Kapitel 16

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Alina:Als es an der Tür klingelte, wusste ich nicht, wer es war, und so machte ich mich erst frisch, bevor ich öffnete. Der Typ vor der Tür musste eine Viertelstunde warten und 27 Mal Klingeln, bevor ich lächelnd die Tür öffnete. Vor mir stand Niall.

„Hey.“

„Warum öffnest du nicht?“

„Hab ich doch.“

„Ja, aber... egal.“

Ich musste grinsen. „Komm doch rein.“ Ich lächelte ihn glücklich an. Am liebsten hätte ich seine Hand genommen und ihn in meine Arme gezogen. Ja, genau, Alina.

Niall rührte sich nicht. „Niall?“

Er zuckte zusammen und schien wie aus einer Starre erwacht. „Ach ja, richtig.“

Dann kam er endlich rein und streifte mit seiner Hand im vorbeigehen meine. Ich schluckte.

Unschlüssig lehnte ich mich an die Tür, nachdem ich sie geschlossen hatte. Niall stand einen knappen Meter vor mir.

Niall:Am liebsten hätte ich sie in meine Arme gezogen und sie geküsst. Sie stand so unsicher da, und das machte sie noch süßer.

„Willst du irgendwas... trinken oder essen oder so?“, fragte sie freundlich.

„Nein, danke.“

Wie lächerlich diese Situation für Außenstehende aussehen musste. Wir beide standen da und schauten uns in die Augen und benahmen uns wie Fremde.

„Willst du vielleicht mit rüberkommen?“, fragte ich, nachdem ich mich endlich überwunden und meine Schüchternheit abgeschüttelt hatte.

Sie nickte und lächelte. Endlich lächelte sie wieder.

Auf dem Weg zu unserer Suite lachte ich auf. Wie lächerlich es doch war. Wir hatten in ihrem Bett gelegen und uns in den Armen gehalten, und jetzt waren wir zu schüchtern um überhaupt wieder miteinander zu reden? Ich entschloss mich und nahm ihre Hand. Überrascht zuckte sie kurz zurück, dann legte sie ihre Hand in meine.

Vor der Tür unserer Wohnung hielten wir an und ich schloss auf.

Alina:Erst jetzt fiel mir Michelle wieder ein. Oh. Oh. Aber sie hatte sich ja auch nicht bei mir gemeldet, also waren wir beide gleichermaßen Schuld. Niall hielt mir die Tür wie selbstverständlich auf. Die Wohnung war dunkel, bis auf Licht, das unter den Türschlitzen herfiel. Niall betätigte einen Schalter und schon hellte sich alles auf. Mir bot sich ein Meisterwerk aus Architektur. Die Möbel waren erstklassig und wahrscheinlich war das Sofa so teuer wie unsere ganze Suite zusammen. Sie hatten sogar einen Kamin! Mein Magen knurrte. Ich hatte den ganzen Tag nur ein Sandwich gegessen.

Niall lachte auf. Peinlich! Ich sah meine Schuhe an.

„Hast du Hunger?“ Da schien ihm eine Idee zu kommen, denn er riss den Kopf mit einem Ruck hoch. „Sollen wir vielleicht kochen?“

Ich nickte und grinste verlegen.

„Okay, wir haben...“ Niall ging zum Kühlschrank und öffnete ihn. „Kopfsalat, Crème Fraîche, diese komische flüssige Sahne in den Bechern die wie Joghurtbecher aussehen, Hackfleisch – schmeckt übrigens hervorragend mit Schokolade und Honig, Butter, Gurken, Paprika, Streukäse – den isst Zayn gerne so, Tomaten und...“

Er öffnete ein paar andere Schränke und durchsuchte sie. „Lasagnenudeln. Lasagnenudeln? Na ja, wie auch immer, unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Wir können aber auch noch einkaufen gehen...“

Ich schüttelte den Kopf. „Lasagne! Und Salat! Aber wir brauchen Sonnenblumenkörner..“

Entgeistert sah Niall mich an. Ich grinste. „Also, wir brauchen nicht unbedingt Sonnenblumenkörner, aber mit gebackenen Sonnenblumenkörnern schmeckt der Salat besser. Ich könnte eben welche holen gehen.“

„Nicht nötig“, sagte Niall schnell und griff zum Hörer. „Hallo? Hier ist Niall... Ich bräuchte Sonnenblumenkörner...Ja... danke... kein Stress...Okay. Dankeschön. Tschüss.“

Ich sah ihn entsetzt an. „Du kannst einfach so irgendwo anrufen und dann – zack zack – bekommst du was du willst?“

Er nickte.

„Ist es nicht noch zu früh für Mittagessen?“, fiel mir mit einem Blick auf die riesige Wanduhr, die über dem Kamin hing, auf.

Niall zuckte bloß mit den Schultern. „Kann sein...“

Da kam Harry aus einem der Zimmer und grüßte mich. „Hey, Caro.. oh. Alina meinte ich, sorry.“ Ich funkelte ihn böse an. Mich mit dieser eingebildeten Caroline zu verwechseln – hallo!?

Da kam Michelle wie ein Schoßhündchen hinter ihm her aus dem Zimmer. Ich staunte nicht schlecht. Sie und Harry? Ich war einfach zu sehr mit mir selbst beschäftigt gewesen, um zu bemerken, was um mich herum passierte. Oh, auch an Natti hatte ich keinen Gedanken mehr verschwendet, fiel mir auf. Tolle Freundin war ich. Echt toll.

Michelle und Harry legten sich auf das weiße Ledersofa vor dem Kamin und wärmten sich. Sie sahen echt süß zusammen aus.

Niall zog mich in eines der anderen Zimmer, nachdem wir mit einem Blick ausgemacht hatten, mit dem Essen noch zu warten. Verlegen setzte ich mich auf das Sofa in der einen Ecke. Niall setzte sich auf die Bettkante direkt gegenüber. Komm her!, schrie alles in mir.

Ich lächelte ihn bloß an, dann lachte er. Verständnislos wartete ich, bis er aufhörte, und fragte: „Was ist?“

Er lächelte mich unglaublich schön an. „Nichts. Es ist nur... Gestern haben wir unter dem Sternenhimmel gelegen, haben schokoladenüberzogene Erdbeeren gegessen und haben die Sterne beobachtet – und jetzt? Jetzt sind wir zu schüchtern uns näher zu kommen als mit einem Meter Abstand zwischen uns.“ Oh, Niall. Wenn du wüsstest wie sehr du mir aus der Seele sprichst.

Er kam zu mir auf die Couch und nahm meine Hände. Irgendwo am Rande meines Verstands spürte ich die Berührung, nahm sie aber kaum wahr, sondern nur Nialls blaue Augen die tief in meine blickten.

„Ich finde das lächerlich. Wie alt sind wir? 12? Mich nervt diese Distanzierung, weil ich dich die ganze Zeit so in den Armen halten will wie Harry Michelle und am liebsten würde ich einfach das hier tun.“ Er vergrub eine Hand in meinem Haar, während er mit der anderen meine hielt. Er zog mein Gesicht näher an seines heran und küsste mich. Erst zögernd, dann leidenschaftlich. Als er von mir abließ, wurde er rot wie eine Tomate und sagte: „Entschuldigung. Das musste ich einfach tun.“ Ich lächelte überglücklich und küsste ihn auf die Wange. „Du sprichst mir aus der Seele“, erklärte ich ihm und fühlte, wie mir ganz warm ums Herz wurde beim Anblick seines makellosen Lächelns.

Auf der anderen Seite der Scheibe ..Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt