Prolog: 21 Jahre nach Drachenblut

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Willkommen zurück, an alle, die gerade Drachenblut beendet haben! An alle die neu hier sind, würde ich empfehlen Drachenblut zu lesen, es ist aber kein Muss. 

Das erste Kapitel ist dasselbe, wie der Epilog in Drachenblut.

Die Story wird voraussichtlich jeden Montag geupdated.


Auf dem Bild ist Nymeris.


Von dem Baum aus konnte Nymeris seine Brüder dabei beobachten, wie sie sich gegenseitig die Schädel einschlugen. Sie nannten es trainieren, doch von Weitem wirkte es eher danach, als würden die beiden sich am liebsten die Flügel ausreißen. Onkel Nyx war auch bei ihnen. Er saß am Rand neben Dante und unterhielt sich mit ihm.

Manchmal beneidete er seine Brüder und seinen Onkel um deren muskulöse Körper. Nymeris hatte das Aussehen und die Statur seiner Mutter geerbt, während seine Brüder beinahe das Ebenbild ihres Vaters verkörperten. Er war klein, schlank und wendig, aber nicht annähernd so kräftig wie Daemon, Rune oder Nyx. Etwas, womit die anderen ihn immer wieder aufzogen. Besonders die Drachenbastarde am Hof. Ganz besonders die...

,,Du bist der einzige Drache, den man in Bäumen und nicht in der Luft sucht.", hörte er seinen Vater sagen, der an dem dicken Baumstamm lehnte und zu ihm hoch sah. Nymeris schnaubte. Sehr witzig.

,,Erstens, liegt das vielleicht daran, dass meine Flügel kaputt sind.", er machte eine Pause und sprang von dem Ast, ehe er weitersprach: ,,...und zweitens, bin ich ein Wyvern."

Sein Vater zupfte ein Blatt aus den weißen Haaren des Wyvern und warf es zu Boden, ehe er ihn mit diesem Blick ansah. Mit dem: Sag so etwas nicht, Nymeris, vielleicht brauchen sie einfach länger um sich richtig zu formen - Blick.

Er verdrehte die Augen und zuckte mit den Schultern. Er hatte sich damit abgefunden, nicht fliegen zu können, eine andere Wahl gab es nicht. Nymeris war einen Monat zu früh auf die Welt gekommen und es war nicht einfach für seine Mutter gewesen. Sie beide waren dem Tod nur um eine Haaresbreite entronnen und trugen nun einen lebenslangen Schaden mit sich: Er war das letzte Kind gewesen, dass seine Mutter lebend ausgetragen hatte. Und Nymeris' Flügel mussten bei seiner Geburt gebrochen werden, sodass er überhaupt das Licht der Welt erblicken konnte. Sie waren zwar geheilt, aber der Schaden war nicht rückgängig zu machen. Er hatte Arsen nie gefragt, weshalb seine Flügel keine Muskeln bildeten und so dünn waren, dass das Sonnenlicht durch die weißen Flecken schien. Ein Gefühl sagte ihm, dass er es gar nicht wissen wollte. Sie waren letztendlich zu schwach um ihn zu tragen, oder überhaupt abheben zu können. Immerhin war er dazu in der Lage zu segeln, wenn er irgendwo hinunter sprang.

Natürlich war er dankbar, am Leben zu sein, doch gleichzeitig war er somit das Spektakel am Hof, über das man Witze machte: Der Wyvern der nicht fliegen konnte, oder kämpfen oder sonst was. Darum sah er seinen Brüdern auch immer nur zu. Es war zu gefährlich für ihn mitzumachen. Es war keine Seltenheit, dass Daemon oder Rune mit einem geprellten Flügel den Trainingsplatz verließen. Der Unterschied lag darin, dass ihre Schwingen muskulös und robust waren, ganz anders als seine.

,,Wir haben Gäste. Sag Nyx und deinen Brüdern sie sollen sich waschen und umziehen. Ihr vier werdet in einer Stunde im Thronsaal erwartet.", damit entließ sein Vater ihn und kehrte ihm den Rücken zu, um zu gehen.

Gäste? Die einzigen Gäste, die sie bisher empfangen hatten, waren Azriel, Aspen und deren Gefährten, Anaya, diese Frau jagte ihm noch immer Angst ein, und ihr Bruder Artemis. Aber bei keinem mussten sie im Thronsaal erscheinen...

Als Nymeris den Trainingsplatz betrat wurde das Trainisch sofort unterbrochen. Er schnaubte. Hatte er schon erwähnt, dass man ihm sogar verboten hatte mitzumachen?

,,Du sollst doch nicht hier sein, Nys.", Rune ließ von seinem Bruder ab und richtete sich keuchend auf.

,,Und du sollst die Tochter des Kochs nicht vögeln.", Nymeris hatte seinen Bruder vor etwa zwei Jahren mit Serafina, einer wunderschönen Wyverndame, erwischt und war natürlich gleich zu seiner Mutter gelaufen.

Rune kniff die Augen zusammen und schnaubte wie ein Ochse, der gleich auf ihn los stürmen wollte. Dante erhob sich von der Bank und kam zu ihnen, ehe sein Bruder noch etwas sagen konnte. Daemon wischte sich den Schweiß von der Stirn und streckte die cobaltblauen Flügel aus.

,,Im Ernst, Nys. Mutter hat dir verboten hier zu sein.", sein ältester Bruder stank fürchterlich nach Schweiß, als er vor Rune trat und die Arme vor der verdreckten Brust verschränkte. Nyx war auch aufgestanden, hielt sich aber im Hintergrund. Er war der ruhigste von ihnen vieren.

,,Vater schickt mich. Ich soll euch Echsen sagen, dass ihr euch waschen und umziehen sollt. Wir werden in einer Stunde im Thronsaal erwartet. Scheinbar haben wir wichtige Gäste.", Nymeris entging der verwirrte Blick seines Onkels nicht. Scheinbar hatte niemand von ihnen davon gewusst.

Er rümpfte angewidert die Nase: ,,Ihr habt ein Bad dringend nötig."

Nymeris stand vor dem Spiegel und strich sich ein paar der weißen Haarsträhnen die wirr in sein Gesicht hingen hinters Ohr. er war nie wirklich begeistert davon, eine Krone zu tragen, doch als Kronprinz hatte er bei öffentlichen Veranstaltungen keine andere Wahl.

Das luftige Gewand der Wyvern hingegen entsprach genau dem, was er mochte. Manches war eng anliegend, manches berührte seine Haut kaum, so leicht und locker war es geschnitten. Seine Brüder trugen meistens eine Lederkluft, eigentlich die Art von Kleidung, die ein Krieger tragen würde. Nur sehr selten zwang seine Mutter die beiden dazu, formelle Kleidung zu tragen, die für einen Prinzen gemacht worden war.

Nymeris zuckte so heftig zusammen, dass er beinahe die kleine Schatulle in seinen Händen fallen ließ, als jemand ohne anzuklopfen in seine Gemächer stürmte. Er fluchte leise und fuhr herum, zu seinen beiden Brüdern: ,,Habt ihr euch zu fest auf den Kopf geschlagen?! Schon mal was von Anklopfen gehört, ihr Trottel?!"

Es gab nichts, dass der junge Wyvern mehr hasste, als unangekündigte Besucher, die keine Manieren hatten. Er holte eine Kette heraus und stellte die kleine Truhe zurück auf den Tisch.

Zu seiner Überraschung trugen die beiden ein dunkelblaues Prinzengewand, das ihre Mutter ihnen vermutlich bereitgestellt hatte.

,,Komm runter, kleiner Bruder. Wir kommen nur, um dich abzuholen.", Daemon hob abwehrend die Hände und half ihm dann dabei, die silberne Halskette anzulegen. Ein Geschenk von seinem Vater zu Nymeris' siebzehnten Geburtstag.

Er schnaubte. Rune hatte sich sogar das wilde Haar gekämmt. Sie erwarteten wohl wirklich hohen Besuch.

,,Seid ihr auch so neugierig wie ich?", fragte Rune nachdem sie gemeinsam durch die Gänge schlenderten, auf dem Weg in den Thronsaal. natürlich waren sie das, aber Daemon und er selbst waren besser darin, ihre Gefühle möglichst zu verbergen, wie es oft wichtig war. Rune war ein offenes Buch, das so einfach zu lesen war, dass es Gutenachtgeschichten für Küken beinhaltete. Doch zu seiner Überraschung nickte Daemon leicht und sagte: ,,Es ist lange her, dass man und in diese Art von Kleidung gezwungen hat."

Die vor dem Thronsaal positionierten Wachen neigten die Köpfe und öffneten ihnen die Tore. Die Eltern der Brüder saßen auf dem breiten Thron und warteten bereits auf sie. Auf ihren Köpfen jeweils eine goldene Krone.

Die Anmut und Schönheit seiner Mutter, in der prunkvollen Kleidung erstaunte Nymeris jedes Mal aufs Neue. Es war höchst selten, dass so etwas getragen wurde. Sein Vater wirkte eindrucksvoll und ernst wie immer. Nyx stand neben seinen Eltern, links des Throns. Rechts nahmen die Brüder ihre Position ein.

,,Ihr solltet euch öfter anziehen wie Prinzen.", sprach seine Mutter leise und Nys wusste, dass er nicht gemeint war. Auch wenn er es bevorzugte, in Hemd und Lederhose herumzulaufen, wenn er konnte, musste man ihn nicht dazu zwingen, sich zu kleiden und zu benehmen wie ein Prinz.

Gerade, als Daemon den Mund aufmachte um etwas zu sagen, öffneten sich die Tore und ein Sprecher betrat den Saal: ,,Eure königlichen Hoheiten: Ich darf Euch die Ankunft von ihrer Majestät König Ash, Herrscher über die See und Gezeiten, Sohn des Großen Anführers und Bezwinger der Alten Wesen...", der Verkünder schnappte kurz nach Luft ehe er weitersprach: ,,...und rechtmäßiger Thronerbe der Seeschlangen verkünden."



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