Kapitel 15 - Charlie

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Ich lasse meinen Kopf auf Henris Schulter fallen. Es fühlt sich so unglaublich gut an und in meinem kompletten Körper kribbelt es an jeder einzelnen Stelle. Ich spüre Henri so nah bei mir wie noch nie und ich will, dass diese Umarmung nie wieder endet. Ihre Hände an meiner Hüfte. Meine Hände an ihrem Rücken. Gott, wie ich sie liebe. 

Es ist so verdammt anders als bei Lou. Ich bin nicht so nervös wie bei ihr und genieße jede Sekunde mit Henri. Ich nehme einen tiefen Zug von ihrem sommerlichen Geruch, der sich inzwischen mit Wald vermischt hat. Einen verdammten Tag kenne ich Henri erst, aber sie kennt mich so gut wie wahrscheinlich niemand anderes. Sie kennt meine schwache Seite. Sie kennt meine schlimmsten und meine schönsten Eigenschaften. Bei ihr kann ich einfach ich selbst sein. 

Ich genieße das ausgeprägte Kribbeln in mir und das pochende Herz in meiner Brust, was Henri mit Sicherheit schon längst gemerkt hat. Aber ganz ehrlich, ich glaube ihr Herz schlägt genauso schnell. Trotzdem habe ich keine Ahnung, wie ich diese Umarmung deuten soll. Für mich ist es ein unglaublich schöner Moment, aber wahrscheinlich ist es für sie einfach nur freundschaftlich. Sie steht auf ein anderes Mädchen. Ich muss irgendwie damit klarkommen, auch wenn es mir nicht einfach fällt. 

Ich schließe meine Augen und genieße einfach den Moment. Er geht schon mindestens drei Minuten, aber noch immer kribbelt es in mir, als wäre ein Feuerwerk in meinem Bauch explodiert. Ich spüre Henris Atem in meinem Nacken und merke nicht einmal mehr den Wald um uns herum. Ich fühle mich einfach versunken hier. Es wird nicht für immer sein. Diese Umarmung wird ein Ende haben, aber gerade reicht es mir. Ich liebe diese kleine Ewigkeit zwischen uns und genieße jede Sekunde, zumindest bis... 

»Henri? Charlie?« Nina kommt auf uns zu gerannt. Schnell lösen wir uns voneinander. Ich wünschte, ich könnte Henri noch so viel länger umarmen, aber jetzt ist es vorbei. Als Nina uns erblickt – wir müssen beide knallrot sein – grinst sie nur. Oh Gott, ist das peinlich! Ich habe ihr doch gestern erst gesagt, dass ich Henri mag. 

»Ach, hier seid ihr!« Sie grinst noch immer. Peinlich! Ich werfe einen Blick zu Henri. Ihr Gesicht ist knallrot und ich glaube, meins sieht auch nicht viel besser. Wenn sie nur wüsste, dass Nina weiß, wie sehr ich sie mag... »Ihr mögt wandern anscheinend nicht so, oder?« Oh Gott, bin ich ihr dankbar, dass sie mich nicht auf diese unangenehme Situation anspricht! Glück gehabt. 

»Nicht wirklich.« Henri lächelt verlegen, wobei sie so unglaublich süß aussieht, dass ich ihr am liebsten einen Kuss auf die Wange drücken würde. 

Beruhig dich, Charlie! Oh Gott, dass ich aber auch immer so durchdrehe, wenn Henri bei mir ist. Sie macht mich einfach verrückt. Bei ihr fühle ich mich so anders, als bei allen anderen, insbesondere Lou. Mit ihr ist es einfach intensiver.

»Ich auch nicht«, lache ich. 

»Wir haben schon die Hälfte geschafft, gleich machen wir Pause.«, erklärt Nina. Wow, so viel schon? Wenn ich mit Henri rede, kommt es mir vor, als würde die Zeit stehenbleiben und nur noch sie ist da. So überlebe ich sogar das Wandern. 

»Ihr könnt gerne etwas weiter hinten bleiben, wenn es euch zu schnell geht, aber holt zwischendurch immer mal wieder auf. Wir laufen gleich auf den Berg hinauf und halten an einer Aussichtsplattform. Dort machen wir Pause und laufen danach über die Höhe zurück. Im Wesentlichen geht es geradeaus, aber ich warte auf euch, wenn wir um die Kurve müssen.« 

»Okay. Danke.« Ich finde es wirklich nett von Nina, dass sie uns so viel Freiraum gibt. Sie könnte sich auch beschweren, dass wir so langsam sind, aber stattdessen ist sie so unglaublich freundlich. Vielleicht weil sie das mit Henri und mir weiß? Wie auch immer, ich finde es echt nett von ihr. Nina läuft wieder vor, auch wenn sie gerne noch hätte bleiben können. Wahrscheinlich will sie Henri und mich alleine lassen. 

The Summer Of Our Lives - Henri und CharlieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt