Kapitel 22 - Henri

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Während Those Days von Nickelback einsetzt, wuseln die Gedanken nur so in meinem Kopf herum. Wir haben uns geküsst. Wir sind zusammen. Vor mir steht jetzt nicht mehr Charlie, sondern meine Freundin. Meine Freundin. Wie cool klingt das bitte? Es war mein erster Kuss und er hat sich irgendwie anders angefühlt, als ich es erwartet hatte, aber es war trotzdem wunderschön. Ich spüre noch immer Charlies Lippen auf meinen und das Kribbeln in meinem Bauch. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das jemals wieder verschwindet. 

Es tut gut, Charlie so nah an mir zu spüren. Ich fühle mich auf einmal total vereint mit ihr. Ich brauche sie nur anzusehen und ich spüre eine besondere Verbindung. Wir sind zusammen. Wir sind zusammen. Der Satz rattert wie in Dauerschleife durch mein Gehirn. Charlie und ich. Ich und Charlie. Wir. Ich will sie niemals verlieren. 

Unsere Liebe fühlt sich unendlich an und ich sehe sie schon vor mir, wie wir irgendwann Kinder haben und sie versorgen und in unsere Arme nehmen, während wir uns anlächeln, als würden wir für uns gegenseitig die Welt bedeuten. Ich weiß, das mit dem Kinder Kriegen ist als gleichgeschlechtliches Paar schwierig, aber ich weiß auch, dass Charlie und ich es schaffen werden. Heutzutage geht das zum Glück ja alles. 

Ich werde knallrot. Habe ich mir gerade wirklich darüber Gedanken gemacht, wie ich mit Charlie Kinder kriegen kann? Wir sind seit ein paar Minuten zusammen und ich denke an sowas? Oh Gott! 

Ich löse mich von Charlie, als ich wieder ein unregelmäßiges Schniefen aus Lous Richtung höre. Es ist total süß, wie sie sich für uns freut, aber es tut mir echt leid für sie, dass es zwischen ihr und Tim nicht funktioniert hat. 

Ich löse einen Arm von Charlie und deute an, dass Lou dazukommen soll, was sie dann auch tut. 

»Ich habe euch lieb!«, murmelt sie in meinen Arm, sodass ich grinsen muss. Ich kenne Lou kaum, aber ich finde sie wirklich sympathisch. Okay, die Aktion vorhin im Wald war bescheuert, aber ansonsten ist sie ein wirklich netter, lustiger Mensch. 

»Ich euch auch«, erwidere ich. 

»Und ich erst«, kommt es auch von Charlie. 

»Those days that felt like another life. What would you be doing back in those days?«, erklingen die letzten Takte des Songs. Eine kurze Pause setzt ein, dann beginnt All of Me von John Lennon. 

»What would I do without your smart mouth?«, beginnt der Song. Wir lösen uns wieder voneinander und ich sehe mich um. Überall um uns herum stehen Pärchen, eng umschlungen. Ich fühle mich etwas fehl am Platz. 

»Wollen wir tanzen?«, flüstert Charlie mir dann leise zu. Ich werfe Lou einen fragenden Blick zu. Sie tut mir total leid und ich will nicht, dass sie sich ausgeschlossen fühlt. Aber trotzdem will ich diese wunderschönen Pärchen-Sachen mit Charlie machen. 

»Macht ruhig. Ich will euch mit meinem Single-Dasein nicht den Abend verderben.« Sie lächelt knapp, aber ich weiß nicht, ob ich ihr das glauben soll. Wenn ich jedoch noch länger warten würde, wäre das Lied wahrscheinlich schon vorbei. 

Also greife ich nach Charlies Hand und ziehe sie nah an mich. Sanft lege ich meine Hände auf ihre Schultern und sie ihre auf meine Taille. Ich ziehe sie so nah an mich, dass ich in ihren dunklen Augen die Sprenkel erkennen kann. Sie sieht so unglaublich schön aus. Es ist mir egal, dass ihre Schminke längst nicht mehr an ihrem Platz ist und ihre Haare ein wenig zerzaust sind. Ich liebe sie wie sie ist. Selbst wenn sie sich ewig nicht gewaschen hätte und voller Matsch wäre, würde ich sie noch umarmen. 

Charlie lächelt übers ganze Gesicht, als wir eng umschlungen zu All of Me tanzen. Ich habe noch nie mit irgendjemandem so getanzt. Deswegen habe ich auch keine Ahnung, was ich hier eigentlich tue, aber es gefällt mir. Auch wenn wir dabei wahrscheinlich total bekloppt aussehen.
Ich genieße das Kribbeln in meinem ganzen Körper, besonders an den Stellen, wo Charlie ihre Hände platziert hat. Es fühlt sich gut an. Schön. Einfach perfekt. 

The Summer Of Our Lives - Henri und CharlieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt