Am nächsten Morgen wachte ich mit unsäglichen Kopfschmerzen auf.
Michelle war schon auf. Naja, jedenfalls war sie nicht hier. Kann aber auch sein, dass sie sich auf das Sofa verfrachtet hatte weil ich sie entweder getreten oder geschnarcht hatte.
„Michelle?“, rief ich. Keine Antwort.
Ich zog mir also wieder die Decke über den Kopf. Doch die Kopfschmerzen hörten einfach nicht auf. Nein, sie wurden immer schlimmer und nun mischte sich Übelkeit hinein. Mit einer Hand vor dem Bauch lief ich ins Badezimmer – komisch, nirgendwo eine Michelle zu sehen.
Zum Glück erbrach ich aber nichts, sondern saß eine gefühlte halbe Stunde vor dem Klo und hielt meine Haare abwartend zurück. Ein wundervoller Start in den Tag, finde ich.
Als ich dann endgültig einsehen musste, dass nichts kommen würde, stand ich auf und begab mich zum Spiegel. Oh Gott, wie sah ich denn aus? Meine Haare waren durcheinander wie ein Wollknäuel, ich hatte dunkle Augenringe und war aschfahl. Ich hatte noch nie ein Vampir sein wollen. Ironie des Schicksals. Haha.
Ich warf mich auf die Couch und machte mir einen Tee. Allerdings war er zu heiß, als ihn gleich zu trinken, und dank meiner Kopfschmerzen vergaß ich ihn völlig, und mein Interesse an kaltem Tee hielt sich in Grenzen. Also schüttete ich den Tee in den Ausguss unseres Spülbeckens, zog mir meine Jacke über und ging auf den Balkon. Es war kalt, aber nicht zu kalt, es war geradezu perfekt für einen Sommermorgen. Dann kam der ganze letzte Abend zurück und mein Gehirn fuhr Achterbahn. Oder mein Herz, das konnte ich in dem Augenblick nicht unterscheiden. Womöglich beides, da ich vor nicht allzu langer Zeit noch ewig vor dem Klo gesessen hatte und darauf gewartet hatte, dass ich das Essen erbrach.
Und schlagartig kam auch die Tatsache zurück, dass ich mit Niall Essen gehen sollte. Ich versuchte mir einzureden, dass es ganz normal war (obwohl ich natürlich wusste, dass es überhaupt nicht normal war). Schließlich kannte ich diese Typen kaum, ich kannte nicht einmal einen Nachnamen außer Harry Styles, und den auch nur, weil Michelle ihn mir stundenlang an den Kopf warf.
Und, gut, sie konnten gut singen, aber das war nichts besonderes. Mein Ex-Freund aus Tarquinia hatte auch gut singen können. Und, dann war da noch diese Sache. Diese Sache, dass sie allesamt super berühmt waren und von 2/4 der weiblichen Bevölkerung angehimmelt wurden. Aber – von mir nicht. Okay, doch, aber nur Niall. Oder? Ja. Ach keine Ahnung, ich kannte Niall überhaupt nicht. Er hatte mir meine Jacke zurückgebracht und sich mit mir unterhalten – OH MEIN GOTT WIE TOLL. Die Jungs aus meiner Stufe hatten tausendmal etwas mit mir gemacht, und da war nicht immer nur normaler Smalltalk gewesen. Meistens aber.
Okay, es brachte nichts, mir einzureden, dass Niall und ich ganz normale Menschen waren, ein Junge und ein Mädchen (wobei, eigentlich waren wir ja ganz normale Menschen ..), die sich halt gut verstanden. Wir verstanden uns doch gut, nicht wahr? Woher sollte ich das wissen? Verdammt, woher sollte ausgerechnet ich das wissen?
Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass wir bereits 14.00 Uhr hatten. Noch 5 Stunden, und dann würde ich Niall wiedersehen.. Aber, Gott, was sollte ich anziehen?
Ich suchte mir aus meinem Koffer (unglaublich dass ich noch mehr Klamotten hatte als ein braunes Top, wirklich!) eine Perlonstrumpfhose mit schwarzen Micky Mouse Köpfen, und einen Nietenpullover der mir über den Arsch ging (ich war ja keine Schlampe). Ich zog halbe Vans an und dann wieder aus, weil ich bemerkte, dass zwar eine Stunde vergangen war, es aber trotzdem erst 15.03 Uhr war. Also ging ich noch einmal duschen. Danach föhnte ich mir die Haare und machte mir leichte Locken. Ich schminkte mich und entfernte den Nagellack, der zur Hälfte sowieso schon wieder abgesplittert war. Dann, auf einmal, kam die Übelkeit zurück, und diesmal kotzte ich wirklich. Ich spülte ab und putzte mir eine Viertelstunde lang die Zähne. Trotzdem wurde ich den faulen Beigeschmack nicht los. Michelle war immer noch nicht wieder da. Sollte ich mir langsam Sorgen machen?
![](https://img.wattpad.com/cover/4798194-288-k248187.jpg)
DU LIEST GERADE
Auf der anderen Seite der Scheibe ..
RomanceAlina und Michelle (beide 18) freuen sich schon seit Ewigkeiten auf den Sommer, den sie zusammen in London verbringen. Doch Alina ahnt den Grund nicht, weshalb Michelle dann doch nach London und nicht nach Sizilien wollte: In London gibt One Directi...