Kapitel 5 | platinblonde Perrücke

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Ich saß gelangweilt auf einem Baumstumpf und hörte meinen Lehrern dabei zu, wie sie versuchten eine alte Gruselgeschichte zu erzählen.

Das schlimme daran war allerdings, dass es überhaupt nicht gruselig war, sondern eher Tod langweilig.

Ich sah mich in unserem Klassenkreis um. Die meisten von uns sind schon dabei die Köpfe zusammen zu stecken und sich wahrscheinlich überlegen, wie sie am besten hier verschwinden können oder halt sich einfach nur über belangloses unterhalten.

Dann sah ich rüber zu Damian, der an seinem Handy saß und dem ganzen hier keine Beachtung schenkte.

Er hatte es gut. Uns wurden die Handys weggenommen, damit wir den Lehrern aufmerksam zuhören konnten.

Dabei hatten sie wohl nicht bedacht, dass ihre Geschichten so langweilig waren, dass sogar das Gras interessanter war.

Ich versuchte Damians Aufmerksamkeit auf mich zu kriegen in dem ich mich streckte und eine andere Sitzposition annahm. Bisher saß ich die ganze Zeit im Schneidersitz. Jetzt saß ich mich mit ausgestreckten Beinen auf den Boden.

Ich schaute wieder zu Damian, doch stellte fest, dass er immer noch am Handy saß und mir keine Beachtung schenkte.

Okay, dass wird mir zu blöd. Womit ist er so beschäftigt, dass er nicht mal kurz zu mir sehen kann?

Ich stand vom Boden auf und ging zu meiner Englisch Lehrerin, die ebenfalls mit auf Klassenfahrt war.

Ich sagte ihr, dass ich auf Klo ging und machte mich mit einem letzten Blick zu meinem Ehemann auf dem Weg.

Wir waren hier zwar im Wald, aber ganz in der Nähe gab es ein Gasthaus wo wir die Toilette benutzen konnten.

Ich schaute in den Spiegel und stellte fest, dass mein Zopf nicht mehr ganz ordentlich aussah.

Nachdem ich den wieder gerichtet hatte, verließ ich die Toilette und wurde gleich darauf gegen ein Wand geschubst.

Sofort stieg mir Damians Duft durch die Nase und ich musste lächeln, als ich sein Gesicht ein paar Millimeter vor meinem sah.

,,Na, hast du mich schon vermisst?" neckte ich ihn und stubste mit meiner Nase seine an.

,,Du würdest es nicht glauben, wenn ich ja sage."

Mit diesen Worten legte er seine Lippen auf meinen und küsste mich innig.

,,Ich muss dir was sagen." kam es schweratmend von ihm, als wir uns von einander lösten.

Ich schaute ihn fragend an.

,,Diana will wieder ein Geschäftsessen organisieren." fing er an und sah wieder auf meine Lippen.

,,Und zwar mit mir alleine." fügte er noch hinzu.

Ich zog meine Augenbrauen zusammen und verschrenkte meine Arme vor der Brust.

,,Ihr zwei wollt zusammen essen? Alleine?" wiederholte ich um sicher zu gehen, dass ich auch alles richtig verstanden hatte.

,,Ich bin zu diesem Essen verpflichtet. Ihr Vater hat es angeordnet und wenn mein Vater herausfindet, dass ich seine Worte missachtet habe, dann wird er mächtig wütend."

,,Verstanden. Und woher soll ich wissen, dass diese blöde Kuh keine Spielchen spielt?"

,,Was meinst du?"

,,Was ist, wenn sie versucht dich zu verführen?"

Damian fing an zu kichern.

,,Bist du etwa eifersüchtig?" fragte er und sofort schüttelte ich den Kopf.

,,Ich eifersüchtig? Warum sollte ich?"

,,Gut. Denn das brauchst du auch nicht. Ich liebe nur dich. Diana spielt für mich keine Rolle."

,,Schön, dennoch bin ich mir bei der ganzen Sache nicht sicher."

,,Ich werde aufpassen. Versprochen."

~~~~~

,,Warum darf ich nochmal nicht ausschlafen?" fragte Jake verschlafen, als er die Treppe runter kam.

Wir waren vor ein paar Stunden zu Hause angekommen und hatten eigentlich vor den Rest des Tages zu schlafen, da wir den ganzen Weg im Bus am Handy verbracht hatten und nun hundemüde waren.

Aber dann fiel mir ein, dass Damian heute sein Geschäftsessen mit Diana hatte und schon war ich hellwach.

,,Weil Damian und Diana heute zusammen essen werden."

Jake gähnte laut und stützte seinen Kopf an dem Treppenende ab.

,,Ja und was habe ich damit zu tun?"

Ich drehte mich zu ihm um und schmiss ihm eine Cappi und eine Sonnenbrille rüber.

,,Du wirst mir helfen die beiden auszuspionieren."

,,Ist das nicht etwas zu übertrieben?"

,,Jake werde endlich richtig wach. Wenn du im Halbschlaf bist, kannst du richtig langweilig sein."

,,Ich werde es versuchen." meinte dieser nur und nickte wieder ein.

,,JAKE!"

Besagter schreckte auf und sah mich mit großen Augen an.

,,Ab unter die Dusche mit dir. Danach will ich einen Plan von dir hören."

Ich scheuchte den verschlafenen Jungen Richtung Badezimmer und setzte mich dann auf das Sofa.

Wüsste ich nicht, dass Jake es gewohnt ist, dass er wenig schläft und  dauerhaft Playstation zockt hätte ich ihn noch ein paar Stunden schlafen gelassen.

Aber es ist viel zu wichtig, dass wir zu diesem Geschäftsessen gingen, als das wir uns ausruhen.

Ich hatte das Gefühl, dass Diana irgendetwas vor hatte und egal was es sein sollte, ich musste es unbedingt herausfinden.

,,Ich hab's!" hörte ich plötzlich hinter mir und drehte mich um.

Jake kam mit einer Perücke in der Hand und mit einem aufgeklebten Bart sowie aufgeklebten Augenbrauen  auf mich zu.

,,Hier zieh die an." meinte er und reichte mir die platinblonde Perücke.

,,Das ist doch die Perücke, die ich letztes Jahr an Karneval anhatte. Ich dachte die wäre verloren gegangen. Wie kommts, dass du sie hast." fragte ich.

Jake fuhr mit seinen Fingern seinen aufgeklebten Bart entlang.

,,Du meintest damals, dass du die Perücke öfters anziehen würdest, da sie dir so sehr gefiel. Allerdings konnte ich dir damals nicht sagen, dass dieses Ding, dir alles andere als steht und du damit aussiehst, wie naja ein nicht gerade unschuldiges Mädchen."

,,Heißt das, die Perücke lässt mich aussehen wie eine Schlampe?"

,,Das habe ich nicht gesagt, aber ja ein wenig schon."

,,Und warum gibst du mir sie dann?"

,,Damit dich niemand erkennt, wenn wir zum Essen gehen. Auch wenn dir das Ding nicht steht, erkennt dich dennoch niemand, wenn du sie an hast. Und das ist ja das was wir erreichen wollen."

Ich sah ihn kurz einfach nur an um sicher zu gehen, dass er es ernst meinte und mich nicht einfach zum Gespött der Leute machen will.

,,Okay. Dann machen wir es so."

Jake nickte und schien langsam die Abenteuerlust zu spüren.

,,Aber eine Sache noch."

Er sah mich fragend an.

,,Wenn wir heute mit allem fertig sind wirfst du die Perücke und diese angeklebten Dinger auf deinem Gesicht bitte in den Müll."

,,Wieso? Was stimmt mit meiner Gesichtbehaarung nicht?"

,,Sie ist hässlich."

,,Pff. Du bist doch nur neidisch."

Forced Passion IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt