch ein wenig sauer auf Michelle, wegen ihres Lachanfalls. Ich hatte halt Angst vorm Fliegen. Das lag im Blut.
Unser Hotel entpuppte sich als Luxus-Hotel, und wir konnten von Glück reden, den Aufenthalt von unseren Eltern bezahlt zu bekommen. Wir verwöhnten Gören. Wir verdammt geilen verwöhnten Gören.
Doch wir brachten nach nicht allzu langer Zeit in Erfahrung, dass es wirklich nicht teuer war. Nicht teurer als eine Holzhütte mit Elektrizität.
Als wir in unserer Suite angekommen waren und die Tür geschlossen hatten, schrie Michelle ausgelassen „Geil!“ und wir ließen unsere Koffer vom britischen Personal heraufbringen.
Ich öffnete die weiten Glastüren zum Balkon und stellte mich heraus. Ich ließ mir den Wind durch die Haare wehen.
Dann zuckte ich vor dem Donner zurück und ging verängstigt zurück in die Suite.
Nachdem wir enttäuscht feststellen mussten, dass es durch das Gewitter zu einem Stromausfall gekommen war, räumten wir unsere Sachen in die Schränke ein. Alle meine Klamotten waren zerknüllt und faltig, obwohl meine Mutter sie vor dem Urlaub noch gebügelt hatte.
„Was ist das hier eigentlich?“, fragte Michelle, während ich meine Klamotten mühsam faltete, was mich an meine Freundin Natti erinnerte, da es eine der vielen Sachen war, die sie so gut konnte und ich nicht.
Wir sahen uns um.
„Mhm..ich denke mal, ein begehbarer Kleiderschrank“, schlug ich vor.
Michelle sah mich kurz zweifelnd an, und sagte: „Dann wär das nicht so groß. Und mal ganz so nebenbei: Wo ist dann unser Bett?“
Ich zuckte bloß die Schultern. „Die Briten sind halt sehr.. eigen.“
„Du meinst bescheuert? Mit ihrem Tee und ihren Sandwiches?“
Ich öffnete gerade den nächsten Schrank, um meine Klamotten dort einzuräumen, als ein riesiges Bett mich begrub.
„Ähh...Ich hab unser Bett gefunden“, meldete ich und hörte Michelle leise lachen.
„Geht's dir gut?“
„Ja, ist eigentlich ganz gemütlich hier unten.“
Michelle hob das Bett an und ich kroch darunter weg.
„Ein Himmelbett!“, schrie ich begeistert, „Ich wollte schon immer so eins haben.“
Als wir das Bett fertig bezogen und unsere Sachen fleißig eingeräumt hatten, sagte ich:
„Ich hab Hunger. Lass uns was Essen gehen.“
„Wie immer“, zog Michelle mich auf, nickte aber.
So gingen wir in die Kantine, tranken Tee und aßen – nein, nicht Sandwiches, sondern Fast Food. Super britisch.
Als Michelle ihren Teller leer hatte, holte ich mir gerade Nachschub.
„Ich hab irgendwie immernoch Hunger. Aber nicht genug für einen Nachschub..“, bemerkte Michelle.
Ich ignorierte sie weitgehend, während sie mich von Harry Styles zulaberte. Als auf einmal eine Hand in meinen Pommes – meinen Pommes – auftauchte, schlug ich auf den Arm.
„Autsch!“, rief Michelle neben mir leise aus.
„Ich bin nicht Sankt Martin. Ich teile nicht“, zischte ich, „Zumindest nicht mein Essen.“
Und so saßen wir da, alleine im Urlaub, in London, während Michelle mir mehr und mehr Informationen über Harry Styles ins Hirn bohrte, die mich nicht interessierten.
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Auf der anderen Seite der Scheibe ..
RomanceAlina und Michelle (beide 18) freuen sich schon seit Ewigkeiten auf den Sommer, den sie zusammen in London verbringen. Doch Alina ahnt den Grund nicht, weshalb Michelle dann doch nach London und nicht nach Sizilien wollte: In London gibt One Directi...