Ich lasse mich auf meinen Schlafsack fallen und starre das morsche Holz der Hütte an, was den Eindruck macht, als würde es jeden Moment einstürzen. In manchen Ecken sitzen fette Spinnen und Ameisen krabbeln über den Boden, ausgelegt mit Stroh. Nicht gerade die Art von Ferienurlaub, die ich mir vorgestellt habe. Irgendwie muss ich da jetzt jedoch durch.
Charlie ist immer noch mit ihrem Handy beschäftigt. Sie nimmt die Kopfhörer von ihrem schwarz-braunen Haarschopf und verstaut sie wieder in ihrem Rucksack. Ich habe wirklich versucht, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Habe ihr von Jenny erzählt und versucht, über Lou zu reden, aber sie war wie verschlossen. Irgendwie ist sie... geheimnisvoll. Ich habe immer noch keine Ahnung, wer sie eigentlich ist, aber ich will es erfahren. Charlie macht mich neugierig. Ich wüsste zu gerne, was ihr Geheimnis ist. Ob ich das in den nächsten Tagen noch erfahren werde?
Ich scanne jede Ecke nach Spinnen ab und merke, dass nur zwei fette am anderen Ende des Raums sitzen, womit ich mich einigermaßen anfreunden kann. Damit müssen sich die Natur-Girls rumschlagen, die wahrscheinlich mit diesen Spinnen sogar kuscheln würden. Gerade sind sie aufgeregt in einer Diskussion über ihre Wanderschuhe eingetaucht und bemerken nicht mehr, dass Charlie an ihrem Handy ist.
Ich bin echt froh, dass ich nicht ganz alleine bei den Natur-Mädchen bin. Es scheint, als würde sich Charlie nicht für mich interessieren, aber ich interessiere mich für sie. Ich will erfahren, was mit ihr los ist. Ich will mit ihr ins Gespräch kommen und mich vielleicht sogar mit ihr anfreunden. Aber ich habe keine Ahnung, was sie über mich denkt. Ich meine, sie hat Lou, sie braucht keine weitere Freundin im Camp. Ich habe niemanden. Ich bin alleine. Ich brauche jemand anderes.
Eine Glocke ertönt und reißt mich aus den Gedanken zurück in die Realität.
»Kommt ihr bitte alle zusammen?«, ruft Natur-Ninas Stimme durch den ganzen Wald. Die Natur-Mädchen stürmen raus und ich laufe langsam hinterher.
»Kommst du auch?«, frage ich Charlie, die mir nur wortlos zunickt und hinter mir herläuft. Irgendwas ist doch mit ihr. Ich habe nur keine Ahnung, was.
Wir versammeln uns alle auf dem Parkplatz, der vorhin noch voll mit Autos geparkt war. Ich suche mir ein Platz in der Nähe von Charlie. Natürlich geht aber Lou wieder direkt zu ihr. Charlies entspannter Ausdruck verschwindet sofort wieder und sie scheint... angespannt. Anders als sonst.
»Boah, sind bei dir auch nur diese ganzen Natur-Girls im Zimmer?« Lou verdreht die Augen.
»Natur-Girls« Charlie grinst. Na toll, ich hätte sie damit also auch zu einem Grinsen gebracht und sie hätte mich vielleicht gemocht. Aber das hat Lou jetzt schon übernommen.
»Bei mir ist alles voll mit denen!« Lou sieht ihre Freundin angewidert an, als hätte sie einen Haufen Kakerlaken vor sich, anstatt nur ein paar Mädchen. Charlie grinst sie noch immer nur an. Ich hätte nicht gedacht, dass sie überhaupt so viel grinsen kann, aber anscheinend ist sogar das bei ihr möglich. Sie verwundert mich immer mehr.
»Ja, bei mir auch«, kommt es auch von Charlie, aber irgendwie kaufe ich ihr das nicht ab. Es klingt wieder so unehrlich. So gar nicht nach ihr. Ich meine, ich kenne sie nicht, aber sie macht mir nicht den Eindruck, als passen diese Worte und Körperhaltung zu ihr. Es ist, als hätte sie sich in eine andere Person verwandelt als sie Lou gesehen hat. Ist irgendwas zwischen den beiden vorgefallen? Aber was? Ich würde so gerne mehr wissen. Ich weiß, dass es mich eigentlich nichts angeht, aber trotzdem interessiere ich mich irgendwie dafür. Irgendwas hat Charlie an sich, was mich unfassbar neugierig macht.
»Du hast immer noch dieses andere Mädchen. Wie hieß sie noch gleich? Henriette? Hermine?« Lou wirft mir einen kurzen Blick zu und als dieser meinen trifft, gucke ich schnell verstohlen weg.
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The Summer Of Our Lives - Henri und Charlie
Teen Fiction»Ich fühle mich gut bei ihr. Ich fühle mich richtig. Perfekt so, wie ich bin. Dieses Gefühl hatte ich noch nie bei irgendjemandem« Henri und Charlie sind so verschieden, wie zwei Mädchen nur sein können. Henri liebt es, sich zu stylen und mit ihren...