Halbblut

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Er war fort. Gegangen um sie zu beschützen und war nicht wiedergekehrt. Narzissa wiegte das Kind in den armen, es war so klein, so unschuldig, ein winziges Mädchen mit leuchtend grünen Augen und dem wunderbarsten Lachen der Welt. Ein Kind, das eigentlich nicht existieren durfte. Ein Kind der Liebe, nicht der Pflicht. Ein Kind, das ein noch schwereres Leben führen würde als einer seiner Eltern es je getan hatte (was durchaus etwas heißen sollte).

Schreie klangen aus dem Wald, Stimmen. Männer, bewaffnete Männer, grobe Männer, herzlose Männer- viele Männer. Zu viele Männer für eine Frau, die vor wenigen Stunden entbunden hatte und ein winziges Kind. Die Kleine war still. Kuschelte sich an seine Mutter und schwieg, gerade als verstünde sie die Gefahr in der sie schwebte. Narzissa drückte das kleine Wesen an sich. Es war wundebar warum und seine zarten kleinen Hände umklammerten ihre Finger, als wollten sie ihr Mut machen. Eine Träne löste sich aus ihren Augen und fiel auf die Schläfe des Kindes. Es brauchte einen Namen, hier und jetzt, von der Träne seiner Mutter getauft, weil sein Vater nicht wieder kehrte uns seine Mutter des Todes war. Die Männer kamen näher. Narzissa konnte hören wie sie sich einen weg durchs Unterholz bahnten wie eine Herde tollwütiger Elefanten. Sie würden sie töten. Es bestand kein Zweifel, aber das Kind, das Kind musste Leben! Sie würden es nicht verschonen also brauchte es Schutz. Schutz, den die Steinere Enge der Höle nicht bot, in der sie kauerte. Sie musste fort, das Kind retten. Sie musste es so verstecken das jemand es finden konnte. Am Fluss, waren die Waschfrauen, wenn sie diese erreichte bevor man ihr die Klinge in den Rücken warft... Sie führte den Gedanken nicht zuende. Wollte nicht, konnte nicht weiter denken. Sie rannte, leichtfüßig, leise durch das Dickicht unter den Bäumen. Der Fluss rauschte. Die Männer brüllten, als sie die Blutigen geburtsbinden in der Höle fanden. Narzissas Körper hielt der Belastung nicht stand, sie schrie und stürzte ins Unterholz. Für einen Moment verlor sie das Bewusstsein, doch ihr verstand kehrte zurück, fast als könnte er sie nicht aufgeben, bevor das Kind nicht sicher war. Sie kamen, mit jeder Sekunde etwas näher, an das ungeschüzte Kind. Sie pacte es und stolperte weiter. Der Fluss kam in Sicht, aus der Ferne wehten die Stimmen der Waschfrauen zu ihr hinüber. Sie rannte den Stimmen entgegen.

Plötzich stieß sie mit jemanden zusammen. Eine Frau, alt, klein und gefürchtet. Sie hasste diese Alte, aber sie hatte nicht mehr die Zeit oder Kraft um das Kind weiter fort zu bringen. Sie streckte ihr Kind der Alten entgegen. "Nimm sie!" sie küsste das Kind. "Ich flehe dich an beschütze sie. Bring sie zu meiner Schwester, oder in mein Dorf, sie werden sich ihrer annehmen, auch wenn es ihnen nicht gefällt. Sie ist doch eine von ihnen." Die Alte sah sie abfällig an. "Bitte." Sie fiel vor der Alten auf die Knie. "BITTE!". Die Frau packte ihr Kind, grob und lieblos und verschwand mit ihm in den Wald. "ICH DANKE EUCH", rief sie ihr noch hinterher. "SIE HEISST RIA!", die Entscheidung, war spontan und ihre letzte. Denn kaum eine Sekunde später schloss sich der Kreis aus Soldaten um Narzissa. Ein Letzter Gedanke: Leb wohl, Ria.

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