Kapitel 25 | Angst

270 20 4
                                    

Den restlichen Abend verschonte mich Rachel mit dem ganzen Beziehungshinweisen, die sie mir am Anfang an den Kopf geworfen hatte. 

Stattdessen fing sie an über alles Mögliche zu reden und lenkte mich somit öfter davon ab, wieder an das zu denken, wovor sie mich gewarnt hatte.

Es war jetzt kurz nach zehn und ich saß in meinem Zimmer und schaute auf mein Handy. Ich hatte Jase Nummer vor Augen und war immer wieder kurz davor ihn anzurufen und um Rat zu fragen.

Aber jedes Mal wenn ich drauf drücke, lege ich ganz schnell wieder auf.

Es war Dienstag und er war frisch in der Uni und hatte die Woche Vorlesungen. Da schlief er um diese Uhrzeit bestimmt schon. 

Deshalb musste ich mich selbst mit meinen Gedanken rumschlagen und passende Lösungen dafür finden

Aber ich hatte keine Ahnung was ich machen soll.

Eins war aber für mich klar.

Ich würde mich nicht gleich um Damians Hals werfen, wenn ich nicht bereit dafür war und das nur damit er bei mir blieb.

Ich würde weiterhin warten und auf meine Gefühle hören.

Aber genau ein Gefühl machte sich schon den ganzen Abend in mir breit.

Angst.

Angst davor, dass Damian mich wirklich bald verlassen würde, nur weil ich ihm nicht gebe, was er vielleicht die ganze Zeit von mir will.

Das machte mich beinahe verrückt.

Ich schmiss mein Handy aufs Bett und stand auf.

Eine heiße Dusche muss her. Sonst würde ich hier gleich durchdrehen.

Unter dem heißen Wasserstrahl schloss ich meine Augen und dachte weiter nach.

Nach allem, was Damian und ich durchgemacht hatten, konnte es doch nicht so zu Ende gehen, oder?

Ich wusste das Damian mich liebte, also würde er bestimmt weiter darauf warten bis ich bereit war.

Nur für wie lange noch?

Ich seufzte frustriert und stellte die Dusche ab.

Hat ja super geklappt um mich auf andere Gedanken zu bringen.

Ironie lässt grüßen.

Ich wickelte ein Handtuch um meinen Körper und ging wieder ins Schlafzimmer.

Dort sah ich, wie Damian gerade dabei war mit dem Rücken zu mir, sich sein Shirt auszuziehen.

,,Damian."

Er drehte sich sofort zu mir um und kam dann liebevoll lächelnd auf mich zu.

,,Hey Baby. Wie geht es dir?" fragte er und küsste mich auf die Lippen.

Ich erwiederte den Kuss kurz und als wir uns lösten schlang ich meine Arme um seinen nackten Oberkörper.

,,Was war heute los mit dir und deinem Dad. Ihr wart so schnell weg. Ich habe nichts mehr verstanden." fragte ich ihn und genoss seine Nähe.

Seine Brust fing an zu vibrieren, als er leise lachte.

,,Du wirst es vielleicht nicht glauben wollen, aber wir sind geflohen."

Ich löste mich von ihm und sah ihn fragend und verwirrt zu gleich an.

,,Was meinst du mit geflohen? Vor wem? Und warum?"

Damian fuhr sich grinsend durch die Haare.

,,Vor meiner Tante Rachel."

Nun schaute ich noch verwirrter und er lachte wieder.

Er zog mich mit sich aufs Bett und wir setzten uns drauf.

,,Meine Tante ist... speziell." fing er an.

,,Vielleicht hast du das auch schon bemerkt." meinte er dann.

Ich nickte langsam mit dem Kopf. Sie ist auf jeden Fall ein bisschen zu aufgeschlossen um gleich in den ersten paar Minuten über mein Intemleben mit ihrem Neffen zu reden.

,,Auf jeden Fall liebt sie es Männer mit allem möglichen aufzuziehen. Egal wie. Sie findet immer einen Weg meinen Dad auf die Palme zu bringen. Selbst bei mir macht sie keinen Halt. Das letzte mal als sie hier war, war vor drei Jahren. Sie hatte eine Horde älterer Frauen aus der Nachbarschaft eingeladen und darauf bestanden, dass die Männer des Hauses dabei sind. Kannst du dir vorstellen, wie ältere Frauen reagieren, wenn sie gutaussehende Männer sehen? Sie zeigen dir Fotos über ihre Enkelinen und fragen dich über die Größe deiner Unterwäsche aus. Schrecklich! Und weil wir nicht gleich an ihrem ersten Tag gequält werden wollten, sind wir zurück in die Firma gefahren. "

,,Also ich finde deine Tante ist eigentlich ganz nett." meinte ich mit einem Lächeln.

Damian schaute mich verstört an. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust.

,,Wie ist dein Abend eigentlich mit ihr verlaufen? Wie hat sie dir gegenüber reagiert? Hat sie dich ausgefragt?"

Das Lächeln erstarb langsam auf meinem Gesicht und ich schaute kurz auf meine Hände.

,,Ich glaube sie mag mich. Sie war auf jeden Fall sehr freundlich zu mir. Hat mein Durchstandvermögen bewundert und mir ein paar Fragen und Anmerkungen gegeben."

,,Was für Fragen und Anmerkungen?" fragte Damian sofort und schaute mich neugierig an.

Ich kaute auf meiner Lippe rum und winkte sofort ab.

,,Nicht so wichtig. Es waren nur ein paar allgemeine Infos, die ich beachten sollte und-"

,,Angel." Er unterbrach mich.

,,Babe. Du kaust gerade heftig auf deiner Lippe rum. Hör auf damit." Er legte seinen Daumen an meine Lippe und zog sie langsam aus meinen Zähnen.

Ich öffnete leicht meinen Mund und wollte etwas dazu sagen, schloss ihn aber gleich wieder.

Damian strich weiter über meine Lippen und sah mir dabei gleichzeitig abwechselnd in die Augen.

Wir fielen in ein angenehmes Schweigen.

Damian kam mit seinem Gesicht meinem langsam immer näher und ich konnte seinen heißen Atem spüren.

,,Diese Lippen sind nicht dazu gedacht darauf rumzukauen." sagte er leise und entfernte seinen Daumen.

Stattdessen legte er seine Hand an meine Wange.

,,Sie sind dazu da sich mit meinen zu vereinen."

Mit diesen Worten überbrückte er den letzten Abstand zwischen uns und küsste mich.

Ich erwiederte den Kuss und schloss genüsslich meine Augen.

Wir küssten uns lange und innig.

Als wir uns lösten öffnete ich wieder meine Augen und sah in seine.

Ich konnte das Feuer und Verlangen in ihnen sehen. Er wollte mehr. Wie eigentlich so gut wie jedes Mal, wenn wir uns leidenschaftlich küssten.

,,Ich liebe dich." flüsterte er und stand dann auf.

Er ging zu seinem Kleiderschrank und holte sich Anziehsachen raus.

,,Ich geh kurz duschen. Dann können wir schlafen gehen." meinte er und ich nickte.

Nachdem er die Tür hinter sich schloss legte ich mich seufzend auf den Rücken.

Das Thema hatten wir somit schnell gewechselt.

Dennoch macht mich diese Situation fertig.

Bevor Rachel kam, war noch alles gut in meinem Kopf.

Aber jetzt...

Vielleicht sollte ich mit Damian darüber reden?

Ich kann nicht mit tausenden von Fragezeichen in meinem Kopf leben.

Forced Passion IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt