Nachdem Michelle und ich einen der deutschen Filme zur Hälfte gesehen hatten, den wir mitgebracht hatten (Pretty Woman), und dabei gegessen hatten, klingelte es unverhofft. Verblüfft sah Michelle mich an. Ich zuckte bloß mit den Schultern und ging zur Tür. Mittlerweile hatte ich meinen Dutt herausgemacht und meine Haare fielen mir lockig über die Schultern.
Leider hatte ich mich noch nicht mit der Leichtigkeit unserer Tür angefreundet, und so riss ich sie zu stark auf und wurde von dem Schwung mitgerissen. Und als ich sah, wer vor der Tür stand, hätte es mich beinahe umgehauen.
„Niall?“, fragte ich verwundert.
„Louis“, neckte er mich, „Du hast deine Jacke vergessen.“
Er hielt mir ein schwarzes Knäuel entgegen, dass ich verlegen entgegennahm.
„D-danke.“
„Du bist auch in diesem Hotel?“
„Nein, ich bin eigentlich in einem anderen, weißt du. Ich bin hier nur...“ Doch leider wollte mir nichts einfallen, und so war meine schlagfertige Antwort im Keim erstickt worden. Aber – warte mal! „Woher weißt du das überhaupt?“
„Ich hab mich erkundigt. Eher gesagt hab ich Paul gefragt, wo du hingegangen bist und in welche Richtung dein Taxi oder sonst was gefahren ist. Und da hab ich doch glatt erfahren, dass du mit dem Aufzug zur Suite gefahren bist.“
„Ist nicht wahr!“, sagte ich sarkastisch.
Er grinste und sah mir in die Augen. Ich hielt seinem Blick tapfer stand, allerdings nur für ein paar Sekunden.
„Du hast es weder mit Namen noch mit Türen, kann das sein?“
Gepeinigt trat ich von einem Fuß auf den anderen. „Okay, ähh, danke und.. Tschüss.“
Ich wollte gerade die Tür zu machen (ausgesprochen vorsichtig, muss ich erwähnen), als sich ein Fuß dazwischen schob. Hoppala. Hoppala? Irgendwie verdrehte Niall meine Gedanken, bloß durch seine Gegenwart.
Langsam zog ich die Tür wieder auf.
„Ja?“
„Äh.. ich wollte dich noch was fragen.“
„Oh, cool.“ Ich machte Anstalten, die Tür wieder zu schließen. Natürlich zog ich sie sofort wieder auf und schenkte Niall ein strahlendes Lächeln.
Verunsichert erwiderte er das Lächeln und sagte: „Bist du allein?“
„Nein.“ Niall sah mich abwartend an, aber meinetwegen sollte er ruhig denken, ich hatte männliche Begleitung.
„Kann ich unter vier Augen mit dir reden?“, wollte er wissen.
Ich legte den Kopf schief und schaute nach oben. „Wenn du irgendwoher vier Augen auftreibst, gerne.“
Doch dann zog ich die Haustür hinter mir ins Schloss und hielt den Atem an. Dadurch, dass ich aus dem Haus getreten war, und Niall sich keinen Zentimeter vom Fleck gerührt hatte, hatte ich den Abstand zwischen uns überwunden. Doch sofort trat Niall einen Schritt zurück und sagte stotternd: „Ich weiß, wir machen sowas eigentlich nicht und du hältst auch nicht viel von uns aber.. ich würde dich gerne wiedersehen.“ Ich ermahnte mich, meine Kinnlade schön brav oben zu lassen und ihn nicht anzustarren. Niall wollte mich wiedersehen? Okay, der Satz hätte sich besser angehört, hätte ich den Nachnamen sagen können. Ich konnte von Glück reden, überhaupt noch den Namen zu wissen.
„Du willst..“
„Morgen, 7 Uhr, gehen wir essen, okay? Im Hotel-Restaurant? Ich meine, nur wenn du willst natürlich...“ Natürlich will ich!, dachte ich.
„Ähh.. ja, ich denke schon. Okay, dann bis dann..“, sagte ich.
Ich drehte mich um und - stand vor einer verschlossenen Tür.
Niall hinter mir lachte (Unglaublich süß).
Ich klopfte und vergaß völlig, dass die moderne Technik eine Klingel erfunden hatte. Als niemand öffnete, griff Niall an mir vorbei und klingelte. In dem Moment war er so nah, dass ich seinen Atem in meinem Nacken spürte. Erst als ich wieder aufatmete, merkte ich, dass ich die Luft angehalten hatte.
Michelle öffnete die Tür. „Alina? Oh, Niall, hi.. warte – Niall?“
„Hi“, sagte Niall.
„Okay.. Edward wartet, Alina.“
Als ich die Tür schloss und Nialls verdutzten Blick sah, merkte ich erst, wie missverstanden er es haben musste. Upps. Ach, nicht so schlimm, passt schon.
Michelle stupste mich mit dem Ellenbogen an. „Aha, Niall also?“
Der Rest von Pretty Woman ging an mir vorbei, ohne dass ich auch nur eine Sekunde mein Hirn einschaltete und die Handlung verfolgte.
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Auf der anderen Seite der Scheibe ..
RomansaAlina und Michelle (beide 18) freuen sich schon seit Ewigkeiten auf den Sommer, den sie zusammen in London verbringen. Doch Alina ahnt den Grund nicht, weshalb Michelle dann doch nach London und nicht nach Sizilien wollte: In London gibt One Directi...