Belagerungen erfordern strenge Maßnahmen

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Ungeduldig schritt er auf dem Platz auf und ab. Seine Soldaten mussten längst wieder da sein. Er wollte nicht warten. Er war der Fürst- er hatte das sagen. Zum zehnten Mal winkte er einen kleinen, inzwischen völlig verängstigten Diener herbei um etwas zu trinken. Wieder fragte er sich, wie die schlauste art war vorzugehen. Die Stadt wurde belagert und regelmäßig in allen möglichen Ecken angegriffen. Alle Tore waren geschlossen und er würde Soldaten patrouillieren lassen. Im Grunde war es nicht wichtig, was mit den äußeren Vierteln der Stadt geschah, doch gerade wo er diese Missgeburten von Elben als Vogelfrei erklärt hatte, konnte er es sich nicht leisten Bürger gegen sich aufzubringen. Einem Zusammenschluss mit den Elben konnte er nicht standhalten, schon gar nicht, wenn die Stadt zusätzlich belagert wurde. Über kurz oder lang, würde er mit den Belagerern kommunizieren müssen, was theoretisch nicht unbedingt sinnvoll war. Seltsam war, das sie keine Fahne trugen, und keine Forderungen stellten. Sie waren absolut unerwartet eingefallen- die Stadt war nicht im entferntesten zu halten, oder auf eine Belagerung eingestellt. Die Belagerer mussten doch längst erkannt haben, dass die äußeren Stadtringe stark verwundbar waren, warum also, griffen sie nicht an? Tiberius begann zu schwitzen. Die gepanzerte Kluft wog schwer und die Soldaten kehrten nicht wieder. Es konnte doch nicht so schwer sein ein paar gesetzte zu verlesen. Es war absolut dringend, dass das Volk ruhe bewahrte, ein entspannter Umgang mit der Situation wäre sicherlich ratsamer. Er würde abwarten. Und…ja… das war eine Lösung. Er machte einige eilige Schritte und wandte sich dem völlig verängstigten Diener zu. „Wenn die Soldaten hier eintreffen, sollen sie sich in Patrouillen einteilen und die Außenmauer überwachen, wir harren aus.“ der Diener nickte. „Jawohl, Herr“. Tiberius wandte sich an einen seiner Generäle „ Ich will sämltiche Offiziere in einer halben  Stunde im Thronsaal sehen!“

„Jawohl Herr, erlaubt mir die Frage ob des gegenwärtigen Males auch die Leutnante beiwohnen sollen?“

„Ich sagte SÄMTLICHE Offiziere. Das macht Generäle, Stabsoffiziere, Hauptleute und auch Leutnante, das sollte man als General bereits wissen!“, damit wandte er sich ab und bestieg sein Pferd, und ritt durch das Tor zurück in die Burg.

Zehn Minuten später betrat er sein Arbeitszimmer, sein engster Berater war bereits anwesend. Er begrüßte ihn mit den Worten. „Ich habe beschlossen auzuharren“

Der Berater sah nicht besonders glücklich aus… was durchaus verständlich war, es würde nicht einfach sein die entstehenden Probleme zu lösen….

Eine Träne löste sich aus ihrem Augenwinkel und fiel dem kleinen Mädchen auf das stille Gesicht. Ria spürte wie der kleine Körper reglos in ihren Armen lag und wünschte sich, dass die Zeit sich umdrehen würde und das Kind gerettet wurde. Doch nichts geschah, das Mädchen bewegte sich nicht. Würde sich nie wieder bewegen. Still und Reglos in alle Ewigkeit. Immer noch war es still auf dem Platz, nur von weit her konnte man Stimmen hören. Es klang wie durch einen Schleier, für Ria, der Tod des kleinen Kindes traf Ria und alle auf dem Platz, einschließlich Lui, der immer noch regungslos dort stand, wo sie ihn hatte stehen lassen. Es war nebensächlich, dass niemand das Kind wirklich gekannt hatte, es war, als besiegelte die kleine Leiche die neuen Umstände, mit Blut, das nicht hätte vergossen werden müssen. Eine Unruhe entstand. Eine junge Frau bahnte sich ihren weg, hektisch, weinend und schreiend. „Lasst mich durch!“ Sie blieb vor Ria stehen. Für einen Moment stand ihr der Schock ins Gesicht geschrieben, dann sank sie auf die Knie und nahm Ria zärtlich den leblosen Körper des Kindes ab. Völlig fassungslos streichelte sie das kleine, stille Gesicht und sah in die leeren Augen. ‚Meine kleine… meine liebe kleine…’, flüsterte sie unaufhörlich. Und die Tränen rannen ihr Gesicht hinab, nässten in kürzester Zeit ihr Gesicht, ihr Kleid und auch die Leiche ihrer Tochter.

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