The Summer Of Our Lives - Henri und Charlie

Kapitel 25 - Charlie

Ich genieße jede Sekunde, in der Henri einfach nur an mir liegt und ihr leiser Atem regelmäßig auf meine Brust trifft. Ich bekomme beinahe jedes Mal Gänsehaut, weil es inzwischen doch relativ frisch geworden ist, aber das ist mir egal. Dass Henri neben mir ist, reicht. Ich brauche nicht mehr. 

»Wissen eure Eltern, dass ihr zusammen seid?«, will Max jetzt von uns wissen. 

»Nee. Meine Mom weiß zwar, dass ich hier im Feriencamp ein heißes Mädchen gefunden habe, aber nicht, dass wir zusammen sind.« Henri sieht mich zufrieden durch ihre glasigen Augen an, nachdem sie realisiert hat, dass ich sie gerade als heißes Mädchen betitelt habe. 

»Meine Eltern wissen nicht mal, dass ich bi bin...«, erwidert Henri. Aber an ihrem Blick sehe ich, dass es das erste sein wird, dass sie morgen ihren Eltern sagen wird. Ich hoffe total, dass sie es gut aufnehmen und sich für Henri und mich freuen werden. Ich wüsste nicht, was wir machen sollten, wenn ihre Eltern das nicht tun... Am besten gehe ich einfach vom Besten aus. Wird schon alles gut laufen! 

»Aber willst du es ihnen sagen?«, fragt Marlon. 

»Auf jeden Fall. Ich habe nur keine Ahnung, wie sie reagieren würden. Ich glaube, wir haben in unserem Freundes- und Bekanntenkreis niemanden, der irgendwie LGBTQ+ ist. Über das Thema reden, tun wir auch selten. Aber ich hoffe total, dass es für sie kein Problem ist. Das Wichtigste ist doch, dass ich glücklich bin und gerade bin ich so glücklich wie noch nie.«

Da hat Henri recht. Ich bin auch so glücklich wie noch nie. 

»Stimmt. Für meine Eltern war es eigentlich kein Problem. Sie glauben nur, dass sich Bisexualität immer noch in Hetero- oder Homosexualität entwickelt. Und weil ich jetzt mit einem Jungen zusammen bin, denken sie, ich wäre jetzt doch schwul. Aber immerhin akzeptieren sie es und vielleicht verstehen sie es auch, wenn ich es ihnen noch ein paarmal erkläre.«, erzählt Max. 

Ich hoffe, Henri geht es nicht so. Ich meine, ich bin selbst nicht bisexuell, aber das ist doch genauso, wie lesbisch, schwul oder eben hetero zu sein. Das ändert sich nicht, auch wenn es vielleicht fluide ist. Da ist es mit Bisexualität doch nicht anders. Auch wenn das für viele vielleicht als Übergang zu homosexuell gesehen wird, kann es auch ein Leben lang sein. 

»Meine Eltern waren voll chillig damit. Nur einen Tag nach meinem Outing haben sie schon wenn du eine Freundin oder einen Freund hast gesprochen, anstatt nur von Freundin. Das war so schön für mich.«, meint Marlon und lächelt wie zur Bestätigung. 

»Meine Mom war auch fine damit. Ich habe mich schon relativ früh geoutet und sie hat mich einfach nur in den Arm genommen und von da an war es normal und sie hat immer von meiner zukünftigen Freundin gesprochen. Sie war aber generell auch sehr offen und hat schon früher immer gesagt, dass es ihr total egal ist, welche Sexualität ich habe, solange ich zufrieden bin und ein glückliches Leben führe. Bei meinem Liebeskummer war sie auch immer für mich da. Ich bin total dankbar dafür.« 

Es stimmt wirklich. Ich bin unglaublich froh, dass meine Mom meine Mom ist. Ich könnte mir niemand anderes als Mutter vorstellen. Auch wenn ich es nicht immer zeige, bin ich total happy, dass sie mich so akzeptiert, wie ich bin. Ich weiß, dass das leider nicht selbstverständlich ist. 

»Das ist echt schön. Ich wünschte, es wäre total selbstverständlich, nicht hetero zu sein. Heterosexuelle haben es so viel einfacher! Sie müssen sich nicht outen. Sie können öffentlich Händchen halten und werden nicht komisch angeguckt. Sie müssen sich nicht immer Sorgen machen, dass irgendjemand ein Problem mit ihnen hat.«

Da hat Max recht. Ich habe mir auch besonders früher oft gewünscht, einfach heterosexuell zu sein. Es ist halt so viel einfacher. Wieso können sich nicht einfach alles Leute outen? Oder eben niemand. Irgendwann sagt man einfach, mit welchem Geschlecht man zusammen ist, wenn man das ist. Bevor man wirklich eine Beziehung hat, ist es doch eh relativ egal. Und wenn man in einer Beziehung ist, möchte man auch meistens die Eltern darüber informieren.