»Hast du ein Handy mit?«, kommt es besorgt von Henri, die neben mir durchs Unterholz läuft, während sie sich immer wieder nach rechts und links umsieht.
»Nö. Wieso?«, erwidere ich nur gechillt. Ich greife in meine Hosentasche und finde wirklich kein Handy vor.
»Ich verstehe nicht, wieso du eine Cargohose trägst, aber dann keine der vielen Taschen benutzt.« Henris Laune scheint immer mehr den Bach runterzugehen. Ich verstehe nicht, warum. Ich dachte, der Wald wäre eine schöne Idee. Wir könnten zusammen ein Tipi bauen und es uns total gemütlich machen. Richtige Pärchensachen quasi.
»Wozu brauchen wir denn ein Handy?« Ich starre auf den Boden vor mir, um ja nicht über ein Hölzchen zu stolpern. Immer wieder zieht Henri an meiner Hand, weil sie das Gleichgewicht verliert. Die Hölzer knacksen und die Blätter rascheln unter unseren Füßen. Ich finde es irgendwie romantisch. Vielleicht auf eine absurde Weise, aber es ist schön, einfach nur händchenhaltend mit Henri durch den Wald zu laufen.
»Wir werden verloren gehen, Charlie! Keine von uns war jemals vorher hier. Wir kennen uns überhaupt nicht aus! Lass uns bitte umkehren.« Ich muss grinsen, aber Henri scheint echt besorgt zu sein.
»Hast du ernsthaft Angst vor dem Wald?« Ich lache. Rede ich gerade wirklich mit der Henri, die mir gestern vor dreißig bis vierzig anderen Leuten mit einem Song ihre Liebe gestanden hat? Die Henri, die mich zum Karaoke-Singen gezwungen hat, obwohl meine Stimme wie die letzten Geräusche eines Waschbären vor seinem Tod klingt? Die Henri, die mich für die Verleihung des Besten Paares auf die Bühne gezogen hat, obwohl ich das nicht wollte? Wie kann sie nur so unfassbar mutig sein, aber bei Dingen wie dem Wald so ängstlich sein? Sie ist wie ein Mysterium für mich.
Henri greift panisch an ihre Hosentaschen, dann atmet sie auf und zieht ihr Handy aus der Hosentasche.
»Puh, wir haben ein Handy!« Sie ist so erleichtert, wie noch nie. »Aber was, wenn wir kein Empfang haben?«, dämmert es ihr dann. Sie reißt panisch die Augen auf.
»Chill!«, erwidere ich nur und reiße Henri das entsperrte Handy aus der Hand.
»Was tust du? Hey! Bitte! Gib mir das Handy zurück!« Henri rangt um ihr Handy, aber ich bin nun mal ein großes Stück größer als sie, sodass ich es über meinen Kopf halte und Spotify öffne. Ich gehe auf die Suchleiste und tippe Safety Pin ein, was mir nicht ganz gelingt, weil Henri die ganze Zeit an mir hochspringt, aber Spotify scheint trotzdem zu erkennen, was ich meine. Ich klicke auf das erste Suchergebnis und eine Melodie setzt ein, dann beginnt 5 Seconds Of Summer zu singen.
»Runaways, we're the long lost children. Running to the edge of the world«, dröhnt es in schlechter Qualität aus Henris Handylautsprecher. »Everybody wants to throw us away. Broken boy meets broken girl.«
»Okay, von mir aus, wir hören Musik!«, übertönt Henri die Stimmen von 5 Seconds Of Summer. »Aber gib mir jetzt bitte mein Handy wieder!«
Ich reiche es ihr grinsend und sie schnauft.
»Kennst du 5 Seconds Of Summer?«, frage ich Henri, die ihr Handy in der Hand hält und wieder vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzt. Sie nickt. »Wusstest du, dass Sierra Deaton, die Frau von Luke Hemmings, bisexuell ist?« Ich weiß, diese Info kommt plötzlich, aber ich muss Henri davon ablenken, dass wir gerade durch einen Wald laufen, weil sie das anscheinend nicht so cool findet, wie ich erwartet hatte.
»Aha«, kommt es nur von Henri. Keine Ahnung, ob sie sich wirklich nicht dafür interessiert, welche anderen Prominenten ihre Sexualität teilen, oder ob sie einfach noch ein bisschen schmollen will. Es scheint auf jeden Fall keinen Sinn zu haben, über etwas anderes zu reden.
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The Summer Of Our Lives - Henri und Charlie
Novela Juvenil»Ich fühle mich gut bei ihr. Ich fühle mich richtig. Perfekt so, wie ich bin. Dieses Gefühl hatte ich noch nie bei irgendjemandem« Henri und Charlie sind so verschieden, wie zwei Mädchen nur sein können. Henri liebt es, sich zu stylen und mit ihren...