Die Sonne schien durch die notdürftigen Fenster der Hütte. Ria hatte den Sonnenaufgang herbei gesehnt, denn dann konnte sie gehen, der Enge des Hauses entkommen, auf den Markt gehen und die Arbeit für ein paar Stunden liegen lassen. Sie hatte vor Sonnenaufgang bereits Wasser geholt (was nicht gerade nah war), die Stube ausgekehrt, gewischt, gekocht und einige Löcher in den Kleidern der Familie gestopft. Jetzt stand sie auf und hob den dunkel grünen Mantel aus ihrer Truhe am Fußende der Matte auf der sie schlief. Dann band sie sich die Haare so, dass ihre spitzen Ohren darunter verschwanden. Den unscheinbaren Beutel, mit der fraglichen Menge Münzen, befestigte sie sicher an der Innenseite des Mantels. Leise, um möglichst niemanden zu wecken verließ sie das Haus, eine unnötige Vorsichtsmaßnahme, ihre Tante und ihre drei Kinder waren nichtmal durch das Runterfallen eines Messingkessels zu wecken, geschweige denn vom leisen knarren einer Tür. Ria verließ das ärmliche viertel gerne, aber viel zu selten. Ihre Tante hatte nicht die geringste Lust ihr irgendwelche Freiheiten zu gewähren. Ria lief leichtfüßig und leise durch die schmutzigen Straßen, vorbei an Häusern, die genau so ärmlich waren wie das indem sie selbst wohnte. Schlecht gemauerte Häuser mit dürftigen Strohdächern, primitiven Fensterlöchern, die man mit Stofflumpen verhängte. Zwischen den Häusern liefen die ersten Mädchen und gingen ihren Arbeiten nach, aus dem Werkstätten drangen die geräusche des geschäftigen Treibens. Nur wenige waren noch in den betten. Zwischen dem Abfall auf den Straßen trieb sich ein einsamer Mensch rum. Er sah sich um, voller unbehagen und stolperte schnell durch die ärmlichen straßen. Nicht viele Menschen verirrten sich hierher. Am Rand des viertels ragte ein Torbogen auf, der deutlich die Grenze aufzeigte. Ria versteckte den Rechten Arm unter dem Umhang, stellte nocheinmal sicher, dass man ihre Ohren nicht sah, dann ging sie weiter. Den Korb in der linken Hand, den Blick gesenkt, hastig und möglichst unauffällig durchquerte sie das Viertel.
Bald kam der Markt in sicht. Das Gelächter, der Lärm, der Duft der verschiedenen Stände und die Soldaten die das Treiben beobachtetn und ihre Macht freudig ausnutzten. Ria wandte den Blick ab. Sie ging an einem Töpfersstand vorbei, an dem gerade lautstark gefeilscht wurde, vorbei an den Gauklern und hinüber zu den Obst und Gemüse Ständen. Sie spürte die gierigen Blicke zweier Jungen, die sie ziemlich ungeniert an ihr runter starrten. Sie räusperte sich vernehmlich, aber die Jungen ließen sich nicht stören. Sie seuftzte sie hätte gerne irgendwelche rüden Gesten gemacht, aber das verringerte ihre Chance auf einen vernünftigen Einkauf. Die Schlange rückte etwas vor, Ria rückte mit, ebenso die Jungen. Dann nochmal, und nochmal und dann war sie dran.
"Guten Tag, Sir", sie versuchte möglichst freundlich zu klingen.
"Was willst du?", seine stimme war grob und angriffslustig.
"Ich hätte gerne 8 Äpfel, 20 Kartoffeln 3 Kellen Hafer", sie versuchte sachlich und unauffällig zu sprechen, ihren Arm versteckt zu halten und hoffte, dass man ihre Ohren nicht sehen konnte. Sie stellte mit dem linken Arm den Korb auf die Platte des Standes. Der Mann legte das gewünschte hinein.
"24 Silber 2 Bronze", knurrte der Mann.
Ria versuchte den Beutel mit dem Geld zu öffnen ohne das man ihren Arm sah. Schließlich musste sie ihn verwenden um nicht noch mehr auf zufallen. Sie zählte das Geld ab, es war unverschämt für so ein bisschen so viel Geld zu nehmen, aber sie hatte keine Wahl.
"Man zählt mit Rechts in die Hand", raunte ihr einer der Jungen ins Ohr. Ria erschrak schrecklich. Sie wusste das man mit Rechts zählte. Sie streckte den Arm aus und zähltendem Verkäufer die Münzen in die Hand. Dabei achtete sie darauf das der Arm vom Ärmel bedeckt blieb, was knifflig war, da das Kleid schon sehr Knapp war, über der Brust spannte und sowohl im Saum als auch an den Ärmeln zu kurz war. Sie musste sich nach vorne beugen und der Junge hinter ihr ergriff seine Chance um ihr beide Hände an die Talie zu legen. Sie schlug ihm reflexartig mit der linken Hand auf die Finger, dabei bewegte sie sich so ruckartig, das der rechte Ärmel am ausgestreckten arm ein paar Zentimenter hochrutschte. Der Verkäufer schrie wie am Spieß. Ria zuckte zusammen und ließ die letzte beiden Münzen fallen- was keinen unterschied machte denn der Mann hatte das Geld losgelassen als wäre es Gift. Er senkte bedrohlich seine Stimme:
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Halbblut
FantasyDie junge Halbelbe Ria, findet sich in ihrer kleinen Welt gut zurecht, bis der Junge Callum auftaucht und ihr Leben einige unangenehme Wendungen nimmt. Außerdem wirft auch ihr Stammbaum Rätsel auf und plötzlich steht die ganze Welt vollkommen Kopf...