Während nacheinander weitere Pärchen auf die Bühne kommen, stehe ich nur hinten neben Henri. Ihre Hand in meiner. Es fühlt sich gut an, auch wenn ich mich immer mehr frage, wieso ich eigentlich ihre verrückten Ideen mitmache. Sie ist toll, keine Frage. Und es ist meistens auch total lustig mit ihr. Ich kann mich nur manchmal nicht entscheiden, ob ich ihre Verrücktheit lieben oder hassen soll. Ich entscheide mich jedoch meistens für das Lieben.
Ich sehe mich um. Außer uns stehen noch vier weitere Pärchen auf der Bühne. Drei davon bestehen aus einem Jungen und einem Mädchen, aber es gibt auch noch ein Pärchen mit zwei Jungs. Ich werfe den beiden einen freundlichen Blick zu, den sie sofort erwidern. Es ist einer dieser Momente, wo eine warme Welle durch meinen Körper geht.
Immer, wenn ich andere queere Pärchen sehe, würde ich am liebsten jubelnd auf sie zugehen und sagen, wie cool ich das finde. Ist das nicht irgendwie traurig? Ich finde es so besonders, queere Paare zu sehen, obwohl das doch eigentlich total normal sein sollte. Heterosexuelle Paare, die ich irgendwo sehe, bemerke ich meistens ja nicht einmal.
Der Junge mit den braunen Locken und der roten College-Jacke grinst mich verschmitzt an. Er scheint echt nett zu sein. Ich denke, ich werde mich mal mit ihm unterhalten, bevor das hier alles vorbei ist.
»Jetzt kommen wir mal zur Abstimmung. Wir haben fünf Pärchen zur Auswahl. Wir sagen jetzt nacheinander die Namen und ihr jubelt und klatscht so laut wie möglich, wenn das Paar kommt, wofür ihr abstimmen wollt.«, erklärt Nina. Das ganze Publikum jubelt schon jetzt. »Also, wir beginnen mit Max und Marlon. Wer stimmt für die beiden?«
Die Jungs strahlen händchenhaltend um die Wette, während im Publikum Jubeln umhergeht. Es ist nicht total laut, aber auch nicht leise. Sie haben eine Chance zu gewinnen. Ich würde es ihnen total gönnen. Nina geht die anderen Pärchen durch, während ich im Publikum nach Lou suche. Ich erblicke sie in einer hinteren Ecke, wo sie gerade an ihrer Apfelsaftschorle nippt. Als sie aufsieht, trifft ihr Blick meinen und sie winkt mir grinsend zu. Ich bin froh, dass sie nicht mehr weint.
Neben ihr steht ein anderes Mädchen in einem schlichten dunkelroten Kleid, mit der sich Lou zu unterhalten scheint. Ich lächele zurück. Wenn Lou schon keinen heißen Typen für sich gefunden hat, dann zumindest ein nettes Mädchen. Ich weiß, dass Lou heterosexuell ist und lieber etwas mit einem Jungen haben würde, aber eine Freundschaft mit einem Mädchen ist doch auch schön, oder?
Ich zumindest liebe meine Freundschaft mit Jo. Auch wenn da absolut nichts liebesmäßiges zwischen uns ist. Es ist schön, einen Kumpel zu haben, mit dem man Spaß haben kann. Das macht einen oft glücklicher als eine Beziehung. Vielleicht geht es Lou da genauso. Auch wenn mich Henri glücklicher macht, als irgendjemand anderes.
»Und unser letztes Pärchen: Charlie und Henri!« Nina fügt noch ein »Wer stimmt für die beiden« hinzu, aber das wird schon von jubelndem Publikum übertönt. Ich wache aus meinen Gedanken auf und drücke Henris Hand, die mich glücklich anlächelt. Einige aus dem Publikum sind sogar schon aufgesprungen oder kreischen. Ich fühle mich beinahe berühmt.
Ich werfe Lou einen Blick zu, die ihre Arme in die Luft gerissen hat und jubelt und kreischt bis zum Geht-nicht-mehr. Auch das Mädchen neben ihr klatscht lächelnd.
»Wow, das nenne ich mal Applaus! Ich denke, es ist offensichtlich, dass wir hiermit ein Gewinnerpaar haben. Charlie und Henri!« Das Publikum flippt noch mehr aus, obwohl ich nicht wusste, dass das geht. Nina kommt mit der Schachtel auf uns zu und reicht sie uns.
»Herzlichen Glückwunsch!«, flüstert sie uns nochmal zwinkernd zu.
Henris Hand löst sich aus meiner, um die Box zu öffnen. Ich hätte mit Süßigkeiten oder einem Gutschein für irgendwas gerechnet, aber darin befand sich ein Armband. Eins mit schwarzen Perlen und einer weißen Perle mit Herz. Das andere ist mit weißen Perlen besetzt und einer schwarzen Perle mit Herz. Sie sind wunderschön.
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The Summer Of Our Lives - Henri und Charlie
Teen Fiction»Ich fühle mich gut bei ihr. Ich fühle mich richtig. Perfekt so, wie ich bin. Dieses Gefühl hatte ich noch nie bei irgendjemandem« Henri und Charlie sind so verschieden, wie zwei Mädchen nur sein können. Henri liebt es, sich zu stylen und mit ihren...