Alina:
Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil Michelle mich sanft weckte und mir ein Tablett auf die Beine stellte.
„Hier bringen die einem Frühstück hoch!“, schrie sie hysterisch.
„Oh mein Gott!“, ahmte ich ihren Tonfall müde nach und brummte.
„Hier – frisch gepresster Orangensaft, Sandwiches und, nicht zu vergessen, Tee.“
Ich setzte mich widerwillig auf und betrachtete das Kunstwerk aus verziertem Geschirr und seltsam grünen Tee. Daran roch ich als Erstes.
„Apfel“, stellte ich begeistert fest. „Das ist meiner!“
„Dafür ist das Gurkensandwich meins!“, sagte Michelle, „Oder willst du den haben?“
Die Verunsicherung in ihrer Stimme war mir neu.
„Nee, lass mal. Ich hab nicht so großen Hunger.“
„Du hast.. warte – WAS?! Du willst mich verarschen, oder?“
Ich grinste verlegen und trank von dem Tee. Er war nicht zu heiß und nicht zu kalt. Angenehm.
Nach dem Frühstück und einer warmen Dusche saßen wir zu zweit auf dem Sofa und nutzten es aus, dass der Strom wieder funktionierte. Im Fernsehen liefen gerade 'News' auf CNN.
„Wir brauchen etwas zum Anziehen“, bestimmte Michelle, „Für heute Abend.“
„Du meinst das Konzert.“ Das war keine Frage.
„Ja. Ich kauf dir etwas. Mach ich wohl“, lud Michelle mich ein.
„Okay..“, sagte ich. Für Widerworte wollte ich zu wenig auf dieses Konzert.
Also fuhren wir mit der Underground zur Victoria street.
Dort klapperten wir tausende von Geschäften ab, bis uns die Füße schmerzten, und wir hatten trotzdem nichts gefunden außer neue Ohrringe für Michelle, ein bisschen neue Schminke für uns beide, duftendes Schaumbad für unseren Aufenthalt in London, und neuen Schuhen für mich.
Es machte mir Angst, dass ganz London voller Überwachungskameras war. Sogar auf den Straßen!
Wir ließen uns auf einer Bank nieder und ein Blick auf die Uhr sagte uns, dass uns noch 2 einhalb Stunden blieben, bis das Konzert anfing.
Wir aßen ein Eis. Alles war cool, bis mir eine klitzekleine Kleinigkeit in unseren Plänen auffiel.
„Weißt du überhaupt, wo das Konzert stattfindet?“
„Ähh.... Hehehe... keine Ahnung.“
„Ja, ganz toll geplant, Michelle. Und was machen wir jetzt?“ Ich musste zugeben, das ganze ließ mich nicht völlig kalt. Ich meine, ich mochte boygroups hassen, aber Michelle hatte Recht. Wenigstens eine Chance geben konnte ich ihnen.
„Ach, kein Problem. Guck?“ Sie deutete auf ein riesiges Werbeplakat vor uns, das vorher keinem von uns aufgefallen war.
„Im Montcalm... Warte mal. Ist das nicht unser Hotel?“, fiel mir auf.
„Ja, stimmt!“ Aufgeregt sprang Michelle auf. „Das heißt, wir haben ein bisschen mehr Zeit, als wir dachten. Wenn auch nicht viel mehr. Deshalb sollten wir uns jetzt schleunigst ein Outfit holen.“
Die Briten um uns herum musterten uns von Kopf bis Fuß, als wären wir Einhörner mit Flügeln. Ich war kurz davor, zu sagen:
„Habt ihr ein Problem mit Ausländern?“
Aber ich ließ es bleiben und mich von Michelle in die nächste Boutique ziehen.
Schon beim ersten Blick in der Boutique an wusste ich, dass wir hier unser perfektes Outfit finden würden.
Bereits nach zwei Minuten wedelte Michelle mit einer schwarzen Strickjacke vor meiner Nase.
„Guck mal, die hat kleine goldene Knöpfe – mega süß!“, jubelte sie begeistert.
„Ja, und die kostet ja auch nur 168 £. Ist ja Garnichts!“
„Ich bezahle, also mach dir darum keine Gedanken, Süße.“
„Wenn du meinst.“
Sie fand ein traumhaftes Kleid – es war beige, hatte einen tiefen Ausschnitt, einen braunen Gürtel und war traumhaft.
Ich kaufte die besagte Strickjacke, eine lange Eulenkette, einen Pfefferminzfarbenen Schal, und eine helle Röhrenjeans.
Alles in allem war es richtig teuer für Michelle, aber das ließ ich mal ihre Sorge sein.
Völlig fertig stiegen wir in die U-Bahn. Hoffentlich gab es im Montcalm Stühle, sonst würde ich mich einfach dreist auf den Boden setzen.
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Auf der anderen Seite der Scheibe ..
RomanceAlina und Michelle (beide 18) freuen sich schon seit Ewigkeiten auf den Sommer, den sie zusammen in London verbringen. Doch Alina ahnt den Grund nicht, weshalb Michelle dann doch nach London und nicht nach Sizilien wollte: In London gibt One Directi...