Baldige Ankunft

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Nymeris' Krone auf dem Bild.



Nymeris wurde von dem strahlenden Sonnenlicht geblendet, als er müde die Augen aufschlug. Trotz dessen, dass er auf der Schattenseite des Schiffes schlief, schien manchmal die Sonne herein, nur kurz und nur zur Mittagszeit, wenn sie am höchsten stand. 

Der Wyvern wollte sich wegdrehen, doch seine Flügel stießen gegen etwas, das ihn davon abhielt, sich von dem Fenster abzuwenden. Erst dann, fiel ihm wieder ein, was letzte Nacht passiert war. Nys richtete sich soweit auf, dass er einen Blick hinter sich werfen konnte. Tatsächlich lag Ash noch immer hinter ihm das Gesicht zwischen seinen Flügeln und einen Arm ausgestreckt, sodass die Hand der Seeschlange auf seiner Taille lag, sogar auch unter dem Stoff seines wieder verrutschten Hemds. So langsam kam die Vermutung auf, dass man absichtlich zu viel Stoff für seine Flügel herausgeschnitten hatte.

Nymeris schnaubte. Das Bett war viel zu klein für sie beide, zumal er auch noch Platz für seine Flügel brauchte. Ash lag genauso wie er am Rand des Bettes, es wäre leicht ihn einfach runter zu stoßen, aber...Etwas in ihm schmiegte sich diesem winzigen Hautkontakt entgegen. Die große Hand, die schwer und sicher auf ihm ruhte, der heiße Atem der Seeschlange, der seine Flügelmembran kitzelte und der eigenartige Geruch, den er noch immer nicht wirklich beschreiben konnte. Er war einfach...exotisch! Seine Nase hatte noch nie etwas derartiges gerochen. Manchmal fragte er sich wirklich, ob die Art seiner Brüder ihn dermaßen verdorben hatte, dass er nun genauso viel mit seinem Schwanz dachte, wie die beiden...

Als Ash sich neben ihm regte, legte Nymeris sich schnell wieder hin und schloss die Augen. Vielleicht würde die Seeschlange einfach gehen und den unangenehmen Moment wenn sie darüber sprechen mussten zumindest ein wenig hinauszögern. Die Hand auf seiner Taille entfernte sich langsam, als der Körper neben ihm sich drehte und mit einem dumpfen Geräusch neben dem Bett landete. Nys grunzte amüsiert und lachte leise, als er die leisen Flüche der Seeschlange hörte. 

,,Natürlich findest du das lustig, hätte mich auch überrascht wenn nicht.", bevor Nymeris etwas erwidern konnte, spürte er eine Hand zwischen seinen Flügeln, die ihn ebenfalls über den Bettrand stieß. 

,,Hey!", der Wyvern richtete sich auf und sah über den Bettrand hinweg auf die andere Seite, wo Ash gerade aufstand. Sein Haar war zerzaust und der Bund seiner Hose saß so tief, dass Nys einen sehr guten Blick auf die zusammenlaufende V-Linie an seiner Körpermitte werfen konnte. Die Schlange schien nur aus Muskeln zu bestehen...

Ash streckte sich gähnend und fuhr sich dann mit beiden Händen übers Gesicht: ,,So hatte ich nicht vor aufzuwachen."

Nymeris erwiderte nichts und zog die Vorhänge zu. Die Wärme sollte draußen bleiben. Warum hatte ihn eigentlich niemand geweckt? Caspen kam doch eigentlich immer mit dem Frühstück und Nys konnte sich nicht vorstellen, dass die Mannschaft ihren Kapitän nicht vermisste. 

,,Du siehst hungrig aus.", die Seeschlange bückte sich ein weiteres Mal, ging um das Bett herum, an ihm vorbei und hielt ihm dann ein Stück Stoff vors Gesicht. Der Wyvern brauchte einen kurzen Augenblick um erkennen, dass es sich dabei um seine Unterhose handelte, die er am Morgen vor zwei Tagen unter seinem Bett versteckt hatte. 

Erschrocken weiteten sich Nymeris' Augen und Hitze stieg in seine Wangen. Wie peinlich! Schnell schnappte er sich das Kleidungstück und stopfte es in die Holztruhe vor seinem Bett, ständig begleitet von Ashs Gelächter. 

,,Ich frage mich, wie die dahin gekommen ist."

,,Der Sturm.", was für eine dämliche Antwort. Am liebsten hätte er sich dafür selbst geohrfeigt.

,,Musst du nicht das Schiff steuern?!"

,,Das macht Sheiren. Aber zurück zum Anfang dieser Unterhaltung: Du bist sicher hungrig.", Ash hob abwehrend die Hände und trat einen Schritt zur Seite, als Nys nach den beiden Enden seiner Bettdecke griff und sie ausschüttelte. Ja, er war hungrig, aber zuerst wollte er einfach ein Bad nehmen. Der Schweiß von letzter Nacht klebte noch immer auf seiner Haut und die Hitze tat auch nichts Gutes hierzu. 

,,Du kannst Caspen gerne sagen, er soll mir in einer halben Stunde mein Essen bringen. Ich möchte davor noch ein Bad nehmen.", Nymeris beugte sich über die Holztruhe und suchte nach passender Kleidung. Sie würden heute die Küsten erreichen, darum sollte er sich auch dementsprechend kleiden. Immerhin vertrat er hier seine Rasse und die Drachen. Er suchte nach etwas möglich dünnem, doch im vergleich zu der Seide des Hemdes, fühlte sich jedes einzelne seiner Kleidungsstücke an, als wäre es für den Winter gedacht. 

,,Dein Bad muss erst vorbereitet werden, wir können zuerst frühstücken und währenddessen wird alles für dich vorbereitet."

Was sollte er da nun erwidern? Nein, er brauchte Abstand nach der letzten Nacht? Nein, er brauchte den Abstand, um nicht verrückt zu werden? Oder einfach: Nein danke. Letzteres würde die Seeschlange aber sicher kränken, warum auch immer ihn das interessierte. Vermutlich deshalb, weil Ash sich um ihn gekümmert hatte, wie seine Brüder es immer getan hatten und er sich jetzt schuldig fühlte. 

Aber wie sollte er Ash denn jetzt auch noch gegenüber sitzen? Sie hatten im selben Bett geschlafen, die Schlange hatte seine Unterwäsche unterm Bett gefunden und jetzt noch zu frühstücken, als wäre nichts passiert? Wie sollte das denn gehen?

,,Ich würde gerne alleine frühstücken.", begann Nys kleinlaut und spürte, wie sein Herz zusammensank, als er das Grinsen der Seeschlange augenblicklich verschwand und ein enttäuschter Ausdruck in dessen Gesicht trat. Das Leuchten in seinen Augen verschwand und die darin schimmernde Glut erlosch und wurde matt. 

,,Falls mein Verhalten dich gekränkt hat, tut mir das leid."

,,Nein! Eher im Gegenteil. Danke, dass du heute Nacht bei mir geblieben bist. Es ist nur, wir erreichen heute die Küsten und dann werden ständig Leute um mich herum sein. Fremde Seeschlangen überall und ein neues Zuhause. Ich möchte bis dahin einfach noch ein wenig Zeit für mich haben.", das stimmte zumindest teilweise. Zwar freute Nys sich, endlich dieses verfluchte Schiff verlassen zu können, doch die Küsten und vor allem deren Bewohner erschreckten ihn immer mehr. 

,,Ich verstehe. Meine Tür steht jederzeit für dich offen. Komm einfach, wenn du etwas brauchst. Ich gebe Caspen Bescheid."

,,Danke."


Den Nachmittag hatte Nymeris in seiner Kabine gebracht. Er hatte seine Kleidung sorgfältig ausgewählt, genauso wie seine Frisur. Der kleine Spiegel seiner Schmuckschatulle hatte sich als sehr nützlich dabei erwiesen. Er hatte sich dazu entschieden den unteren Teil seiner Haare offen zu lassen, während der Rest an den Seiten zu je einem anliegenden Zopf und schließlich zu einem großen Zopf in der Mitte geflochten war. Dort hatte er eine Art Haarnadel festgemacht, in Form eines Wyvern, um zumindest etwas zu tragen, das seine Art repräsentierte. 

Das Gewicht der Krone lags schwer auf seinem Kopf, obwohl sie sehr leicht und einfach gehalten war. Sie war aus Silber und bestand aus vielen miteinander verschlungenen Drähten, in deren Mitte ein wunderschöner Opal glänzte. Zur Abwechslung trug er dieses Mal auch etwas auffälligere Ohrringe, welche die hingen und wenige Zentimeter ober seiner Schulter endeten. Auch aus Silber und mit Opal besetzt. Trotz ihrer Größe waren sie leicht und filigran. Genau das, was Nymeris mochte.

Alles an ihm war schlicht gehalten und eher unauffällig, bis auf die Kette mit dem Feueropal an seinem Hals. er war sich nicht sicher warum, aber es fühlte sich richtig an sie heute zu tragen. Das Orange stach so extrem heraus, dass der Wyvern jeden Moment befürchtete, der Stein würde gleich seine Haut verbrennen. 

Die Sonne ging bereits hinter dem Horizont unter und verwandelte den Himmel in ein wunderschönes Farbenspiel, dass dem des Feueropals glich.  





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