Der Nachmittag vergeht und viel zu schnell neigt sich der Tag dem Ende zu. Es ist inzwischen neun Uhr und es wird Zeit, dass wir uns fertigmachen. Die Naturmädchen sind gerade vom Fluss zurück und Charlie und ich suchen unsere Sachen zusammen.
Ich ziehe meinen Kulturbeutel aus der Tasche und auch Charlie schnappt sich ihre Sachen. Zusammen öffnen wir die Tür und machen uns auf den Weg runter an die Stelle am Fluss, an der wir uns waschen sollen. Ich war noch nie im Fluss baden, aber ich freue mich darauf. Ich bin gespannt, wie es klappt. Anders als eine große Badewanne wird es wahrscheinlich nicht sein.
Wir laufen einen kleinen Weg herunter, schieben uns zwischen Ästen und Sträuchern hindurch, bis wir an einen kleinen Fluss treffen. Er ist nicht besonders groß und geht uns wahrscheinlich gerade mal bis zur Hüfte. Aber fürs Waschen muss er hinhalten.
»Hier sollen wir uns waschen?« Charlie sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie scheint die gleichen Gedanken zu haben. Ich lache jedoch nur und streife mir mein Shirt vom Kopf und schlüpfe aus meiner Hose. Charlie sieht mich an. Ihr Blick wandert von meinem Gesicht an meinem Körper herunter, dann wieder an mein Gesicht.
Ich stecke meinen Zeh ins Wasser, um nach der Wassertemperatur zu fühlen und ich verziehe das Gesicht. Charlie lacht.
»Anscheinend doch kalt, oder?« Sie zieht sich ebenfalls ihr Shirt über den Kopf und lässt es mitsamt ihrer Hose ans Ufer fallen.
Hier stehen wir also. Charlie und ich. In Unterwäsche. Ich muss mich zwingen, sie nicht die ganze Zeit anzustarren. Eine Weile gucken wir nur aufs Wasser und das andere Ufer, nur wenige Meter von uns entfernt, bis Charlie lacht und ins Wasser rennt, bis sie sich fallen lässt. Sie taucht unter und stellt sich dann hin. Ihre Afro-Braids sind voller Wasser und das Wasser reicht ihr nur bis zum Bauchnabel, sodass ihr Oberkörper noch zu sehen ist.
»Na los, komm rein!« Grinsend deutet sie mit der Hand an, dass ich auch zu ihr kommen soll, aber ich gehe nur mutig einen weiteren Schritt ins Wasser. Trotz der sommerlichen Temperatur hier, fühlt sich der See an wie ein Eisbad. Ein totaler Kälteschock.
Charlie kommt auf mich zu gerannt und zieht ihre Hände durchs Wasser, sodass ich eine volle Ladung Wasser ins Gesicht bekomme. Ich kreische auf.
»Das bekommst du zurück!«, drohe ich Charlie und sie rennt kichernd von mir weg. Weil ich jetzt ja eh schon komplett nass bin, lasse ich mich ins Wasser fallen und jage Charlie hinterher, die laut kichernd am anderen Ende des Flusses steht. Ich renne zu ihr und spritze ihr eine ordentliche Ladung Wasser ins Gesicht.
Sie wischt es sich aus dem Gesicht, wobei sie unfassbar gut aussieht. Also... hübsch. Charlie ist wirklich hübsch. Sie lächelt mich mit ihren dunkelbraunen Augen an, was irgendwie eine magische Wirkung auf mich hat. Ich fühle mich gut bei ihr. Ich fühle mich richtig. Perfekt so, wie ich bin. Dieses Gefühl hatte ich noch nie bei irgendjemandem. Nicht mal bei Adrian. Es ist neu und ich liebe es. Ich liebe sie. Also freundschaftlich natürlich. Gott, sie bringt mich so durcheinander! Wie schafft sie das nur?
Charlie kommt auf mich zu und führt die Wasserschlacht fort. Irgendwann sind wir in vollem Gange, bis wir uns erschöpft ins Wasser fallen lassen.
Charlie lächelt mich so an, dass sich ein Kribbeln in meinem Magen ausbreitet. Ich kenne es nur von Adrian und kann gar nicht zuordnen, was es auf einmal zu bedeuten hat. Ich dachte immer, dieses Kribbeln deutet auf Liebe hin. Aber wieso habe ich es dann bei Charlie? Vielleicht ist es auch bei guter Freundschaft da. Aber wäre es dann nicht auch schon längst bei Marla oder Nici gekommen?
Egal, wie sehr ich es auch versuche, ich finde keine Erklärung für das, was ich gerade fühle. Ich könnte Charlie stundenlang ansehen. Wie sie da vor mir steht. Ihr Körper, so nah an meinem. Ihre tiefbraunen lächelnden Augen und ihre hellen Lippen, die mich anstrahlen, als wäre ich besonders.
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The Summer Of Our Lives - Henri und Charlie
Teen Fiction»Ich fühle mich gut bei ihr. Ich fühle mich richtig. Perfekt so, wie ich bin. Dieses Gefühl hatte ich noch nie bei irgendjemandem« Henri und Charlie sind so verschieden, wie zwei Mädchen nur sein können. Henri liebt es, sich zu stylen und mit ihren...