eine neue Ordnung

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  • Gewidmet Alina
                                    

Callum sah ihr nach, wie sie durch das Tor ging und zwischen den Pfosten des Tores noch zierlicher wirkte, als sonst. Er wollte sie aufhalten, sie festhalten, bei sich haben… nur noch ein bisschen. Er spürte den unwiderstehlichen Drang ihr einfach nach zu laufen und mit ihr zu gehen. Hastig wandte er den Blick ab, er durfte nicht. Langsam drehte er sich zur Seite und machte ein paar schritte Richtung Schloss. Er spürte wie ihm schlecht wurde und schaute noch einmal über die Schulter. Sie war verschwunden. ‚Natürlich du Dummkopf’ Dachte er, und trotzdem traf ihn der Gedanke. Plötzlich hatte er das dringende Bedürfnis zu schreien, zu weinen, oder irgendetwas zu zerschlagen. Er ballte die Hand zur Faust, und musste sich zusammenreißen um kein Gesicht zu verziehen. Er spürte die Blicke der Soldaten, die überall standen und sich, wie es ihm vorkam, deutlich vermehrt hatten seid er das letzte mal vorbei gekommen war- was wahrscheinlich Einbildung war, und schlicht daran lag, dass er sonst keine unverhohlen neidischen Blicke zugeworfen bekam. Es ekelte ihn an, wie gierig sie Ria beäugt hatte und dass sie neidisch auf das waren, was er vermeintlich soeben hatte tun dürfen. Er ging einen Schritt schneller, wollte sich den Blicken entziehen und in Ruhe irgendwo nachdenken. Dabei fiel ihm ein, dass er es schwerlich solange in seinem Gemach würde aushalten können, ohne etwas zu zerschlagen, oder aber von jemandem geholt zu werden. So machte er kurz entschlossen auf dem Absatz kehrt und ging zurück. Die Blicke der  Soldaten wurden noch eine Spur eindringlicher. Er konnte ihre verstümmelten, wiederwertigen G Gedanken förmlich hören, obwohl keiner auch nur ein Flüstern von sich gab. Es hing in der Luft. –War es so gut, dass er jetzt zu verwirrt ist um von einem Ort zum anderen zu gehen?-  Callum hatte das Gefühl sich erbrechen zu müssen und ging erneut schneller. Wie konnte eine Gruppe Menschen nur so grauenvoll sein? Er versank in Ekel und Abscheu gegen die Männer die im Dienste seines Vaters und –wie ihm schmerzlich bewusst wurde- auch von ihm standen, so sehr, dass er fast gegen die Tür der Stallungen gerannt wäre. Trotz seiner schrecklichen Stimmung musste er über seine Dummheit grinsen. Stallungen- warum eigentlich nicht…. Kurz entschlossen öffnete er die Tür und schlüpfte- mehr oder weniger unauffällig- hindurch. Seine Augen brauchten einen Moment um sich an das Zwielicht zu gewöhnen. Er hörte Pferde schnauben und Stroh knistern. Gerade als er überlegte, wo er sich am Besten hin verkriechen konnte, hörte er Stimmen, Rufe, und eilige Schritte über den Platz hallen. Kurzerhand hastete er in eine Box und verbarg sich hinter der Wand. Im Gleichen Moment flog die Stalltür auf und eine Gruppe Menschen platzte herein. Eine Ganze Masse Soldaten, mindestens fünf bis sechs duzend mussten es sein. Sie waren aufgebracht. Callum riskierte einen Blick durch das Gitter über dem Holzteil der Wand.  Es waren tatsächlich Soldaten, doch mitten zwischen ihnen, schritte sein Vater, er trug seine edle, aber gepanzerte Kluft, während er seine Soldaten in barschem Tonfall anwies: „Diese Gesetzte treten umgehend in Kraft, betont ausdrücklich, dass ich euch verkünden lasse was hier geschrieben steht, dann lest es vor. Und wenn euch jemand angeht stecht ihn nieder, oder nehmt ihn fest. Reitet vor allem in das Elbenviertel! Wo sind die Offiziere?“

Der tendenziell kleinste teil der Soldatengruppe trat vor. Callums Vater händigte jedem eine Pergamentrolle aus, die –für Callums Geschmack- definitiv zu lang war, dann erhob er erneut die Stimme. „Stallburschen! Hierher! AUF DER STELLE!!!!“

Erneut klangen Schritte, dieses mal weiter hinten aus dem Stall, Callum bückte sich hastig, wobei er das Gleichgewicht verlor und einen schritt zu rück, strauchelte und stürzte in etwas, was er lieber nicht genauer definierte. Das Pferd, in dessen Box er eingefallen war, stupste ihm freundschaftlich die Nase in den Rücken, und es fühlte sich für Callum so an, dass wenn es gekonnt hätte, das Pferd breit grinsend in Gelächter ausgebrochen wäre. ‚Super! Sogar die Pferde lachen mich aus!’, dachte er, doch schon im nächsten Moment wurde seine Aufmerksamkeit wieder auf das Geschehen außerhalb der Box gelenkt. Sein Vater befahl, den Burschen die Pferde zu holen, zu satteln, und zu panzern.

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